Zach Bryan – High Road / This World’s A Giant
Während sich die Trennung von Brianna Chickenfry längst zu einem Feuilleton-Grabenkampf entwickelt hat, schickt Zach Bryan mit High Road und This World’s A Giant zwei Songs zum Standoff mit der zeitgleich abgehaltenen Podcast-Anklage seiner Ex.
Um die beiden Nummern inhaltlich einordnen zu können, ist gar nicht unbedingt eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Beziehungsende der beiden Mitzwanziger – oder ein konkretes Wissen, was es explizit mit Schlagworten wie Smallest Man, 12 Millionen Dollar oder Emotional Abuse auf sich hat – von Nöten: ein grober Überblick reicht völlig.
Zumal die beiden Songs wahlweise ohnedies eine relativ universelle Perspektive auf allgemeine Heartbreak-Szenen bieten können. Und damit in typischer Manier abholen.
Dass die zwei Singles dafür musikalisch geradezu generisch den hauseigenen Baukasten bedienen, überrascht auch nicht wirklich: Zach Bryan ist im Zweifel ein weitaus besserer Texter und Sänger, als Musiker im Allgemeinen – weil sein Repertoire an Akkorden und Melodien eben seit jeher sehr überschaubar ist.
Wie er diese Limitierungen mit emotional maximaler Tragweite einfängt, ist dabei aber einmal mehr berührend – aber eben auch etwas ambivalenter als sonst.
„New York this time of year ain’t good for me/ ’Cause all my friends lack self-control and empathy/ …/ I’vе waited by the telеphone all fuckin‘ night/ For someone that ain’t ever gonna call/ …/ It seems the quiet dreams have gotten much too heavy“ singt Bryan im sanften, jedoch etwas unrund zwischen seinen Parts umherschaltenden Acoustic-Stück High Road zur wunderbaren Harmoniestimme von Heaven Schmitt alias Grumpy. Und im noch besseren, demonstrativ nackt und ungeschliffen am DIY-Ethos produzierten This World’s A Giant, bei dem Gitarre, Bläser und Klavier eine Bon Iver-Atmosphäre räumlich einfangen, heißt es dann „I say I want kids even though I can’t quit/ The things that make me childish„. Ein bisschen Alltagsweisheit in der gewohnt gefühlvollen Singer-Songwriter-Melancholie, gleichzeitig näher an einer Oldschool-Authentizität und den noch ungenutzten Perspektiven von Boys of Faith.
Daher man dabei frappant an eine Schnittmenge von Summertime’s Close und Pink Skies erinnert wird, bevor die Klimax wie so viele Bryan-Kompositionen hinten raus zu stampfen beginnt, obgleich durch den Sound und die natürliche Ungeschliffenheit eine individuelle Bodenständigkeit bleiben, ist This World’s A Giant als Deep Cut-Rohdiamant in Summe dennoch ein wenig zu selbstreferentiell und vorhersehbar konstruiert. Da bleibt einfach Potential brach liegen.
Trotzdem: Jetzt, da Bryan sich vorerst (mal wieder) aus dem Tour-Alltag zurückziehen will, sind kleine Single-Appetithappen wie dieses Doppel ungeachtet der dazugehörigen Gossip-News eine willkommene Bereicherung seines Katalogs – Motorbreath und andere bisher unveröffentlichte Stücke wie Raining in My Mind können gerne alsbald folgen.
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