Z.O.A. x Boris – リフレイン (Refrain)
Die seit 2018 wieder weitermachenden Z.O.A. haben sich mit den 2017 doch nicht aufgehört habenden Boris für die Kooperation リフレイン (Refrain) zusammengetan: Ein Track namens リフレイン -If You / En attendant Godot-, der sich über 33 Minuten erstreckt.
Die gegenseitige Wertschätzung der beiden Parteien hatte ja bereits in den vergangenen Jahr vor allem über das zwei- bzw. dreiteilige einen ersten Höhepunkt erreicht, auf denen einzelne Mitglieder der beiden Gruppen sich zur Melange N/A zusammengeschlossen hatten.
Nun arbeiten Boris und Z.O.A. aber also gleich unter angestammten Bannern multipliziert zusammen: „Due to Z.O.A bandleader Morikawa’s participation in Boris recordings in recent years, as well as core members of both bands forming the collective A/N, Z.O.A rose once again, making a complete revival in February 2019. The band swiftly embarked on a solo live tour, which was then followed up with a new DVD and album produced by Atsuo of Boris, who has never been shy about stating how big of an influence Z.O.A has been on him. Z.O.A and Boris only grew more and more tightly connected, and the time was truly ripe for the two bands to perform together. Unfortunately, any such plans were put on hold not once but twice, first due the natural disaster back in October of last year, and again by the global pandemic this March.“
Und weiter: „This album is a recording that was planned for an early release on sale at the the venue to Z.O.A x Boris show scheduled for Sunday March 8, 2020 at Koenji High. „Refrain“ is a conceptual collaboration album by both bands that contains a single 33-minute musical suite that transcends space and time. The long, sonic pilgrimage of these two bands of unrelenting heretics resonates here as advance testament to the “inevitability” that has been promised. It is proof of the existence of both bands that have been tossed about once more by the cruel whims of fate. But, their time will surely come again.“
Was man dann bei allem Pathos auch (beinahe) so stehen lassen, denn tatsächlich ist リフレイン (Refrain) gerade nach LφVE & EVφL sowie Tears das stärkste Boris-Projekt seit langem.
リフレイン -If You / En attendant Godot- beginnt als jazziger Bluesrock, gar nicht so avantgardistisch, wie man angesichts des Personenregister erwarten würde, sondern viel mehr als lamoryant-kauziger Groover, der trotz gurgelndem Bass locker und leicht, geschmeidig und elegant auftritt – das Solo flaniert im Classic-Modus gar zu Mark Knopfler, belässt den Einstieg aber so catchy und liebenswert wie unangestrengt.
Erst nach vier Minuten scheint die Präsenz von Boris über den Song hereinzubrechen, verändert das Gesamtgefühl abseits der Nuancen. Der Rhythmus wird schwer, die Gitarren heulen, der Drone brütet von Rainbow aus Richtung Flood. Das Feedback ist freilich keine Urgewalt, das werden Boris in diesem Leben aber auch nicht mehr hinbekommen, doch weder überwältigend noch domestiziert steht es absolut ästhetisch im Dienste der Nummer.
Morikawa übernimmt in dieser Lage irgendwann flehend wieder das Zepter, dringlich und beschwörend – die Wucht der beiden Bands dahinter ist erwacht. リフレイン -If You / En attendant Godot- steigert seine Hingabe von da an, bis der Verdichtung der Marsch gespielt wird und Z.O.A. x Boris proggiger zurückgelehnt entspannen. Doch auch hier entwickelt sich ein Schub, ein Rausch, ein Jam und Exzess, der mit läutenden Glocken Schaum vorm Mund und den Saiten hat. Alles heult und vibriert und legt sich dann zur ambienten Einkehr vor die Kirche nieder, wo das Segment der Suite noisig aus der transzendenten Trance quietscht und knarzt.
So grandios リフレイン (Refrain) bis zu dieser Phase der Platte war – und später auch wieder werden wird – leistet sich das ohne Längen auskommende Konglomerat ausgerechnet zur Mitte hin einen gravierenden Schönheitsfehler, der frustrierend und ärgerlich für einen absolut unnötigen Bruch im ansonsten so homogenen Fluß des organischen Ganzen.
Ein abrupter Umbruch mit gezogenem Stecker nach 16 Minuten könnte so zwar auch dem Wechsel der Vinyl-Seiten geschuldet sein, doch obgleich リフレイン (Refrain) als retrofuturistische Dystopie neu anwächst geschieht nach 21 Minuten der nächste Cut – plötzlich ist man mitten drinnen im minimalistischen Geplänkel. Weswegen Boris und Z.O.A. ihrem monolithischen Song/Album-Leviathan ein derart willkürliches Intermezzo mitten ins Herz rammen, bleibt offen.
Trotz einer danach nicht mehr abzustreifenden Irritation nimmt リフレイン -If You / En attendant Godot- die Zügel danach aber wieder schlüssig in die Hand, wird zu einer nostalgisch verwehten, unangestrengt dahindriftende Elegie, die eine gewisse Gewalt in sich trägt, diese aber konzentriert beherrscht und hinten raus noch einmal kraftvoll erblüht. Und sich damit keineswegs als sinnloses Warten anfühlt – eher unruhig den Moment herbeisehnen lässt, wenn zumindest wieder regulär Platten aus Japan verschickt werden können.
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