YXOU – Shells / Wavering
Die Post Metal-Szene der Alpenrepublik ist ja eine äußerst vitale. Ihren Teil dazu tragen auch XYOU mit dem Doppel aus Shells und Wavering bei und sagen über ihre „(largely) instrumental music, blending elements from sludge, ambient and post-metal„: „We continuously experiment to push our boundaries from song to song.„
Wie die vormals als A Minor Place firmierende, seit 2021 als YXOU veröffentlichende Gruppe sich an eben Genre Post Metal jedoch vor allem im Kern als Grundgerüst festhält, um das Drumherum in ästhetische Variationen gleiten zu lassen, macht dann tatsächlich den eigentlichen Reiz des Quartetts (Sebastian Pietsch – Bass; Roland Tschismarov – Guitar; Matthäus Vogel- Drums/Synths; Stefan Dunst- Guitar/Loops/Synths) aus.
Shells erweist sich so zwar schnell als kompetentes Umschaltspiel – auf der einen Seite attackiert die Band mit einer dringlich nach vorne gehenden Gangart, als würden Russian Circles den Math proben, den metallischen Riffs immer mehr atmosphärischen Raum und Tiefenwirkung beibringend, bis die scheppernden Drums und schrubbenden Postrock-Gitarren vor den sakral ergebenden Texturen massiv drückend schrauben; und auf der anderen kontrastiert eine ambienter durchatmende Kontemplationen, die das Tempo elegischer bremst. Dass das Gegenpolen oft zu abrupt konstruiert überhastet wird, ist dabei schade. Doch sobald die Nummer sich bis zu den ätherischen Silent Hill-in-65daysofstatic-Träumen des sphärischen Gesangs von Khleli verlagert, entwickelt sich eine runde Anziehungskraft, die mit seinen plätschernden Gitarren und der tropikal federnden Lockerheit der Drums die Fantasie eines shoegazenden Yacht-Deliriums erzeugt. Wunderbar!
Noch ganzheitlicher gerät Wavering: das zappelnde Schlagzeug lässt an den Math von Lite denken, die Saiten oszillieren dazu in soghaft verflochtener Eleganz und zeichnen eine sehnsüchtige Weite – nur um umso aggressiver in einen von der Tarantel gestochenen, ballernden Rausch zu verfallen – aber dabei die Nahtstellen organisch fließend verbindend.
Später schweifen noch gelöste Isis-Gedanken und stürzen sich über die gewaltige Zugkraft der Rhythmussektion in die kraftvoll rollende (instrumentale Post-Screamo-)Flut eines imaginativen Panoramas, lassen das grundlegende Ambiente eher haften, als konkrete kompositorische Motive. Das ist auf dem ersten Blick in den grundlegend reaktionären Grenzen des Genres vielleicht trotzdem nicht per se spannend, auf den zweiten (und darüber hinaus) aber einfach verdammt befriedigend, alleine schon für das Kopfkino.
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