Youth Lagoon – Wondrous Bughouse
Kann man zu sehr nach Animal Collective und MGMT klingen? Ben Allen hat jedenfalls bereits als Produzent für erstere sowie weitere namhafte Indiegrößen ala Deerhunter gearbeitet und prägt mit seinem Kaleidoskop-artigem Psychedelik-Sound nun auch das zweite Album von Trevor Powers alias Youth Lagoon maßgeblich.
Die verhuschte Lo-Fi Schludrigkeit des zerknitterten Indiepop -Einstands ‚The Year of Hibernation‚ ist für ‚Wondrous Bughouse‚ also einer kristallisierenden Vielschichtigkeit gewichen, Youth Lagoon drehen sich kunterbunt als funkelnder Flohzirkus auf zahlreichen Ebenen in experimenteller Schräglage. Ehemalige Unschuldigkeit tauscht Platz mit einer schüchternen Hemmungslosigkeit, der Kirmes von Youth Lagoon steht dennoch weiterhin an einem klaustrophobisch dunklen Abgrund aus Zwängen und Ängsten. Nicht nur im gleich zu Beginn majestätisch vibrierenden Melodiereigen und Geniestreich ‚Mute‚ scheint der hinter zahlreichen Hallwänden schunkelnde Powers nun also mindestens zwei verschiedene Songs simultan auf wattiert zierpenden Keyboards zu spielen, deren Ergüsse sich dabei geradezu unerklärlich ineinander verflechten und sich bezaubernd in ihrer komplexen Selbstverständlichkeit ergänzen.
Das Songwriting des 24 jährigen Multiinstrumentalisten, es ist für ‚Wondrous Bughouse‚ nicht weniger verschroben geworden, aber um einiges hibbeliger und aufgedrehter, grundsätzlich versierter. Seine theoretischen Popsongs verstecken sich immer noch unter einer niemals konkret werden wollenden Schicht aus Umständlchkeit, leichter Psychedelik und ätherisch zirkulierenden Farbrädern. Ohrwürmern wie ‚Dropla‚ („You’ll never die/ you’ll never die/ you’ll never die“ wird zum Mantra in den repetitiven musikalischen Schleifen) kann man sich gerade deshalb nicht entziehen, die Sogwirkung aus blinkend-verträumten Hooklines und gemächlich in Trance reitenden Melodien ist eine immense. Aus den vielen Schichten über ‚Pelican Man‚ taucht immer wieder ein quierliges Piano auf, das nicht verstehen will wie balladesk die Situation eigentlich gerade ist, ‚Raspberry Cane‚ und der hippieske Anhang kaschieren ihren ausgeprägten Jam-Charakter zu keinem Zeitpunkt.
Ob Produzent Allen dem jungen Youth Lagoon-Alleinunterhalter ausnahmslos einen Gefallen damit getan hat, die heimelige Atmosphäre des Vorgängers gegen eine phasenweise beinahe zirkustaugliche Ausgelassenheit (vgl.: das gemütlich kurbelnde Unterwasserringelspiel ‚Attic Doctor‚ – samt wiehernder Pferde) ins Rampenlicht von Animal Collective zu zerren liegt wohl im Ohr des Betrachters. Die Strahlktaft Youth Lagoon’s ist jedenfalls eine gänzlich andere als bisher, nicht zwangsläufig schlechter. Aber wo der Rahmen aus den funkelnden Instrumentalen ‚Trough Mind and Back‚ und ‚Daisyphobia‚ als atmosphärisch an den Synapsen spielende Standortbesgimmung dient, zieht es die Kompaktheit des Debütalbums auf ‚Wondrous Bughouse‚ doch merklich in die weitläufige Länge. War ‚The Year of Hibernation‚ eben eine verinnerlichte Tour durch das eigene Schlafzimmer von Powers geworden ist, öffnet ‚Wondrous Bughouse‚ die Tore zur unerschrockenen Erkundung der Außenwelt. Der 50 minütige Ausblick hier zeigt bereits: es könnte in Zukunft noch viel spannender für Youth Lagoon werden, tausende Möglichkeiten stehen zur Auswahl. Zwischen MGMT, Panda Bear und Avey Tare, frühen Grizzly Bear (‚Bath‚) und samtweich rotierenden Synthesizern – wären das Gitarren müsste man Yo La Tengo ins Spiel bringen – greift sich der schick ausfransende Hispter-Traum ‚Wondrous Bughouse‚ bereits zahlreiche davon und ist damit bereits jetzt ein heißer Kandidat für die Konsenslisten am Ende des Jahres.
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