Yoo Doo Right – A Murmur, Boundless To The East
Im starken Postrock-Jahrgang 2021 hat man doch vor lauter Genre-Kalibern Don’t Think You Can Escape Your Purpose, das Debütalbum von Yoo Doo Right, übersehen. Zum aufmerksamkeitsfördernden Glück legt das kanadische Trio mit A Murmur, Boundless To The East aber praktisch unmittelbar nach.
Gemeinsam mit Produzent Radwan Ghazi Moumneh (Suuns, Ought, Fly Pan Am) sowie der im Rahmen der Platte vertretenen Gast-Violine von Jessica Moss setzen Justin Cober (Vocals, Guitars, Synthesizers), Charles Masson (Bass) und John Talbot (Drums) ihre stilamalgamisierende Reise aber auch in sonstiger Hinsicht grundlegend nahtlos fort. Say Less, Do More poltert pochend mit seiner Percussion, flimmert und schillert heroisch erwachend mit orchestraler Tendenz und folgt dem MO der Band, klassischen Postrock mit spacigem Kraut-Vibe zu fusionieren. Wenn der Opener das stetige Anziehen der Spannung löst und ins unaufgeregte Schreiten übergeht, ist da mit der einsetzenden hallenden Rezitation der Vocals auch wieder ein Postpunk-Flair mit shoegazender Weite – assoziativ wächst die Ästhetik von Disappears mit Manierismen der Secret Machines oder Slift opulent, aber so natürlich und ohne Bombast zum malerischen Abschied a la Godspeed You! Black Emperor.
Besser als auf diese ersten Meter wird A Murmur, Boundless To The East im weiteren Verlauf nicht zwar mehr – weil nirgendwo sonst die zu Ende gedachte Komposition schlüssiger mit dem instinktiven Jam zusammenfindet – sich in die Odyssee fallen zu lassen ist dennoch äußerst reizvolle, auch wenn stets das Gefühl bleibt, dass das live eingespielte Material eigentlich erst als Ausgangslage für tatsächliche Konzerterlebnise darstellt und letztendlich auf der Bühne tatsächlich befriedigend funktionieren wird.
SMB stampft jedenfalls Math-oszillierend und baut seine Spannungen mit unendlicher Geduld auf, spitzt sich gar kurz zu, dreht aber kurz vor dem Exzess und der Kakophonie ab. Dérive schwebt zwischen hi-hat-hibbeligen Aufbruchstimmung der zappelnden Rhytmussektion sowie dem kontemplativen Perlen der Gitarren mit sanften Synthieschüben, dient dann aber immer mehr dem ambienten Klangflächen-Schimmern. Der verhaltene, flach angezogener Klimax samt Retour-Wendung zum Modus des Anstiegs stellen allerdings einen enervierenden Handlungsbogen dar – da können auch die knapp erlösenden letzten Meter nichts ändern.
Erfolgreicher folgt The Failure of Stiff, Tired Friends dieser Auflösung: der entspannte Space-Kraut gleicht einem meditativer Flug über stellare Ozean mit Western Flair, macht den Weg zum Ziel und nimmt mit seiner stimmungsvollen Atmosphäre ein.
Ambivalent auch der Closer Feet Together, Face Up, On the Front Lawn, der alleine mit seiner Spielzeit von knapp 17 Minuten dezidiert monolithisch sein will: malerisch schwerfällig und erhaben stackst die Epik am stoischen Kakophonie-Panorama von Grails entlang – am Abgrund, aber schöngeistig. Plötzlich injiziert sich die Band allerdings ein nervöses Lite-Adrenalin mit skandierenden Vocals, eigentlich zu abrupt und willkürlich in die bisher etablierte Struktur platzend. So wechseln Yoo Doo Right die Auslage zwischen diesen beiden Gängen, zeigen ein Ringen zweier dualistischer Motive nur der konterkarierenden Reibung wegen, was allerdings unrund anmutet – zumindest ist die dringliche Schiene nicht kohärent entwickelt.
Zumal das monumentale, stoische Narrativ klar das Spektrum dominiert, die Mutation in den dunklen Drone Metal hervorragend gelingt – dort aber leider zu kurz verweilt, um Wurzeln zu schlagen oder zu plätten, sondern stattdessen ziemlich unspektakulär verglüht. Weswegen es schon so ist, dass der relative Schnellschuss A Murmur, Boundless To The East zwar das Momentum gut nutzt, aber sein Gewicht auch nicht ideal auf den Boden bringt.
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