Yeasayer – Erotic Reruns

von am 28. Juni 2019 in Album

Yeasayer – Erotic Reruns

Die ehemaligen Ethno-Originale von Yeasayer bestätigen mit Erotic Reruns ihren Weg von der einst herausragenden Ethno-Popband zum austauschbaren Plastikeinerlei weitestgehend.

Was man dem fünften Studioalbum der Brooklyner zugutehalten muss, ist die Tatsache, dass Erotic Reruns kein (zwangsläufig) derart unausgegoren aus dem Leim gehendes Sammelsurium wie sein Vorgänger geworden ist: Knappe 29 Minuten und neun Songs sorgen diesmal für einen vergleichsweise kompakten Fluss, vertändeln sich nicht auf derart vielen Irrwegen, wie Yeasayer das auf Amen & Goodbys zuließen, und sind somit praktisch ohnedies vorbei, bevor überhaupt Ärger über etwaige Frustrationen aufkommen könnte.
Schließlich sind auch die qualitativen Amplituden in dieser destillierten Maße dünner geworden: Für zukünftige Best of-Sammlungen reklamiert eigentlich nur noch Let Me Listen In On You Platz (weil es aus der Dunkelheit in einen beatlesken 60s Pop mit wundervoll pompösen Refrain schunkelt und zudem einen frickelig aufgedrehten Twist parat hält) – während es Ecstatic Baby mit seinem Pfeifen sowie einem unzählige mal bis zur Erschöpfung repetierten Refrain samt irritierend abrupt abgebrochenen Finale auf der anderen Seite des Spektrums wiederum schafft, in nicht einmal drei Minuten mit seiner penetranten Brechstangen-Eingängigkeit so schnell zu nerven, wie keine andere Nummer der Band zuvor.

Zwischen diesen aufsehenerregenderen Polen vertändelt sich Erotic Reruns dann aber gerade über eine schwache zweite Hälfte in einer beiläufigen, nicht einmal unangenehmen Egalität, die den seit Odd Blood installierten MO (flippiger Synth-Indie Pop, psychedelisch angehaucht und mit globalem Touch) von Yeasayer ohne Spektakel, berauschende Kreativität oder spannende Ambition so mutlos wie rundum souverän nach Hause spielt. Vieles wirkt viel zu überhastet abgehandelt, nicht schlüssig zu Ende gedacht, viel zu leicht zugänglich gemacht, ohne an die Halbwertszeit zu denken – wieviel Potential Yeasayer verschludern ist schlichtweg ärgerlich.
Sicher sind Songs wie das die neue Direktheit vorwegnehmende People I Loved (mit seinen funkig zum „Lalala“ lickenden Gitarren) oder Crack a Smile (ein netter krautiger Groove, irgendwo zwischen Spaghetti Western und „Eieieieiei“-Singalong) kurzweilige Ohrwürmer und symptomatisch für den enorm catchy abholenden Beginn, aber eben keineswegs mehr so schlau konstruiert wie einst, in den schlechtesten Momenten eher (bis zu brachial) aufdringlich agierende Offensichtlichkeiten, die kaum das Interesse wecken, Ihnen aktiv konsumiert öfter zu begegnen.

Für den sommerlichen Gebrauch nebenher funktionieren Teile von Erotic Reruns dann aber – zumindest schlichtweg verdammt okay.
Blue Skies Dandelions setzt ein beinahe souliges Flair, R&B-Drums und eine bluesig dängelnde Gitarre in hibbeligen Kontext – es passiert nur gefühltermaßen in der kreierten Stimmung einfach nichts. Dem nonchalant flapsig-flanierenden Stomper I’ll Kiss You Tonight fällt außer schlumpfhaften „Lalalala“s keine Akzente ein, wohingegen das bläsergetriebene 24-Hour Hateful Live! die gurgelnde Skizze einer Party darstellt, wie sie MGMT mittlerweile zu aufgedreht sein dürfte. Ohm Death macht hingegen ein stacksendes Sedativum aus einer an sich guten Melodie, wo Fluttering In The Floodlights als netter Synthpop wenig falsch macht und trotzdem vollkommen eindruckslos entlässt.
Erotic Reruns kommt deswegen in Summe auch keinem Affront gleich, ist aber letztendlich eigentlich nur zu egal dafür. Einfacher zugänglich war bisher noch keine Yeasayer-Platte, viel hängen bleibt im Umkehrschluss aber noch lange nicht.  Mittlerweile scheint es insofern bestätigt: Yeasayer haben trotz minimal nach oben korrigierender Leistungskurve einfach alles Essentielle gesagt.

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