Yautja – The Lurch

von am 13. September 2021 in Album

Yautja – The Lurch

Als hätten Coalesce sich mit Nails angelegt oder Aaron Turner die jungen Mastodon in die Mangel genommen: Yautja sind nach der Single Test Subject und einer Split mit Chepang mittels ihres Drittwerkes The Lurch als Nischensensation auf Relapse angekommen.

Aggressiv und harsch könnte der Bass Häuser zum Einsturz bringen, die Gitarren peitschen die Riffs ätzend voran und lassen sie ausbluten, die absolut exzellenten (!) Drums treiben die progressiv komponierten Pit-Katalysatoren mit einer schier unbändigen Energie voran. Alleine die Performance, die Ästhetik und der Sound, den die das kehlige Gebrüll brüderlich teilenden Tyler Coburn (Schlagzeug), Shibby Poole (Gitarre) sowie Tieftöner Kayhan Vaziri mit Scott Evans in Steve Albinis Electrical Audio Studio in Chicago auf Band geprügelt haben, strotzt vor Power und Intensität, kocht Versatzstücke aus dem Mathcore, Sludge und Noiserock mit viel Biss auf.
Am besten ist das Trio aus Nashville dabei immer, wenn es die rohen Wucht und rotzigen Wildheit ihrer Melange kompakt hält, also wie in A Killing Joke oder Tethered seinen punkigen Instinkten folgt.

Meistens aber reiben Yautja die Konturen des (immer starken, niemals aber mit herausragenden Genieblitzen hängen bleibenden) Songwritings auf, gehen Umwege, machen es niemandem zu einfach. The Spectacle etwa pflegt erst die pure Heaviness, bevor es wie von der Tarantel gestochen eskaliert. Das vertrackte Wired Depths klingt dagegen, als hätten Sumac einen Jam nach Baptists-Vorlage eingelegt, während sich The Weight oder Clock Cleaner sich besonders manisch und verzweifelt drangsalierend verdichten. Catastrophic ist eine Deklination grimmig-malmender Tempostufen hin zum Blackened Hardcore und Before the Foal ein in Schieflage aus dem Leim bratzender Monolith ohne epischen Klimax – ein wenig Luft nach oben bleibt eben zu jedem Zeitpunkt spürbar.
Dass diese Ausrichtung auch zu ein paar wenigen mäandernden Metern führt, gerade im doomiger geißelnden Undesirables, das zähflüssiger und zerfahrener im Feedback malträtierend eine (im positiven wie negativen Sinne) erschöpfende Wirkung hat, passt allerdings zum Wesen von The Lurch im Speziellen und Yautja im Allgemeinen. Dieser Kotzbrocken von einer Platte will schließlich impulsiv goutiert, aber nicht analytisch zerpflückt werden – und wird sich als physische Liveerfahrung noch um ein paar Level steigern.

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