Yaelokre – Hayfields

by on 12. April 2024 in EP

Yaelokre – Hayfields

Keath Ósk kreiert im Alleingang – vom Art Design über das Songwriting bis hin zur Performance – ein multimediales Rollenspiel, gebündelt im surrealem Chamber Folk. Die EP Hayfields ist ein erster Kurztrip in diese Wunderwelt.

Wir lernen dabei ein Gruppe (The Lark) von vier singenden Teenagern (?) kennen: Anführer Cole Seymour und sein Love-Interest Clémente Dearworth aka Clémmie, Peregrine August und Kingsley, die durch eine Welt namens Meadowlark ziehen und dabei augenscheinlich mehr oder minder in den Diensten der geheimnisvollen The Harkers stehen. Davon erzählt das Ehepaar bellringer und the storyteller.
Das sind im weitesten Sinne die Rahmenbedingungen, die Ósk von den Philippinen mit einer Geschichte füllt, jedem Charakter eine eigene, Stimme samt individueller Klangfarben und Akzente (zur Hälfte auch auf isländisch, zur Hälfte auf filipino gesungen) verleiht – irgendwo zwischen Assoziationen an Björk, Joanna Newsom und Kate Nash  – und in eine Art Fantasy Folk kleidet.

Will man sich nicht mit diesem Worldbuilding auseinandersetzen, fesselt aber auch alleine der musikalische Aspekt des Projekts.
Am deutlichsten passiert dies natürlich bei Harpy Hare – dem beschwingt schrammelnden Stomp and Holler-Ohrwurm und minimalistisch gehaltenen Of Monsters and Men-meets-Cranberries-Hit von Hayfields, in dessen angenehm bescheiden und unpoliert bleibenden Windschatten Yaelokre ein veritabler viraler Hype geworden ist. Dass die Produktion sich eine ungeschliffene DIY-Ästhetik bewahrt, kommt der archaischen, aus der Zeit gefallenen Mystik der Musik entgegen und vertieft die Atmosphäre.

Gegen das Highlight der EP kommt das restliche Material nicht ganz an, fällt aber sehr stimmungsvoll veranlagt auch nur bedingt ab. Hartebeest summt friedvoll in einer naturalistischen Aufbruchstimmung und entwickelt eine fast mittelalterliche Hymnik. And the Hound schreitet dagegen in einem entspannteren Groove und das zurückgenommene Neath the Grove is a Heart zieht sich an die Mandoline zurück, bimmelt aber später verträumt mit Streichern in einen behutsamen Folkpop-Sound aufblühend, streckt sich in verheißungsvoller Sehnsucht in den Himmel, feierlich jubilierend.
Wo all das Brimborium jenseits der musikalischen Ebene einem da schnell zu viel werden kann, ist Hayfields auf das Wesentliche – die Musik – reduziert eine eindrucksvolle Rohdiamanten-Talentprobe, die wahrlich großes verspricht.

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