WU LYF – WU2 (demos)
Was für ein Rohdiamant: Zehn Jahre nach dem ersten und leider einzigen Album von WU LYF zeigt sich, was hätte sein können: Ellery Roberts und Co. zaubern die WU2 (demos) als aus der Nachlass-Versenkung.
„Whilst preparing the 10th Anniversary Re-issue of the Singular WU LYF LP- „Go Tell Fire to the Mountain“ a long forgotten hard drive was unearthed that held a pristine archive of the golden years of the LYF’s creative output. On it we found many snapshots of early Live Performances, Scans of all the Collaged Art works and Paintings, numerous Beautiful Photos captured by Friends and Lovers and to our surprise a folder of live & improvised Demos for what could have been the 2nd WU LYF LP that tragically was never finished.“ erklärt die Band im Zuge einer unlängst abgelaufenen (und leider wohl von vielen Fans verpassten) Kickstarter-Kampagne.
Besagte Demos gibt es nun zumindest auch via Bandcamp – und sie lassen davon träumen, wohin die World Unite Lucifer Youth Foundation mit ihrem Zweitwerk wachsen hätte können.
Zumindest wirkt es auf diesen unfertigen Demoaufnahmen und Ideen ausprobierenden Live-Expeditionen so, als hätten sich WU LYF tendenziell für eine Hinwendung zu einer postrockigeren, strukturoffeneren Form ihrer fast klerikalen Indie-Interpretation entschieden. Ein Eindruck, der sicher schon alleine dadurch entsteht, da WU2 (demos) zu weiten Strecken rein instrumental daherkommt, der unverkennbare Trademark-Gesang von Roberts mutmaßlich aber zum Zeitpunkt der Aufnahmen wohl auch einfach noch nicht fertig gewesen sein könnte. Wenn seine Stimme jedoch auftaucht, tut sie dies selbst ohne die nötigen Produktionsbedingungen mit einer absolut markanten Präsenz.
Dennoch ist es überraschend, dass diese Compilation aus Skizzen auch so zu einem bereits relativ stimmigen Ganzen arrangiert wurde, zusammengehalten von einer Klammer, die mit einem immanenten Gefühl der nostalgischen Vertrautheit an Bord holt und auch absolut befriedigend entlässt.
The Infinite Way nimmt sich mit oszillierenden Gitarren Zeit, baut hymnisch die erhebende Geste auf. Roberts kräht dazu beschwörend heiser aus dem Lofi-Sound, Streicher schwelgen betörend und WU LYF beginnen praktisch dort, wo andere Bands erst ihr Finale entfesseln, wenn die Drums Spannung aufbauen und sie in einem schmissig shakend-stacksenden Befreiungsschlag lösen: man ist sofort drinnen im Gefühl, das Go Tell Fire to the Mountain vor einem Jahrzehnt erzeugte – und das bis heute Eindruck hinterlassen hat. Am anderen Ende der digitalen Platte schließt Triumph den Rahmen ähnlich veranlagt als jubilierend ausgelassene Math-Lieblichkeit und der Sicherheit, dass es der Band nicht an potentiellen Singles gemangelt hätte.
Faszinierender ist dennoch das, was Roberts, Evans Kati, Tom McClung und Joe Manning dazwischen treiben.
New Babylon Blues ist im typischen Sound der Band etwa ein somnambuler Tanz aus kurzen Spannungsentladungen durch kompakte Drumsalven sowie einem sehnsüchtigen Geplänkel aus Gitarren und kosmopolitischen Streichern im Stile von Grails geworden, wo A Spiritual Song nahtlos übernimmt und zurückgelehnt wie der epische-geduldige Nachhall von Explosions in the Sky klingt, weitläufig und ungezwungen wandernd. Stay Safe steigt dagegen mit viel Melancholie in den traurigen Doomjazz-Keller und findet dort das kontemplativ-nachdenkliche Geplänkel von Eyes Gone Square.
Spätestens wenn das Highlight Mama Cita eine absolut traumhafte Gitarrenlinie bietet, die weit vor dem weit im Hintergrund zurückgenommenen Gesang steht, als symbiontische Schönheit die Ahnung eines Instant-Klassikers weckt und A Spiritual Song Part II dort kurz in den Shoegaze/Drone übersetzt, vor dem provozierten Exzess aber abgewürgt verklingt, dann ist da irgendwie die Vermutung, dass WU LYF den Hype um ihr Debütalbum mit einem noch besseren Nachfolger gestemmt hätten.
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