Worm – Bluenothing

von am 14. November 2022 in EP

Worm – Bluenothing

Bluenothing versammelt zwei Songs, die von den Sessions des 2021er Durchbruch-Vierwerks übrig geblieben sind, vor ebenso vielen neuen Stücke. Schließlich hat die Mehr-oder-minder-Band aus Florida unlängst ja eine weitere Initialzündung erfahren.

Als hätten Worm mit Gloomlord und Foreverglade nicht bereits einen in der Szene viel Aufmerksamkeit generierenden qualitativen Quantensprung hingelegt, hat man nun auch noch den rastlosen Midas Phil Tougas (alias Wroth Septentrion) im Lineup. Ein Umstand, den man Bluenothing angesichts der an allen Ecken freidrehenden Gitarren mutmaßlich auch unmittelbar anhören kann, die „Guitar / Necromantic Shred“-Performance lässt jedenfalls immer wieder mit der Zunge schnalzen, derweil Mastermind Phantom Slaughter (Vocals / Guitar / Bass / Synth) die Zügel in der Hand behält und von Nihilistic Manifesto (spielte die Gitarre auf Shadowside Kingdom ein), Necreon (ebendort verantwortlich für den Bass), sowie L. Dusk (Drums auf Bluenothing & Centuries of Ooze II) und Charlie Koryn (Schlagzeug auf Shadowside Kingdom) unterstützt wird.

Die A-Seite wird unter diesen Voraussetzungen mit dem Appendix von Foreverglade gefüllt. Der Titelsong hätte dabei ursprünglich der Closer der 2021er-Platte sein sollen, ist als  Herz- und Teilstück dieser EP aber keineswegs verschwendet. Sakral schwelgen Worm im pastoralen Death Doom mit choralen Texturen, die Gitarren heben im bedächtigen Tempo sofort zu einem unbändigen Solos an, tektonische Growls antworten auf fieses Keifen. Der Geifer schlängelt sich durch die finstere Atmosphäre, deren feuchte Wände mit gotischen Synthies flimmern. Nach dem ersten Drittel treibt das Tempo an, stellt sich breitbeiniger auf und schimmert als Kathedrale zum Heroik des Classic Metal. Im letzten Drittel der Nummer werden dagegen drei Segmente – die große Geste; die stoische Walze zur Gitarrenachterbahn; die heroische Sehnsucht der Melancholie – stimmig, aber mit erkennbar Auf- und Abblenden der Nahtstellen aneinandergereiht.
Auch Centuries of Ooze II kategorisiert sich nicht als Ausschussware: der gemächlich schleppende Ambient labt sich in Zeitlupe an den Saiten und dem flächigen Keyboard. (Wie großartig Produktion und Mix der EP sind, lässt sich hier auch beispielsweise an den abgedämpften, kaum wahrnehmbaren geschrammten Saiten ganz im Hintergrund nachvollziehen, bevor der Song monolithisch schreitet). Spät vollziehen Worm den (wieder nicht restlos sauber herbeigeführte) finale Schwenk, der mit einem fast mantraartig den Kreis gniedelnd schließenden Schamanismus einhergeht (der dann auch das zuerst kaum bemerkbare akustische Element stärker betont).

Die B-Seite eröffnet dagegen ein neues Kapitel für Worm, oder wie der Beipackzettel zum abschließenden Shadowside Kingdom es besonders blumig umschreibt: „The Song denotes the arrival to the remote twilight stronghold at the edge of blackness where Phantom Slaughter’s tyrannical celestial necromancy can flourish undisturbed by mortal disquiet and axe wielder Nihilistic Manifesto crafts a thousand spires of darkly cascading melodies. Simply one of the best symphonic Black Metal tracks since the style’s late 90’s apex.
Was dann gar nicht so absurd ist, wie es sich liest. Denn in der grundlegenden Hinwendung zum Black Metal zupfen die cleane Gitarren erst über den gespenstischen Abgrund der Mystik, ein Chor beginnt kaum fassbar zu schwelgen – und justament wenn man meint, dass das Sequencing der Platte mit den Highlights auf der ersten Seite doch latent unterwältigend ausgefallen ist, weil zwei gefühlte Intermezzi an den Schluss gepackt wurden, platzt der Nummer der blastende Knoten und Worm rasen manisch auf die Überholspur mit ausladenden Arrangements.
Obwohl Invoking The Dragonmoon da als sinister wunderndes Suspense-Zwischenspiel mit knapp 150 Sekunden keinen derartig imposanten Eindruck hinterlassen kann (und außerdem ja auch wieder herrlich geil cheesy gniedelnde Soli und Doppel-Leads hat), entlässt der Ausblick auf die Zukunft der dicht zusammenstehenden Arbeitsgemeinschaft keineswegs mit Sorgenfalten (weil ernsthaft, selbst ohne Fanbrille – Tougas kann offenbar eh nicht nicht abliefern!). Viel eher kommt das eher diametral ausgerichtete, dann wie ein Stückwerk wirkende Bluenothing gleichermaßen einem feinen Dessert und einer die Geschmacksnerven anregenden Vorspeise gleich, die gar nicht die Sättigung der Hauptgänge haben will.

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