Wolfmother – Rock Out
Die als fünftes Studioalbum getarnten EP Rock’n’Roll Baby hat eigentlich keinen Zweifel daran gelassen, dass Victorious nur ein zufälliger qualitativer Ausreißer nach oben war. Wolfmother gehen mit Rock Out dennoch auf Nummer Sicher.
Als potentiell neuer Tiefpunkt in der Diskografie der Band (die natürlich immer noch so unkaschiert nur Andrew Stockdale ist, auch wenn aktuell Drummer Hamish Rosser und für zwei Songs Bassist Alexx McConnell als personelle Erfüllungsgehilfen ausgewiesen werden) setzen Wolfmother dafür auf den gewieften Trick, nicht mehr nur wie trauriger Schatten ihrer ersten beiden Platten zu klingen (Feelin Love eröffnet dennoch als unsagbar träges und behäbig auftretendes Handbremse-Recycling von Woman), sondern auch wie relativ blutleere Kopien anderer Kombos: Der Titelsong klaut etwa unverhohlen Black Math bei den White Stripes und imitiert dabei Thin Lizzy (macht aber angesichts der gezeigten Energie dennoch halbwegs Laune) und das unsägliche Upload ist praktisch Hot-Blooded von Foreigner, das mit Fortdauer förmlich einzupennen scheint, zumal sich Stockdale einen eigenen Refrain ausgedacht hat, der an sich schon nervtötend heult, dann aber auch noch endlos wiederholt wird, bevor Outside wie eine ungelenke Sunshine-Singalong-Adaption einer beliebigen Oasis-Formel am Puddle of Mud-Reißbrett konzipiert ist.
Damit ist der Grad der Inspiration auf Rock Out gesetzt, doch freilich gibt es auch positives. Den zuletzt oft unfreiwillig dilettantisch klingenden DIY-Garagen-Sound, den Stockdale Wolfmother seit einigen Alben verschrieben hat, bekommt der 45 jährige Australier mittlerweile (sicherlich entlang einer polarisierenden Wirkung in Fan-Ohren) mit satt-organischer Wucht in den schön bauchigen Rhythmusinstrumenten stark hin, findet für seine Stimme und die Gitarre darüber wine gute Balance.
Only Way zeigt so einen an sich knackigen Drive und setzt auf einen simplen Stadion-Refrain und das cool abgehangene Metal & Fire würde (im Gegensatz zum kaum eindimensionaler gestrickt sein könnenden, sein Ding aber fast vier Minuten – und damit drei über Gebühr – durchziehenden Cowbell-„Metal“ von Mantle) vermutlich zwar sogar Danko Jones verlegen schmunzeln lassen – doch zumindest wird man sich an diese Nummer ausnahmsweise auch mit ein bisschen Abstand noch individueller aufzeigend erinnern können.
Ganz im Gegensatz zu den meisten restlichen Songs hier, die entlang bisweilen grotesk schwacher Texte (vgl. etwa Humble, indem Stockdale vor einem blaugepausten AC/DC-meets-Black Sabbath-Hintergrund bis zum Erbrechen ermahnt bescheiden zu bleiben) im besten Falle solide Hardrock-Standards aus dem Baukasten (glücklicherweise?) ohne ambitionierten Mehrwert sind, schlimmer aber, ohne relevanten Unterhaltungswert auskommen. Nie wirklich gelungen, nur manchmal tatsächlich schlecht (wobei alleine das flapsige Ego als selbstironisch gemeinter Offenbarungseid arg grenzwertig ist) – aber praktisch stets unmittelbar wieder vergessen greift das Momentum nur bedingt jenseits der Langeweile, zeigt dazu auch keinerlei Nachhaltigkeit.
Ein paar routinierte Riffs bieten nicht die nötige Zugkraft, ein Spannungsbogen ist bis zum unmotiviert auf Autopilot geschlagenen und vollends in der Luft hängend zurücklassenden Closer Walking praktisch nicht vorhanden. Rock Out ist dabei insofern aber weniger ärgerlich als frustrierend, weil es wirkt, als könnte Stockdale mit kreativen Reibungspunkten potentiell durchaus noch einmal Material liefern, das Wolfmother nach mehr als einer leidlich motivierten Rechtfertigung klingen lässt, um die Miete bezahlen zu können.
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