Wolf Parade – EP 4
Ziemlich überraschend reaktivieren Spencer Krug und Dan Boeckner Wolf Parade nach knapp 5 Jahren Auszeit. EP 4 ist deswegen auch wie seine drei Vorgänger im Kurzformat wohl eher als Anlaufnehmen vor dem (zweiten) Debüt der Allstarband aus Montreal zu verstehen.
Viel geändert hat sich bei dem kanadischen Quartett in der Zeit, die die beiden Bandköpfe in eine ganze Reihe an Projekten (Handsome Furs, Divine Fits oder Operators und Moonface, Sunset Rubdown oder Swan Lake) investierten eigentlich kaum, doch tat die Pause merklich gut: Nicht, dass Wolf Parade sich in ihrer bisherigen Discografie etwas zu Schulden kommen hätten lassen, doch konnte spätestens das gute Expo 86 nicht vollends das Niveau halten, dass mit dem grandiosen Neuzeit-Geniestreich [amazon_link id=“B01G7NHTFM“ target=“_blank“ ]Apologies to the Queen Mary[/amazon_link] – immerhin nach wie vor praktisch das ideale Album in der Schnittmenge aus Modest Mouse und Arcade Fire – installiert worden war.
Wolf Parade fahren die Reaktoren nun also unmittelbar nach der enorm gelungenen Neuveröffentlichung ihres Debütalbums wieder hoch, unbeschwerter als zuletzt, spielen sich aufeinander ein und knüpfen auf EP 4 über 14 Minuten Spielzeit hinweg praktisch unmittelbar (und ohne eklatante Anlaufschwierigkeiten) bei der großartigen Chemie, dem blinden Verständnis und dem Händchen für schmiessig-kauzigen Indierock in schief-eingängiger Reinform an, ohne deswegen gleich wieder die hibbelig-ansteckende Spannung der überragenden Anfangsphase erzeugen zu können.
Vorest wird also nichts unnötig verkompliziert oder erzwungen. Mit dem Boeckner’schen Automatic eröffnet deswegen ein nach vorne gehender Genrerocker ohne Ballast, in dem sich Synthies und Gitarren gegenseitig zu überholen versuchen, am Ende aber alle gewinnen. Ein angenehm unmittelbarer und verhältnismäßig schnörkellos aus der Hüfte geschossener, netter kleiner Ohrwurm zum Warmwerden. Mr. Startup wechselt danach das (Frontmann)Rampenlicht, dreht den Wave-Faktor nach oben, verweist deutlicher auf die Helden der 80er und der Refrain hetzt angenehm schrullig-quäkend über den bauchig abgedämpften Bassgroove. Später legt sich ein angenehm zurückhaltend inszenierter Backgroundgesang über das flippige Geschehen. Der Zugang gestaltet sich nicht schwer, man ist mitten drinnen im Kosmos der Band.
C’est La Vie Way gibt so gleich noch energischer den vital schillernden Druck aufs Postpunk-Gaspedal, bevor der Songs sich in einem angenehmen Groove zurücklehnt und den Weg für Floating World ebnet. Die beste Nummer der Platte ist entspannt hämmernder Weirdo-Pop in einnehmender Schieflage, der sich stampfend an die stärksten Momente von Apologies to the Queen Mary ala I’ll Believe in Anything anlehnt.
Bis Wolf Parade wieder restlos auf dieser anvisierten Höhe angekommen sind, braucht es wohl noch ein wenig Annäherungsarbeit von Boeckner und Krug, vor allem auch die Zuversicht ihre beiden individuellen Songwriting-Stärken an der Präsenz des Anderen mutiger und ohne falsche Zurückhaltung aufzureiben, sich auch einmal aus der reserve zu locken. Um aber praktisch aus dem Stand heraus daran zu erinnern, das man Wolf Parade – ohne es vielleicht wirklich zu merken – die letzten Jahre über schmerzlich vermisst hat, spielt EP 4 die Trümpfe einer der weiterhin besten Indiebands da draußen aber schon einmal erfreulich genug aus.
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