Witchcraft – Black Metal
Magnus Pelander nennt das sechste Witchcraft-Album Black Metal, spielt darauf aber ausnahmslos im Alleingang Folk-Acoustic-Songs auf seiner Gitarre. Ein an sich gut gemeinter (halblustiger) Witz, der letztendlich aber auf eigene Kosten geht.
Das liegt keineswegs an düpierten Erwartungshaltungen und weniger daran, dass diese Ausrichtung dem ausgewiesenen Doom-Experten aus Schweden und seiner markanten Stimme (immer noch und immer wieder ein guter Grund, um als Fan an Bord zu sein, zu bleiben!) nicht stehen würde. Sondern daran, dass er diese stilistische Gangart ohne Band im Rücken am Lagerfeuer einfach nicht stemmen kann, gerade über eine längere Spielzeit.
Wo alleine Songtitel wie Elegantly Expressed Depression (ein sehnsüchtig fingerpickender Opener und übrigens der beste Song neben dem überlangen Grow) prätentiös anmuten und sich die selbstmitleidigen Texte tranig den Bauchnabel pinseln, ist es nämlich ausgerechnet das Songwriting und die Performance von Pelander, anhand derer Black Metal auf Sicht am meisten enttäuscht.
Die für sich genommen im Ansatz ja auch bisweilen solide gelungenen Nummern zeigen Pelander stets gedankenschwer vor sich herklampfend, aber ohne wirklich griffige Melodien oder Hooks im Angebot. Bis zu einem gewissen Grad mag das ja auch noch durchaus authentisch noch sein, kompositionell lässt der 42 Jährige aber keine Entwicklung, keinen Spannungsbogen, kaum emotional berührende Tiefe erkennen. Black Metal bleibt eine Entscheidung aus ästhetischer Sicht, nicht aus kreativer.
Gerade als Ganzes und am Stück gehört – speziell ab dem Zeitpunkt, wenn der niedergeschlagene Stillstand A Boy and a Girl deckungsgleich an das traurige Sad People weitergibt, das sich irgendwann wie enervierender Kaugummi in seiner Atmosphäre zu ziehen beginnt – bleibt allerdings nicht nur wenig konkretes hängen: Demonstrative Melancholie und halbakustische Lagerfeuergitarren, das Ambiente und Setting eben. Black Metal schrammt im Verlauf und Gesamtwerk als gleichförmiges Einerlei damit aber immer mehr permanent an der Belanglosigkeit plätschernd vorbei, weil Pelander kaum Spannung oder Dynamik im Material aufkommen lässt.
Dass Sad Dog ein bisschen uninspiriertes Pianogeklimper in das Geschehen (rund um die vielleicht affektierteste Aussprache des Wortes Dog im Jahr 2020) streut, ist so lange eine angenehm erfrischende Facette in der limitierten Klangpalette, bis der Song kurzerhand im Murmeltiermodus rebooted wird; zum Zeitpunkt von Take Him Away haben sich Pelander und seine Gitarre dann sogar sinnbildlich auseinandergelebt, bekommen ihre elegisch gehauchten Passagen im Wechselspiel zugestanden, ohne sich in der Distanz zu einer kohärenten Einheit zu ergänzen (zumindest bleibt die Struktur der Nummer griffiger hängen).
Das hätte für die Dauer eines Songs (die ja so allesamt stimmungsvoll beginnen) passiv konsumiert durchaus einnehmend funktionieren können, lässt aber eben auf die Dauer (von ohnedies schon so knapp bemessenen) 33 Minuten eher früher als später entnervt auf Durchzug schalten. Mittel- und langfristig wird davon deswegen auch nur die kategorische Ausrichtung in Erinnerung bleiben – und die Ahnung, dass Pelander mit dem Witchcraft-Banner am Artwork nur der Enttäuschung vorbeugen wollte, ein zutiefst mediokres Soloalbum vorzulegen. Dass das Ergebnis so nur noch frustrierender ausfällt, ist eine Pointe, die Black Metal nicht unbedingt wert war.
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