Windhand & Satan’s Satyrs – Split
Ende 2017 gab es Windhand im Verbund mit Satan’s Satyrs leider nur auf den Bühnen des United Kingdom zu bestaunen, doch wenige Monate später folgt nun die gemeinsame Split EP. Ein feiner Nachsatz, auch wenn die versammelten 31 Minuten für keine der beiden Bands eine essentielle Discografie-Erweiterung darstellen.
Aus dem Fenster lehnen sich schließlich weder die Doomster aus Richmond, noch ihre näher am Rock‘n‘Roll veranlagten Nachbarn aus Herndon. Wahrscheinlich aber auch nicht besonders überraschend, dass sich zwei derart auf Konsistenz bedachte Bands auf einer gemeinsamen Veröffentlichung (unter dem Hausrecht von Relapse Records) vor allem auf das souveräne Verwalten etablierter Trademarks beschränken.
Windhand machen mit Old Evil jedenfalls praktisch nahtlos dort weiter, wo zuletzt Grief’s Infernal Flower residierte, braten fuzzig im Doom los und schalten danach den heavy walzenden Rhythmus dazu. Das erste Solo blitzt nur kurz auf, die Melodien bleiben auf majestätische Art catchy, das repetitive Riff sägt sich gut ins Ohr. Danach schleppt sich das Quintett mit einer tief dem Genre verpflichteten Heavyness durch den Morast, an Kollegen wie Electric Wizard vorbei, doch die trippige Psychedelik bleibt das geheime Mantra. Der harmonisch begrabene Gesang erinnert vage an Crippled Black Phoenix und wenn der Song nach knapp drei Minuten im verwaschenen Jam zu wandern beginnt, haben Windhand wohl auch Pink Floyd gehört. Auffällig jedoch, wie ungewohnt kompakt und prägnant die Band ihr Songwriting hier betreibt – das auffälligste Zugeständnis der Band an dieser Split.
(Vielleicht sogar ein erster Ausblick darauf, welche Eindrücke die gemeinsame Tour im Songwriting hinterlassen hat. Man wird sehen). Angenehm einstweilen jedenfalls einmal mehr, dass das danach zurückkehrende Mahlstrom-Riff nicht mit einer zu konventionellen produktionstechnischen Wucht kicken muss, sondern der Song in einen unaufgeregten natürlichen Fluss bleibt: Windhand agieren weiterhin als organisch treibende Kombo, die nicht der Härte wegen heavy ist, sondern der Transzendenz wegen.
Ein Vorzug, den auch Three Sisters anschließend demonstriert, diesmal jedoch über die kurzweilige Distanz von knapp 14 Minuten. Das horrorschwere Keyboard von Jonathan Kassilow (von den ehemaligen Split-Kumpels Cough) glimmert unheilschwanger in den erweiterten Texturen, ein monotones Riff wird durch die regelrecht gefühlvolle Zärtlichkeit aufgebrochen, mit der Windhand den Song zurücknehmen: Dorthia Cottrell schwelgt beinahe dreampop-artig durch das Geschehen, pinselt ohne hohen Einsatz verträumt und unwirklich verführend den Bauch.
Die wechselnde Ebbe und Flut des Songs passieren in entschleunigter Geduld, wiegen mit hypnotischem Stoizismus in eine weiche Trance, das selbst ein vermeintlicher Exzess nicht aus dem homogenen – für die hauseigenen Standards aber auch etwas leichtgewichtigen – Wechselspiel aufbrechen mag. Windhand sind eben einmal mehr zuverlässige Meister, in dem, was sie tun – haben dabei offen gesagt aber eben auch schon mal inspirierter geklungen.
Eventuell ist Three Sisters in diesem Umfeld aber auch nur schlichtweg suboptimal aufgehoben; wäre ein zweiter pointiert akzentuierter, weniger typisch konstruierter Song im Kontext mit Satan’s Satyrs schlüssiger gewesen.
Wo der Zusammenschluss der beiden Bands auf den ersten Blick ohnedies verwundern mag, finden Windhand und die knackiger agierenden Partner zumindest über okkulte ästhetische Überschneidungen ohnedies dennoch unmittelbar zusammen.
Satan’s Satyrs nähern sich den doomigen Gefilden der ehemaligen Tourbudies über ihre drei Songs der Split im Soubdbild sogar etwas deutlicher an, als auf ihren regulären Studioalben (was natürlich relativ zu verstehen ist) und bilden dennoch quasi den instinktiver rockenden Gegenpol zu den methodisch arbeitenden Windhand. Die Band verlässt sich dabei weiterhin auf ihren Retrofetisch, auf den Groove der 70er und den daraus keimenden Protometal an der Schnittstelle zu Punk und Garage. Vor allem aber nutzt das Quartett die Split, um seine relative Vielseitigkeit in der Blue Cheer‚esken Dynamik unter Beweis zu stellen.
Der Castlevania-Tribut Alucard AD 2018 tobt sich mit einem latenten Metal-Schwung an der Heavy Rock-Sollbruchstelle von Uncle Acid, Devils Witch, Salem‘s Pot sowie vor allem einer gehörigen Prise Glam ala New York Dolls aus, lässt die Riffs heulen und wirkt gerade nach Windhand verdammmt energisch und mitreißend, lebt dabei auch von seinem direkten (Schlagzeug) Sound und den knackig rockenden Riffkaskaden mit breitbeiniger Soliliebe. Eine fein den Fuzz-verrückten Exzess suchende Neufassung von Alucard jedenfalls.
Succubus folgt dieser Richtung, forciert aber den Blueslevel in der DNA der Band und lässt den Melodiegehalt dadurch wachsen und die kickenden Gniedeleien noch geschmierter im Dreck spielen. Für das Cover Ain’t That Lovin’ You, Baby toben sich Satan’s Satyrs dagegen noch weiter im Hardrock aus, gehen mit bewusst ungezwungener Lockerheit an den Song heran – schärfen damit aber auch das Gefühl, es hier eben nur mit Ausschussware zu tun zu haben, die es nicht auf das aktuelle reguläre Studioalben Don’t Deliver us geschafft hat. Daran ändert auch der tolle Tritt aufs Gaspedal hinten raus wenig.
Nichtsdestotrotz macht das schon auf Platte ziemlich kurzweiligen Spaß, entlässt dann ähnlich wie der Windhand-Part aber auch ein wenig zu unbefriedigend. Ob es damit zu tun hat, dass auch hier vor allem der Eindruck zurückbleibt, dass das Material erst Live seine Qualitäten so richtig mitreißend zünden lassen würde?
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