Willie Nelson – Bluegrass
Von dem ursprünglichen Plan, Willie Nelson mit einem zeitgenössischen Bluegrass-Musiker zusammenzuspannen, ist dank Produzent Buddy Cannon („das ist viel zu gimmickhaft!“) auf einer externen Schiene nur California Sober übriggeblieben.
Bluegrass selber, das 74. Soloalbum von Nelson (und das erste seit My Own Peculiar Way von 1969 ohne Trigger!), geht hingegen einen puristischeren Weg: der 90 jährige covert mit einer Riege an Top-Musikern als Unterstützung nebst der (exemplarisch auf relaxte Weise munter agierenden) Waylon Jennings-Kooperation Good Hearted Woman elf Songs aus seinem eigenen Repertoire – gefühlvoll, authentisch und unaufgeregt.
Das um Dobro, Banjo, Fiddel und Co. gebaute Instrumentarium ist mit viel Klasse in den Dienst der Songs gestellt, spielt ohne effekthaschende Manierismen, wobei Nelsons Stimmfarbe auch besonders gut zum Ambiente des Genres passt.
Ein sanfter Kontrast aus einigen wenigen flotteren Nummern (No Love Around, Bloody Mary Morning, Slow Down Old World oder Still Is Still Moving to Me) und (noch besseren, weil zwar sentimental, aber niemals kitschig) zurückgelehnten Stücken – wie dem ruhig-bedächtigen Somebody Pick Up My Pieces, der melancholischen Nostalgie Sad Songs and Waltzes, dem gemächlich schippernden Home Motel sowie dem bekümmerten You Left Me a Long, Long Time Ago oder dem schunkelnden Yesterday’s Wine – sorgt für eine kurzweilige Dynamik in den klaren Linie, die Bluegrass bis zu seiner finalen Symbiose aus Eskapismus (On the Road Again) und augenzwinkernden Standpunktverortung (Man With the Blues) zu einer ganz hervorragenden alternativen Quasi-Werkschau macht, die tatsächlich keine externen Kollegen gebraucht hätte. Mehr noch: Da geht sogar das (eigentlich eh schon traditionell abstruse) Artwork klar!
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