Willie Dunn – Creation Never Sleeps, Creation Never Dies

von am 21. April 2021 in Compilation

Willie Dunn – Creation Never Sleeps, Creation Never Dies

Selbst mit einer grundlegenden Begeisterung für den klassischen Folk stehen die Chancen gut, Willie Dunn nicht jene Wertschätzung und Aufmerksamkeit entgegengebracht zu haben, die der Kanadier verdient hat. Die grandiose Werkschau Creation Never Sleeps, Creation Never Dies schafft diesbezüglich für angemessene Verhältnisse.

Es lohnt sich zwar definitiv auch, an anderen Stellen biographische Details nachzulesen – wie Dunn beispielsweise 1968 für das epochale, zehnminütige The Ballad of Crowfoot quasi das erste Musikvideo Kanadas drehte; auch die Hintergründe zur Zusammenstellung dieser Compilation von Light on the Attic Records sind interessant.
Im Grunde aber erzählt Creation Never Sleeps, Creation Never nahezu alles, was man über den 1941 in Montreal geborenen und 2013 verstorbenen, 2005 in den Aboriginal Walk of Honour aufgenommenen Musiker wissen muß: Die hier versammelten 22 Songs über 78 Minuten sind kritische, sozialpolitische Statements, geprägt von Dunns eigenen Ursprüngen, die ihre Wurzeln elterlicherseits zwischen schottischer/irischer und Mi’kmaq-Abstammung schlagen. Ein Crazy Horse stampft deswegen mit Bluegrass-Rhythmus näher zum Country und verabschiedet sich schamanistisch, Down by the Stream (Starlight Maiden) erzeugt mit seinem Flötenspiel die Imagination einer weiten Prärie und Sonnet 33 and 55: Friendship Dance inszeniert seine Spoken Word-Performance vor einem einnehmenden Stammesgesang.

Überhaupt beeindrucken die vielen Facetten, die Creation Never Sleeps, Creation Never Dies so fein kompiliert in einem weitestgehend auf Stimme und Akustikgitarre reduzierten Rahmen zeigt – der mit wunderbaren Kompositionen wie Peruvian Dream (Part 1)The Lovenant Chain oder Bear and Fish, sowie bei Kennern offenbar gar einen legendären Status einnehmenden Nummern wie I Pity the Country oder Son of the Sun Anhänger von Jackson C. Frank oder Dave Van Ronk ansatzlos abholen sollte. Louis Riel und School Days addieren etwa eine Fidel sowie sogar subtile Percussion zum munter beschwingten Barn Dance, The Carver schunkelt glockenhell gezupft wie im Harfen-Schein schwofend. O Canada! ist eine in sich gekehrte Rezitation vor einem Gitarrenspiel, das sich seine feierliche Ader in alle Stille bewahrt hat und Rattling Along the Freight Train (To the Spirit Land) verziert eine eine Mundharmonika. Das nonchalante Pontiac lässt sich von zwitschernden Field Recordings einleiten und The Pacific mag als eine entspannt mit Klavier, Gitarre und subtiler Percussion sinnierende Erzählung beginnen, orientiert sich dann aber bluesig leger über fast zehn Minuten Laufzeit zum immer weiter an Fahrt aufnehmenden Jam hin.
Nova Scotia klimpert schippernd mit resignierend aufbrechender Mundharmonika und dröhnt rumorend schleppend, The Dreamer agiert sehnsüchtig und sedativ, wohingegen das rhythmisch nach vorne gehende Wounded Lake vorsichtig und bedächtig bleibt und Métis Red River Song ziemlich catchy stampft – ohne deswegen gleich zum Hit zu werden. Doch das sind allesamt Songs, die man bisher trotz ihrer Relevanz und stilistischen Versiertheit vielleicht verpasst haben kann – die einen von hier an aber doch begleiten sollten.

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