William Elliott Whitmore – Kilonova

von am 18. September 2018 in Album

William Elliott Whitmore – Kilonova

William Elliott Whitmore covert sich auf Kilonova durch knapp 90 Jahre amerikanischer Musikgeschichte. Zwischen okayer Redundanz und gelungenen Verneigungen wird Studioalbum Nummer 7 so zu einem kaum essentiellen, aber doch auch durchaus ansprechenden Kleinod für Fans.

Aus eben dieser Perspektive heraus – dem Fan-sein – hat Whitmore das versammelte Material auf Kilonova dann auch selbst in Angriff genommen: „In the journey of going from being a lover and fan of music, into being a creator of music, I’ve never lost the feeling of wonderment in hearing a great song. Like most people, I enjoy lots of different kinds. From the country music I grew up on thanks to my parents, to the punk rock and avant-garde bands I would discover later, it just always makes me feel good to hear a great song.
Was als Ehrerbietung im Liveset des 40 Jährigen aber seit jeher Tradition hat und unterhaltsam funktioniert, erweist sich auf Tonträger gebannt allerdings als (für derartige Veröffentlichungen typisch) ambivalente Angelegenheit; als erfreulich kompakt gehaltene, stimmige Hit or Miss-Platte.

Busted (von Harlon Howard) lehnt sich an Johnny Cashs Version aus [amazon_link id=“B0083WQKNI“ target=“_blank“ ]Folsom[/amazon_link] an, bleibt aber zu uninspiriert und träge: Ein hüftsteif schunkelnde 0815-Countryrock-Roadhouse-Variante mit unangenehm gestelzt-röhrender Intonation. Auch das obligatorische Five Feet High and Rising kann dem Man in Black in keinster Weise das Wasser reichen und klingt nach solide abgespulten Pflichtprogramm in der halbakustischen Komfortzone.
Das unkaputtbare Ain’t No Sunshine funktioniert dann alleine aufgrund Whitmores wunderbar tiefen Zauberbaritons – abseits davon wirkt der stereotyp am Klischee getroffene Auswahl jedoch durch die schon bis zum Erbrechen dargebotene Song ermüdend, auch so berechenbar und kantenlos. Mutiger ist dagegen das Duett in Hot, Blue und Righteous (ZZ Top), das anmutet, als hätte Scout Niblett Whitmore zu einem elektronisch stimmungsvollen Mäandern um die Ruinen von Purple Rain überredet.

Auch lässt sich die grundlegende Diskrepanz einer Veröffentlichungen wie Kilonova im abschließenden Bat Chain Puller ideal nachhören. Hier widmet sich Whitmore dem Captain Beefheart Song derart linientreu, dass die Interpretation mit ihrer kaputt bellenden Predigt samt schiefen Bläsern und repetitiven Gitarrenmuster als Imitation wandelt.
Wo Whitmore dem Original so kaum einen Mehrwert mit individueller Prägung abschöpfen vermag, bringt er seinem eigenen angestammten Sound in dieser Veranlagung jedoch durchaus ungekannte Facetten bei. Die Problematik der Schlange, die sich selbst in den eigenen Schwanz beißt.
Am besten geht die Rechnung hinter Kilonova deswegen auch auf, wenn Whitmore den Mittelweg findet – mit originell ausgewählten Kompositionen überrascht und sich diese in spartanischen Klanggewand mit neuen Perspektiven zu eigen machen kann.

Für das wehmütige Fear of Trains übersetzt Whitmore den Pop der Magnetic Fields auf eine Gitarre und viel geschmeidiges Gefühl reduziert, One Glass at a Time (Red Meat) besticht durch die wettergegärbte, bittersüße Nonchalance seines trinkfesten Humors. Don‘t Pray for Me transportiert den Punkrock von Bad Religion auf ein filigranes Banjo-Gerüst und taucht Run Johnny Run von Jimmy Driftwood ebendort als archaische Barn-Unterhaltung mit erdigem Ernst an. Der gerade für sein Banjospiel bekannte Dock Boggs-Klassiker Country Blues hat dann die Ironie auf seiner Seite – ausgerechnet hier legt Whitmore sein Trademark-Instrument für eine beseelte Acapella-Version mit erhebenden Gospel und Soul aus der Hand.
Einmal mehr der Beweis: Wer mit einer solchen Stimme wie Whitmore ausgestattet ist, der kompensiert auch bis auf weiteres die Tatsache, dass die eigene Diskografie seit dem Debüt nach wie vor eine in feinen Nuancen absteigende Latenz vorweist.

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