William Duvall – One Alone

by on 7. Oktober 2019 in Album

William Duvall – One Alone

Zugegeben: Eigentlich wartet man zwar eher auf ein neues Soloalbum des anderen Alice in Chains-Sängers/Gitarristen. Doch eine reduzierte Reise durch die Zeit mit William Duvall ist an sich auch eine feine Sache. Eine Crux dabei wird von One Alone aber schon im Titel angeteasert.

William Duvall steht ja erst ist seit seinem Einstieg bei Alice in Chains in einen breiteren Rampenlicht, hat aber bereits davor (und natürlich danach) zahlreiche Einträge in seiner Diskografie gesammelt – die meisten mit den absolut empfehlenswerten Alternative Rockern von Comes with the Fall. Ausgewähltes Material von eben jener Band stellt nun auch den Löwenanteil von One Alone, das gleichzeitig elementare Basis und zudem auch weiterführender Ausgangspunkt für die Solokarriere von Duvall sein soll: „Okay, yeah, well if you want the most sort of purest distillation of who this person is, go back to this record.
Und weiter: „(…) It’s so important to get this record out and keep it moving. And it’s one of the reasons why I wanted this album to be so reductive, you know, it’s just those one voice, one guitar, because… All right, we view it as a reaction to all the rock records I’ve made over the last, even just the last 20 years. Forget the hardcore punk stuff, even this last 20 years, the sort of rock-based records I’ve made, you know… It was time for something different. And this was about as different as I could get whilst still being totally sort of self-reliant. It’s like, okay, let’s just pare it down to just one voice, one guitar. And then at the same time, it’s sort of like, this is a great starting point for what I hope will be more records under my own name, that can then incorporate more of the kind of sounds that I’m perhaps better known for. You know, getting back to electric music, getting back to rock and roll, getting back to those… You know, the dynamic version of electric rock and roll that I really like. But this is a great starting point for anything that might come in the future.

Mit einem immanenten Chris Cornell-Vibe (viel eher als der im Beipackzettel in Aussicht gestellte Jeff Buckley und Nick Drake-Einfluss) folgt Duvall dabei also ausnahmslos reduziert dem archaischen Acoustic-Weg, bringt zahlreiche Neuinterpretationen bekannter Songs und frische Kompositionen inszenatorisch auf einen gemeinsamen Nenner, indem er versucht, selbst ursprünglich heavy auftretende Rocker auf eine nahbare Ebene zu holen.
Eines der beiden gravierenden Probleme dabei ergibt sich in dieser Ausgangslage von selbst – und ist von unzähligen ähnlich gearteten Platten in der Konstellation „Stimme + Gitarre“ bekannt: Ohne Bandbreite im Klanggewand ist One Alone schlichtweg verdammt gleichförmig, hat absolut keine Varianz und kann über 45 minuten einfach in stimmungsvoller Eintönigkeit langweilen. Das andere – noch schwerwiegendere – Handicap kommt zum Tragen, wenn diverse ältere Nummen aufgrund Duvalls bisweilen übertrieben zwanghafter Performance aber sogar unangenehm penetrant aus dem Gesamten herausragen auf die Nervenstränge schlagen.
Nachzuhören etwa im so fantastisch beginnenden, dann aber endlos aufgeblähten White Hot, in dem sich weniger zeigt, dass die ursprünglichen Stücke einfach nicht für eine derart zurückgenommene Auslage komponiert wurden, sondern, dass Duvall sich stimmlich nicht immer auf die intimeren Umstände einstellen kann. Aus seiner selbstsicheren Grundposition heraus will sich Duvall stets nach oben intonierend steigern, die Dinge intensivieren, sucht aber im Kontrast zu selten den Weg in die nuancierte Stille und absolute Fragilität – was auch angesichts der (generischen) Textlage durchaus angebracht gewesen wäre.

Man kommt deswegen auch nicht umher zu bemerken, dass viele (jedoch nicht alle!) der Comes with the Fall-Nummern im ursprünglichen vollen Bandgewand einfach besser funktionieren – insofern sei hier auch noch einmal die nähere Auseinandersetzung mit der Kombo empfohlen.
Dass One Alone den Fokus derart schmeichelnd auf die verdiente Vergangenheit von Duvall richtet ist dann zwar auch sicher ein willkommener Aspekt der Platte – aber auch ein latent frustrierender, wenn die Dinge mit einer differenzierteren Selektion oder auch weniger konventionellen Arrangements spannender gehalten hätten werden können. Dazu kommt allerdings, dass Duvall stimmlich vielleicht besser denn je klingt (und hier zu keiner Sekunde Vergleiche zu Layne Staley anbietet), gerade der Einstieg in die Platte (mit dem sehr feinen Til the Light Guides Me Home und The Veil of All My Fears) und ihr Schlußpart (mit dem liebenswürdig tröstenden Chains Around My Heart bzw. dem fast souligen Keep Driving Me Away) absolut überzeugend geraten sind, indem sie die Klasse des 52 Jährigen in diesem Ambiente am effektivsten zeigen und mit einer rundum einnehmenden Lockerheit agieren, die dem phasenweise bemühten One Alone so über die meiste Zeit leider abgeht.

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