Will Oldham – Songs of Love and Horror
Dass Will Oldham sein Bonnie ‚Prince‘ Billy-Alias und jedwede Palace-Inkarnation ablegt, um erst zum zweiten mal in seiner Karriere (nach Joya von 1997) einen Langspieler direkt unter eigenem Namen zu veröffentlichen, macht hier absolut stimmig Sinn: Songs of Love and Horror ist eine an Intimität kaum zu überbietende Acoustic-Retrospektive des 48 Jähren.
Mit der charmanten Leonard Cohen-Verneigung im Titel verfolgt Oldham als fanfixierte Begleitung [amazon_link id=“0393651207″ target=“_blank“ ]zum gleichnamigen Lyricbuch[/amazon_link] so ein ähnliches Ziel wie beispielsweise unlängst Echo & The Bunnymen mit The Stars, The Ocean & The Moon – also eine Werkschau mit Quasi-Best of-Charakter aus der Perspektive neuer Arrangements und frischer Interpretationen vorzulegen – auch wenn er dieses Konzept inszenatorisch in die genau entgegengesetzte Richtung lenkt.
Songs of Love and Horror kommt schließlich alleine mit Oldhams wunderbar sanft eingesetzte Stimme und leise angeschlagenen Gitarrenklängen aus, ist damit ein kleines Meisterstück in Sachen Reduktion, Nahbarkeit und instrumentalissierter Stille geworden, das ohne Ablenkungen (regulärer Studioalben) oder Nervosität auskommt, und so vor allem eine subtile Schönheit und tröstend nachdenkliches, zutiefst emotionales Understatement walten lässt.
Pur, authentisch und direkt in der Agenda sowie Wirkung fesselt dabei vor allem das Zusammenspiel der fein nuancierten Gitarrenbegleitung uns Oldhams stille, unaufgeregte Performance, die kein Distanzgefühl in dieser bisweilen sentimental-introspektiven Songneubetrachtung aus folkigem Blickwinkel aufkommen lässt – und damit (gerade zu dieser jahreszeit) wärmend unter die Haut streichelt, während man sich durchaus fragen darf, ob der Amerikaner schon oft derart nackt, zärtlich und verletzlich klang wie hier. Wunderbar!
Trotz einiger Highlights (die Jahrhundertnummer I See A Darkness klingt etwa erschütternd fragil wie nie, So Far and Here We Are und das vergleichsweise aufbrausende New Partner wirken auf neue Weise ergreifend) sowie vereinzelter Überraschungen (Strange Affair von Richard Thompson breitet sich etwa als reine Acapella-Version aus, Only Someone Running kann Kumpel Matt Sweeney nicht ganz vergessen lassen und flaniert trotzdem befreit pfeifend, Party with Marty (Abstract Blues) entpuppt sich als ambivalent-unterhaltsame LoFi-Kasettenaufnahme aus dem Jahr 1997) können allerdings auch nicht ein grundlegendes Problem von Acoustic-Platten wie dieser lösen.
Auch Songs of Love and Horror kann durch seine gleichförmigen inszenatorischen Rahmen nicht über die volle Spielzeit seiner 40 Minuten tatsächlich spannend fesseln und droht sich dann und wann doch ein klein wenig zu verlieren (ohne von einer gepflegten Langeweile zu sprechen). Der primären Zielgruppe – Oldham-Jüngern, die sich durch das [amazon_link id=“0393651207″ target=“_blank“ ]dazugehörige Buch[/amazon_link] blättern, während sie von den 12 Songs hier wohlig zugedeckt werden – wird es verständlicherweise herzlich egal sein. Alle anderen kommen zumindest in der richtigen Stimmung nicht aus.
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