Will Haven – Kire
Bei aller unbedingten Liebe für Will Haven ist No Stars to Guide Me: 30 Years of WHVN dann doch eher eine weitestgehend sinnfreie Veröffentlichung. Daran ändert auch die neue Single Kire nichts.
Zwar ist der Compilation-exklusive Song an den bandeigenen Maßstäben gemessen gewohnt stark und macht in seinem tonnenschwer riffenden, Misanthrop auslaugendem und (so stoisch einmal mehr besonders dunkel und fies) an die Deftones gemahnendem Wesen alles, um ihn sofort ins Fan-Herz zu zielen. Inklusive kurzen, aggressiv austickenden Geballer-Attacken und auf ein episches Podest führenden sinister funkelnden Synth-Texturen.
Um No Stars to Guide Me: 30 Years of WHVN einen relevanten Mehrwert zu verleihen, genügt dies allerdings nicht. Immerhin haben wir es bei der ausgewiesenen Vinyl Compilation mit einer Art Werkschau zu tun, die jedoch (alleine quantitativ) nur ein absolutes Minimum der Ansprüche an derartige Veröffentlichungen erfüllt.
Mit insgesamt zehn Songs stellt jedes Studioalbum der Band nebst ihren EPs nämlich nur einen einzigen (relativ willkürlich gewählt wirkenden) Vertreter, wobei Carpe Diem (vom gleichnamigen 2001er-Langspieler) einen neuen Studio Mix von Eric Stenman spendiert bekommen hat. In Summe bedeutet dies also eine wirklich schmächtige Auswahl für drei Jahrzehnte an herausragenden Veröffentlichungen.
So mag die Zusammenstellung höchstens für absolute Neuankömmlinge im Will Haven-Kosmos wie ein neugierig machender Teaser funktionieren können. Fraglich bleibt allerdings, ob diese dann auch gleich das auf 500 Stück limitierte Vinyl für über 30 Dollar (exklusive der Import- und Versankosten in hiesigen Gefilden) im Regal stehen haben müssen (oder im Streaming-Zeitalter überhaupt 3 Dollar für den Bandcamp-Download ausgeben wollen). Gerade für langjährige Fans wird die Sache dagegen wirklich ärgerlich, wenn man ohnedies bereits nahezu alle Songs der Compilation besitzt, wegen Kire (und mit Abstrichen eventuell auch Carpe Diem) aber kaum am Erwerb des schlichtweg unnötigen Zusammenstellung No Stars to Guide Me: 30 Years of WHVN vorbeikommt, sofern man seine physische Sammlung komplett halten will. Da wäre eine 7“ Single zum Jubiläum samt Streaming-Playlist subjektiv die weitaus Fan-freundlichere Lösung gewesen. Nichtsdestotrotz natürlich alles Gute zum Fest – und besten Dank für eine fabelhafte digitale Single.
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