Band Of Horses – Why Are You Ok

Ben Bridwell war nicht nur schlau genug, der Band of Horses nach 2012 eine dringend nötige Pause zu gönnen, sondern hat vier Jahre später neben einigen Gästen mit Grandaddy-Mann Jason Lytle offenbar auch genau den richtigen Produzenten gefunden, um der zuletzt arg seicht gewordenen Gangart seiner Kombo auf Why Are You Ok neue Impulse zu geben.
Um also gleich vorab Entwarnung zu geben: Why Are You Ok repariert das vor allem durch Mirage Rock schwer angeknackste Verhältnis zu der Band aus Seattle und korrigiert die ohne Kanten langweilende Ausrichtung hin zum anbiedernden Country-Anstrich des Vorgängers glücklicherweise. Das mehr als nur okaye Why Are You Ok findet zurück zu einem in eleganter Schönheit schwelgenden Indierock mit dezentem Folkanstrich, der den Einfluss von Produzent Jason Lytle zwischen den Zeilen zu jedem Zeitpunkt spürbar vitalisierend transportiert. Band of Horses spielen unter dieser Ägide nicht nur befreiter auf als zuletzt, sondern lüften auch den wehmütig schwelgenden Sound mit einer weniger verkrampften Leichtigkeit durch und lassen die 50 Minuten der Platte insofern entspannt treiben, als dass der wohlige Schönklang nie zu sehr in die Bedeutungslosigkeit abgleitet, Harmlosigkeit nicht automatisch Egalität bedeutet und eine betörend weiche Atmosphäre der Vergänglichkeit in all der selbstreflektierenden Freundlichkeit erzeugt wird. Kurzum: Endlich wieder können Band of Horses in ihren besten Momenten zur tröstenden Schulter werden, zum Seelenstreichler und Hoffnungsschimmer.
Es fehlt Why Are You Ok in diesem neu justierten Wiedererstarken zwar an den überragenden Einzelsong-Sternstunden der ersten beiden Platten, jedoch schwingt sich das Songwriting wieder auf ein Niveau auf, dass das fünfte Studioalbum ohne restlose Überwältigung inmitten einer wohldosierten Beiläufigkeit ausfallfrei vorbeiziehen lässt. Nur das wenig konkret zwischen CCR-Honky Tonk aus dem Nebenraum und ziellos strahlendem Indie pendelnde Instrumental Country Teen hätte man sich zugunsten eines noch unmittelbareren Gesamtflusses vollends sparen können. Alleine, weil der Platte in der zweiten Hälfte über das etwa belanglos weichgespülte Lying Under Oak oder das mit unkonkretem Country-Flair hantierende Throw My Mess ohnedies immer wieder die plätschernde Luft auszugehen droht. Doch auch so sitzen die Pointen auf Why Are You Ok von Beginn an kompakter, zwingender und verbindlicher als zuletzt – zumal sich Band of Horses ohnedies auch auf ihre ureigene charismatische Trademark-Atmosphäre verlassen können.
Als Sinnbild für die wiedererwachte Energie der Band darf dabei gleich das eröffnende Dull Times/The Moon verstanden werden: Den wunderbar elegisch fließenden, balladesken ersten Part des Openers schicken Bridwell und Co. nach versöhnlicher Anlaufzeit mitten rein in eine die Zügel loslassende Rock-Sause – auch wenn die Produktion hier keine wirkliche Dynamik aufkommen lassen will und deswegen nicht hemmungslos mitreißt. Dass Labelboss und Loudness War-König Rick Rubin seine Finger im Spiel hatte verwundert da irgendwie nicht.
Die Qualität der Kompositionen an sich stimmt jedoch auch in weiterer Folge und hält einige waschechte Ohrwürmer parat: Solemn Oath zündet als mit Handclaps feiernder Powerpop-Stomper unmittelbar, nicht weniger hitverdächtig präsentiert sich die erste Single Casual Party, der vielleicht die in den Himmel gestreckte Bandbreite alter Bandklassiker fehlt, als hymnischer Powerpopper aber die starke Eingängigkeit der versammelten Songs destilliert. Wenn Bridwell in In a Drawer melancholisch über den digitalen Drumbeat sinniert, darf man dagegen beinahe an die schüchterne Selbstverständlichkeit der aktuellen Jimmy Eat World-Platte denken, bevor ausgerechnet Dinosaur Jr.–Mascis einen für ihn ungewohnt enthusiastisch-kristallinen Refrain übernimmt und mit seinem konträren Gesang für einen der markantesten Momente von Why Are You Ok sorgt. Hits können sie also noch, diesmal sogar weniger in der Middle of the Road.
Regelrecht klassisch funktioniert dagegen Hag – eine dieser typisch in den Himmel träumenden Band of Horses-Nummern. Auch wen diese mittlerweile anstatt als Sternenmeer-Firmament eher eine wolkenlose Himmel unter der Sommersonne am Strand wärmt. Eben alte Tugenden in dezent neuem Licht.
Wenn die in sich gekehrten Ruhepole Barrell House und Even Still dann als stimmungsvolle Intimitäten leise verglühen, entlassen Bridwell und Co. aus einer so unspektakulären wie erfreulich über den Erwartungen liegenden Platte, die gar nicht an die Glanztaten der Sub Pop-Jahre anschließen können muss, um Band of Horses dennoch wieder aus der kreativen Sackgasse zurück in die Spur zu bringen.
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