Whitney – Light Upon The Lake: Demo Recordings
In erster Linie für Hardcore-Fans des folkpoppigen Indierocks von Max Kakacek und Julien Ehrlich interessant, wohl aber selbst für diese aber nur bedingt relevant: Whitney veröffentlichen die Demoaufnahmen ihres liebenswerten Debüts Light Upon the Lake, die sich nur im Detail von den regulären Studioversionen unterscheiden.
Auch wenn die sommerliche Schönheit der Platte hier verschlafen wurde, ging das ehemalige Smith Westerns-Duo mit seinem Einstand über 2016 hinaus sonst doch ziemlich überall durch die Decke. Diesem 60s-affinen Indie mit seinen gefinkelt-locker perlenden Gitarren, den optimistisch-sinnierenden Texten samt polarisierender Fistel-Stimme, dezenten Grandezza-Arrangements und einem leichten Rhythmusgerüst für sonnige Blues-Straßen konnte man sich eben vor allem in den vermeintlich unbeschwerteren Momenten des Sommers kaum entziehen – Whitney dängelten sich mit viel Charme in die Schnittstelle von legeren Bekanntschaften wie Real Estate, Mac DeMarco oder Pinegrove.
So charmant Light Upon the Lake insofern auch nach wie vor zündet, so sehr hält sich der Mehrwert der knapp eineinhalb Jahre später veröffentlichten Demoaufnahmen zum Album in Grenzen – dafür ist der reine Erkenntnisgewinn einfach zu gering.
Primär zeigt sich nämlich, dass Kakacek und Ehrlich ihre „unflinching, honest songs about everything from break-ups to the passing of Ehrlich’s grandfather“ bereits im frühen Stadium nahezu formvollendet ausformuliert haben. Gleich No Woman wird etwa durch die typischen Bläser vor den zarten Akustikgitarrenanschlägen eingeleitet, bevor sich der Song in luftige Streicherelegien lehnt. Es sind eben Feinheiten, die diese Demoversionen von den Studioversionen unterscheiden, die dann auch doch ein gewisss Interesse wecken. Ein etwas weniger voller auspolierter Sound hier, mehr Zartgliedrigkeit als tatsächliche Wärme dort; die Melodien wirken um Nuancen direkter und das arachaische Gitarrenspiel markanter dominierend.
Nachzuhören etwa in The Falls, das sich hier nun weiter zurücklehnt und den Raum, den auf Light Upon the Lake vor allem das flapsige Piano und eine aufgedreht verspielte Country-Jangelei auffüllen noch nackt lassen; Dave’s Song unterstreicht den unter dem Elektronenmikroskop doch ersichtlichen Lo-Fi-Charakter im Direkvergleich.
Wenig überraschend funktioniert die Demo Recordings-Sammlung insofern auch über ihre gesamte Länge um das Quäntchen nahbarer und intimer als das Debüt. Manchmal wirkt das Septett um Ehrlich und Kakacek in diesen frühen Versionen zudem näher am Hörer und relativ gesehen rauer, vielleicht eine Spur weniger zärtlich und anschmiegsam. Nicht schlechter oder besser, eher same same but different.
Es ist diesbezüglich durchaus symptomatisch, dass der liebenswert minimalistische Titelsong Light Upon the Lake sowie das Saxofon-Intermezzo Red Moon in der ansonsten chronologisch vollständig erneut besuchten Trackliste gleich vollends ausgespart wurden – spricht aber auch dafür, wie sorgsam Foxygen-Mann Jonathan Rado mit dem Ausgangsmaterial einerseits umgegangen ist, während sein Input sich nicht leugnen lässt.
„After almost two years of non-stop touring we decided we wanted to close the chapter on Light Upon the Lake by releasing the songs in their earliest incarnations„. Ob es diese Aufarbeitung tatsächlich unbedingt gebraucht hätte, darüber ließe sich freilich streiten, wäre Light Upon The Lake: Demo Recordings nicht in erster Linie ein nettes Präsent für jene unersättliche Abteilung der stetig wachsenden Fanschar, die sich hier auf eine mal mehr, mal weniger spannende Entdeckungsreise im Detail begeben möchte.
Darüber hinaus fällt am essentiellsten dennoch die zwei bisher nicht veröffentlichten Songs aus: Der nach vorne gehende Americana von You and Me hat alles, was Whitney bisher auszeichnete und hätte bereits nahtlos in den nostalgischen Fluss von Light Upon the Lake gepasst, während das Alan Toussaint-Cover Southern Nights sich sparsam inszeniert in den geschmeidigen Soul der Tastenfraktion legt und für einen harmonischen Abschluss dieses runden Rückbklicks sorgt.
Thematisch und stilistisch macht es deswegen auch durchaus Sinn, dass die Doppel-A-Seiten-7″-Single You’ve Got A Woman und Gonna Hurry (As Slow As I Can) sowie die Spotify Singles Vol. 005-Ausgabe (mit The Falls und Tonight I’ll Be Staying Here With You) hier keinen Platz finden – ökonomisch veranlagte Komplettisten hätte es freilich gefreut. Immerhin genau die Zielgruppe von Light Upon The Lake: Demo Recordings.
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