Wet Leg – Wet Leg
Wet Leg wäre auch vor 15 bis 20 Jahren, also den letzten Hochzeiten des Indierocks, höchstens ein wohlwollend nebenbei mitgenommener Sturm im Wasserglas gewesen. Heute reicht es mit verklärendem Nostalgie-Bonus zumindest für eine kurzweilige Egalität.
Dass das lange erwartete, von zahlreichen Singles flankierte selbstbetitelte Debüt von Hester Chambers und Rhian Teasdale mancherorts als heißester Scheiß der Stunde gefeiert wird, ist in einer die Vergangenheit zyklisch aufwärmenden Welt natürlich bestenfalls nachvollziehbar, aber so keineswegs angebracht: Zwar ist spätestens seit der Vorabnummer Wet Dream klar, dass Wet Leg charmant-stimmungsvolle Semi-Hits mit leichtfüßiger Party-Tauglichkeit im tanzbaren Indie Rock können – und die apathische Lethargie im distanzierten Gesang kopiert und paraphrasiert auch gekonnt die Coolness von Malkmus oder Barnett mit feministischer Prägnanz, derweil die Musik stets eingängig und simpel ins Ohr geht – allerdings mangelt es gerade in Summe dann doch an wirklich hängen bleibenden, nachhaltige Halbwertszeit beweisenden Melodien und reizvollen Hooks.
Allerdings ist Wet Leg eine sehr nette, weil kompetente Sommerplatte geworden. Das süßlich säuselnde Being in Love steigt für den Refrain etwa effizient auf die Verstärker und auch das mit seiner Repetition ziemlich nervende Chaise Longue rezitiert in der Strophe lauernd, steigt daneben aber am Baukasten auf das Gaspedal. Angelica rockt an sich griffig, findet aber nicht zum Punkt, wohingegen das unaufgeregt-dreist Bowie zitierende I Don’t Wanna Go Out gefällig plätschert, sich ohne Groll zieht: einer der Songs hier, die sich gut auf etwaigen saisonalen Mixtapes machen, ohne dass man danach noch einen Gedanken daran verschwenden müsste.
Das sehr okaye Convincing verführt ein bisschen zwischen Long Blondes und Howling Bells, Ur Mom langweilt ebenso wie das schmissigere Oh No als 08/15-Standard, bevor das deplatzierte Too Late Now den Spannungsbogen am Ende nochmal ätherisch treibend antaucht.
Das alles wird freilich kaum jemanden enttäuschen, der bereits von dem diesen soliden Einstand vorauseilenden Hype angefixt waren, wiewohl sich im Umkehrschluss bei diesem Zielpublikum mutmaßlich wohl auch nur in Ausnahmefällen Begeisterung einstellen wird.
Am besten sind subjektiv nämlich schließlich auch ausgerechnet die kaum spektakulären, unaufdringlichen Nummern: das liebenswürdig minimalistische Loving You als Introspektive ohne sarkastische Brille und Piece of Shit als unaufgeregte, beliebige Nebensächlichkeit, die auf affektiertes Gehabe verzichtet und den Appendix Supermarket wohlwollend mitzieht. Also – entgegen all der Vergangenheitsliebe hier – mal schaue, ob sich darauf für die Zukunft aufbauen lässt!
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