Weston Super Maim – See You Tomorrow Baby

von am 9. Juli 2024 in Album

Weston Super Maim – See You Tomorrow Baby

Tom Stevens und Brüllwürfel Seth Detrick programmieren den eklektischen Worship-Mathcore von Weston Super Maim anhand des Zweitwerk See You Tomorrow Baby mit brutalen Steroiden vollgepumpt für die Speerspitze der Szene.

Nicht nur optisch fügt sich der Nachfolger des vier Jahre alten – nun endgültig wie eine instrumentale Tech-Demo anmutende Compilation, die das offizielle Debüt ja eigentlich auch ist – The Neglected Works mit knalliger Penetranz überzeugend in eine Reihe mit Platten von Frontierer und Car Bomb ein. Mit welcher Intensität das präzise kontrollierte Chaos aus Djent und Mathcore da ballert, wie sich die Stroboskop-Wut und synthetische Drums mit Meshuggah-Verneigung in ein ständig extrem dicht komprimiertes Maximum aus Riffs voll malmender, fauchender, chuggy Heaviness, stichelnder Effekte und einer aus den Boxen explodierenden Lautstärke türmen, probt aber eben unbedingt den referentiellen Schulterschluss zu diesen Kollegen.
Dass im abschließenden Monster Perfect Meadows in Every Direction, das mit seinem in den Himmel strebenden SciFi-Plateau zur Mitte einen unheimlich befriedigenden Klimax für das große Ganze einleitet, dann auch noch Chad Kapper auftaucht, rundet die adelnden Assoziationen zusätzlich ab.

Was zu diesem Zeitpunkt von See You Tomorrow Baby übrigens längst klar ist, aber noch einmal überdeutlich vor Ohren geführt wird: Weston Super Maim stellen den Spaß an dieser Form der exzessiven, knüppeldicken Brutalität auf ein Podest, indem eine immanente Eingängigkeit all den Prügel auch stets durch einen catchy Unterhaltungswert Feuer unterm Hintern macht. Doch legen sie dabei ebenso explizit Wert auf die ausgewogene Balance mit atmosphärischen Parts, was der Reißwolf-Party Tiefgang und Bandbreite verleiht – ohne jetzt nach einer unbedingten Eigenständigkeit zu verlangen.
Aber egal: Man kennt vielleicht all die Zutaten von See You Tomorrow Baby anderswoher, aber mit welchem synapsensprengendem Hunger Weston Super Maim sie derart dringlich in die Umlaufbahn jagen, lässt einfach keine Ermüdungserscheinungen zu.
Oder wie das Duo es selbst ganz richtig proklamiert: „It’s faster, heavier, insaner, more beautiful and more epic than anything the band has written previously.

Der Titelsong-Opener bändigt den Berserker also hinten raus beispielsweise gleich für eine melodische Verführung (wohingegen Johnny Menomic [sic!] letztendlich mit einem dissonanten Deathcore-Ringen als Finale flirtet) und Autistic Kill Trance mit Stace Fifield und Stuart Henley-Minchington von Blindfolded and Led to the Woods keifende Laserstrahlen in die von Ion Dissonance oder The Tony Danza Tapdance Extravaganza unbeaufsichtigt gelassene Front pustet, dafür irgendwann den guttural in Grund und Boden growlenden Presslufthammer auspackt, und an Pig Destroyer erinnert, bevor Weston Super Maim im Zeitlupen-Stakkato röcheln.
Slow Hell tackert an der Schneide zwischen beißender Polyrhythmik und eingängig durchatmender Kontemplation, um sich von euphorischen Texturen hymnisch emporheben zu lassen. Die Industrial-Kante von Brute Fact führt den Speed-Gym-Rage von Agoraphobic Nosebleed über Sectioned zu einem Mahlstrom, der im gleißenden Ambient badet. Dem gegen den Strich oszillierenden The Bare Maximum gönnt Ian Waye (Soreption) dagegen ein erlösendes Solo hinter der retrofuturistischen Apokalypse des Cinemascope, derweil Kryptonite Renegade kompakt schrubbt und seine frickelnde Gitarre so markant provozieren lässt.
So gut wie die Vorbilder ist das alles dann nüchtern betrachtet wohl dennoch (noch) nicht ganz. Aber während alle Regler im roten Bereich dampfen, ist der eigentliche Clou der Platte, dass knapp 40 fettfrei fokussierte Minuten über gar kein Gedanke an abgepauste Formeln, verkopfte Virtuosität oder klischeehafte Übersteuerungen aufkommen mag: See You Tomorrow Baby zündet im Windschatten der Verwüstung auf einer instinktiven Ebene wie pures Fan-Kerosin.

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