Weezer – Weezer (The Teal Album)

von am 26. Januar 2019 in Album

Weezer – Weezer (The Teal Album)

Weezer trollen wo es geht, haben hinter dem cheesy petrolenen Banner ein bewusst geschmackloses Gag-Album ohne erkennbare Pointe aufgenommen: The Teal Album ist auf seinem Ritt durch die 80er und 90er schließlich sogar zu kantenlos und risikoscheu, mutlos und gefällig ausgefallen, als dass der Witz auf eigene Kosten gehen würde.

Wir erinnern uns: Das Schwarze Album hätte eigentlich bereits nach der weißen Triumphtat von 2016 erscheinen sollen, wurde dann aber doch hinter das polarisierende Pacific Daydream gereiht, das schlichtweg eher fertig war. Obwohl dann mit 1. März 2018 sogar bereits ein Releasedatum für den dunklen Exkurs Richtung „Beach Boys gone bad“ feststand, lies die Band den angekündigten Termin ohne Kommentar tatenlos verstreichen, bog stattdessen kurz darauf mit einer Interpretation einem Playback von Rosanna um die Ecke – und zeigte damit einer entsprechenden Petition bezüglich des einen noch populäreren Toto-Hits verschmitzt die Zunge.
Weil die Tage der tatsächlichen Fan-Konfrontation für Troll Cuomo aber lange vorbei sind, gab es das geforderte Africa wenig später bekanntlich doch noch, inklusive erstaunlicher Charterfolge. Eine Reaktion, die der noch nie um billige Memes und brachiale Trendanbiederung verlegenen Band gefallen haben dürfte: Da muss sich doch noch weitreichenderes Kapital draus schlagen lassen! Und plötzlich war wieder eine Platte vor das Schwarze Album geschoben, offiziell Studioalbum Nummer zwölf, eine reine Cover-Angelegenheit.

Während Weezer sich live allerdings gerne Kalibern wie Paranoid Android oder War Pigs! widmen, sich in der Vergangenheit auch auf Tonträger für Grenzgänge wie Unbreak My Heart aus dem Fenster lehnten, macht die Band es sich selbst und einer möglichst anspruchslosen Zielgruppenerweiterung mit dem fünften selbstbetitelten Album nun jedoch so einfach wie möglich, serviert simpel durchgezogenen Poprock in der bekömmlichsten Form.
Die Initialzündung Africa ist dabei die maßgebliche Blaupause für alle folgenden Songs (zu denen Rosanna übrigens nicht zählt): Weezer wählen stets den wohl bekanntesten Song des jeweiligen Megaseller-Urhebers, gehen bei der Interpretation konsequent auf Nummer Sicher und spielen die Nummer harmlos und ohne erkennbare eigene Inspiration so nah als möglich am entsprechenden Original bleibend extrem zahm und brav nach, während die kantenlose Produktion von Drummer Patrick Wilson sowie das grausame Mixing das ordentliche Maturaball- oder Hochzeitsbandniveau ohne Angriffslust unterstützt. The Teal Album klingt deswegen letztendlich genau so, wie man es erwarten würde – im positiven, wie negativen, wie vor allem egalen Sinne, der niemandem wehtun wird.

Selbst marginale individuelle Impulse müssen folgerichtig mit der Lupe gesucht werden, gravierende Überraschungen sowieso. Man findet sie höchstens in kleinen Details, wie dem leicht vertändelten Rhythmus des Refrains von Happy Together, das der Band spätestens dann ausgezeichnet steht, wenn sehnsüchtige Harmoniegesänge addiert werden. Auch das fluffig-beschwingte Mr. Blue Sky spielt Weezer aufgrund der gniedelnden Unaufgeregtheit samt ausholenden Finale optimistisch-locker in die Karten, wohingegen Paranoid mit Brian Bell an den Leadvocals als  hüftsteife Annäherung an ein bisschen dreckiger riffenden Rock zumindest ebenso aus dem Rahmen fällt, wie der später nachgereichte Tribut an TLC. Kontrovers? Nein – auch in diesen Fällen eher langweilig. Nette Kleinigkeiten wie das Gitarrensolo hinten raus in Everybody Wants to Rule the World sind dann ohnedies kaum der Rede wert, da Weezer niemals von einer grundlegenden Vorhersehbarkeit abweichen.

Essentielle Ergänzungen einer Diskografie gehen insofern freilich anders, unterhaltsam ist das petrolene Werk aber dennoch im überschaubaren Ausmaß. Zumindest als geeichter Hardcore-Fan kann man durchaus kurzweilig-unverbindlichen Spaß an dem latent angedeuteten Weezer-Nerd-Charme im ausgebleichten Miami Vice-Look haben, wo die grundlegenden Kompositionen natürlich über jeden Evergreen-Zweifel erhaben bleiben und sich auch von Cuomo und Co. trotz des schwachen Tauschhandels Magie gegen Generik nicht gänzlich todspielen lassen.
Allerdings verdeutlicht gerade das abschließende Trio No Scrubs, Billie Jean (eigentlich ein gefunkelt geschlossener Bogen zum beginnenden Africa) und Stand by Me, dass dem Teal Album markant bratzende Gitarrenwände sogar weniger eklatant fehlen, als dass die monotone Rhythmusarbeit der Platte keinerlei sexy Groove besitzt, ermüdet, und die stets an der Oberfläche bleibenden Weezer schlichtweg jeden eigenen Charakter vermissen lassen. Warum diese Platte überhaupt existiert, lässt sich aus kreativer Hinsicht jedenfalls nicht erklären. Bedeutend öfter als das Weihnachtsalbum oder Death to False Metal wird dieses tongewordene Gimmick auf lange Sicht also kaum laufen. Was wahrscheinlich keine Rolle spielt: Trotz seines Ausgangsmaterials spielt hier ausschließlich das Momentum eine Rolle, auf jeder erdenklichen Ebene.

Letztendlich haben Weezer hier mit signierten Dollarscheinen in der limitierten Geldbörsenedition nicht mehr als eine kaum überzubewertende Fingerübung fallen lassen, die weder Liebe noch Respekt verdient, jedweden Hass jedoch ebenso wenig rechtfertigt, wie es verwundert, dass die Band heutzutage mit derartigen Überraschungsprojekten noch per se enttäuschen soll. Selbst mit unverbesserlicher Fanbrille provozieren die 37 Minuten immerhin kaum mehr als wohlwollende Gleichgültigkeit, die zudem schnell gesättigt ist. Immerhin gibt es auf der teal’schen Songsammlung schon nach dem ersten Durchgang rein gar nichts mehr neues zu entdecken.
Weezer machen hier unterm Strich weniger per se falsch oder wirklich geschmacklos, als kaum etwas dezidiert richtig, wertschöpfend, nachhaltig oder wichtig. Ein Vorwurf, den Cuomo und Co. sich nichtsdestotrotz gefallen lassen müssen, ist, dass diese Veröffentlichung derartig konzipiert höchstens als nebensächlicher Bonus zu einem vollwertigen Studioalbum mit Originalmaterial funktioniert hätte. Für sich alleine stehen müssend wirkt The Teal Album allerdings schlichtweg redundant und billig, witzlos, und ausschließlich im Kontext betrachtet sogar eventuell tatsächlich ein bisschen ärgerlich. Die abschließende Wertung betreffend hätte es dieser relevanzbefreit in seiner belanglos ohne Reibungspunkte auskommenden Karaoke-Nonchalance so zumindest einen zusätzlichen Punkt eingebracht, müsste sich The Teal Album nicht im Kanon der regulären Studiowerke im direkten Vergleich stellen müssen. Was soll’s!

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