Weezer – SZNZ: Summer
Weezer und der Sommer gehören zusammen wie der Topf auf den Deckel. Die Steilvorlage SZNZ: Summer ist auch insofern ein enttäuschender zweiter Teil der 2022 laufenden Jahreszeiten-Reihe.
Die Wahrnehmung lässt sich im weitesten Sinne anhand dreier Faktoren festmachen. Zum Ersten transportiert die wie ein Hybrid aus dem schwarzen Album und Van Weezer geartete Summer-EP nicht im selben Ausmaß ein sommerliches Flair, wie es das erst wenige Monate alte Pendant Spring mit seinen luftigen Frühlingsgefühlen konnte.
Zum Zweiten erweist sich die Produktion diesmal wieder als elementarer Zankapfel: (das in Wien seine Live-Premiere gefeiert habende) Records ist vielleicht ein extrem effektiv eingängiger Ohrwurm sondergleichen, klingt aber wie x-beliebig austauschbarer 08/15-Radio-Pop Punk, viel zu glatt und klinisch und banal von Daniel Omelio und Suzy Shinn. inszeniert. Auch im flott und zügig zur schmissigen Party-Nummer eilenden The Opposite of Me raubt der langweilige, keinerlei energische Dringlichkeit oder packendes Momentum abreibende Plastik-Sound viel Charakter, da kann der Song sich noch so schön schnaufend in die walzende Bridge ausbremsen und einen lieblichen Acoustic/Classic-Ausklang anbieten, bevor der Midi-Fanfaren-Eintritt von The Opposite of Me das übergeordnete höllische Konzept-Feeling verstärkt, gerade das langweilig auf Schiene laufende und seelenlos wirkende Schlagzeugspiel in Verbindung mit dem Sound scheint, als wäre hier ein Weezer-Algorithmus am Werk gewesen, derweil das Quartett einen hymnischen Refrain findet und hinten raus schaumgebremst in den Sternenhimmel heult.
Womit wir auch gleich beim dritten Punkt wären: Das Songwriting an sich gibt sich wieder ambitionierter als zuletzt, will das große Ganze konzeptioneller ausgebreitet betrachten und strukturell ein klein wenig überraschender werden, als zuletzt – was durch die identitätslose Produktion jedoch dazu führt, dass Summer zumindest weniger direkt zugänglich erscheint als Spring – ja eigentlich auf den ersten Blick irgendwo zwischen Tenacious D- und Green Day-Mini Ope–Aussichten verblassend auch paradoxerweise geradezu uninspiriert und kaum unmittelbar scheinen kann.
Nachdem Lawn Chair als sinfonische Ouvertüre, die epochal beschwörend im Stadion aufbricht und bis zu choralen Schraffuren wandelt, die insgesamt 24 Minuten der Platte mit einer Interpolarisation von Vivaldis Winter-Segment der Vier Jahreszeiten eröffnet hat, zeigen Weezer allerdings immer wieder auf – manchmal nur in einzelnen Szenen, manchmal flächendeckend.
Blue Like Jazz schielt etwa mit Goth-Kante zum Metal, schunkelt powerpoppig im Starkstrom des Vivaldi-Sommer-Presto-Refrains, schraubt sich wogend nach oben und jubiliert feierlich. Cuomoville ist erst nur ein sehr okayer 08/15-Rocker mit netter Melodie und absurder Prämisse, bis die Bridge die Spannungen im Metal anzieht und dann absolut grandios die überschwängliche Abfahrt nimmt, bevor Thank You and Good Night der beste Weezer-Closer seit dem weißen Album ist: ein hardrockiger Läufer mit überragendem Refrain, der seinen Tritt aufs Gaspedal immer wieder neu nachjustiert – latent proggig gar?
Dieser krönende Abschluss hebt Summer einerseits zwischen den Punkten liegend wertungstechnisch doch noch nach oben, unterstreicht aber auch mit frustrierendem Nachhall die ambivalente Wirkung der (nach dem keltisch angehauchten Vorgänger rund um „44 BC at the end of the Roman Republic“ erdachten) EP: Weezer im Sommer, das hätte tatsächlich großartig werden können, doch bringt die Band ihre PS im zweiten Viertel des Zyklus nicht auf den Boden.
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