Weezer – SZNZ: Autumn

von am 25. September 2022 in EP

Weezer – SZNZ: Autumn

SZNZ: Autumn bestätigt als homogener Clusterfuck und dritter beziehungsweise auch bisher schwächster Teil der saisonalen EP-Reihe, dass der Herbst für Weezer nur eine Ehrenrunde für den Sommer ist. Eh okay.

Gleich vorab: Keine Ahnung, inwiefern das mit düsterem Farbton inszenierte SNZ: Autumn seiner Jahreszeit klingen soll, wo genau es an den Strokes oder Franz Ferdinand geschult wurde, oder es von „The Mount of Beatitudes„, dem letzten Abendmahl sowie den Salem Witch Trials inspiriert wurde, wie Rivers es zu Protokoll gibt: nennenswert entfernt vom Release aus dem Juli 22 ist der dritte Part des Jahreszeiten-Zyklus nicht.
Die 24 Minuten der Platte sind vielmehr typisches Weezer-Material ohne Herbstlaub im Getriebe, die von Tyler Cole, Suzy Shinn und Robopop Daniel Omelio produziert jedoch soweit gehen, der penetrant-unangenehmen Pop-Sucht der Band phasenweise geradezu rücksichtslos zu frönen.

Wie man aus dem Cuomo-Universum weiß, sind es seit Jahren ja oft weniger die Glanztaten, die eine Weezer-Veröffentlichung in letzter Konsequenz definieren, als vielmehr die Tiefpunkte. So auch bei SZNZ: Autumn, bei dem das Quartett die repetitive Dancerock/ Powerpop-Brechstange für eine Stafette an Ohrwürmern gerade im Mittelteil so maßlos ansetzt, dass die simpel gestrickte Eingängigkeit bis zur Übersättigung von der nervtötenden plakativen Eindimensionalität forciert wird.

Soll heißen: Gerade das Doppel aus What Happens After You? (das im guten Radioformat den „You-Uuuuuhuuuuu“-Vorschlaghammer auf der beatfixierten Tanzfläche auspackt – als einer der schlimmsten Weezer-Songs ever) und Francesca (das nett beschwingt als Napoleon-Liebelei auftritt, bis der Friede-Freude-Eierkuchen-Brachialreim-Refrain so unendlich dick aufträgt) macht einfach Zuviel des Guten aus den vorhandenen Ideen. Wenig besser, aber nicht so üppig: Can’t Dance, Don’t Ask Me, das mit seinen treibend-surfenden Drums und tumben Texten als schmissiger Rocker den Gitarren bis zur Bridge weniger Bühne gibt als käsigen Synthies, und Should She Stay or Should She Go, das schunkelnd schippert wie eine sedative Handclap-Reminiszenz an The Clash langweilt, die relaxt durch die Spannungsarmut eines relativ egalen Singalongs pendelt, in der die Saiten alibihaft und das Saxofon als Gimmick eingesetzt werden.
Dass all diese Momente in besseren Produzentenhänden auch eine ausgewogene Balance halten hätten können, ohne ihr Single-Ambitionen merklich beschneiden zu müssen, ist dann ein Manko, das man so ja zuletzt auch bei Summer erdulden musste.

Besonders eklatant wird das dann aber eben doch auch wieder in den Momenten, in denen Weezer richtig auftrümpfen könnten.
Get Off on the Pain poltert als Überbleibsel von Spring mit zahlreichen Wechseln in der Dynamik zu einer Hardrock-Plastik-Version des weissen Albums, hat zudem eine tolle retrofuturistische Bridge, weswegen man der Nummer eigentlich nur vorwerfen kann, sie verdammt ähnlich schon einfach besser von Weezer gehört zu haben. Tastes Like Pain hätte dagegen eigentlich auf Winter landen sollen (deswegen auch das aus der Kontinuität fallende L’inverno-Zitat von Vivaldi…aber was solls!) und bounct in selbstkasteiender Watte verpackt durch den Pit, bevor Run, Raven, Run zwar wie ein absoluter 08/15-Baukasten beginnt, bis die Band jedoch fast progressiv Rhythmus und Tempo drosselt, sich der Closer unaufgeregt a la Only in Dreams neu aufbaut, Pacific Sunset auf dem Flug Richtung Crescendo streift, der Spannungsbogen fast klassisch pochend anzieht, und erst eine minimalistische Kinderlieder-Einkehr den Twist nimmt.
Insofern mögen sich zwar die banalen Seiten von Autumn aufdrängen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen – bleiben werden aber die paar starken Bausteine, aus denen man sich seinen individuellen SNSZ-Langspieler (für den kommenden Sommer) zusammenschrauben kann.

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