Weezer – SNZS: Winter
Zum Abschied stimmt die Formkurve wieder: Weezer beenden ihre SNZS-EP-Serie mit der Winter-Episode auf dem zweiten Höhepunkt ihrer fragwürdig konzeptuellen Reise: Das Frühjahr kann kommen!
Das Erfolgsrezept dafür ist relativ simpel: im Gegensatz zu seinen beiden vielerorts (auch an dieser Stelle) ambivalent aufgenommenen Vorgängern Summer und Autumn (die rückblickend doch mittlerweile versöhnlich nebenher laufen) verzichtet Winter wieder auf die allzu penetranten Mainstream-Pop-Brechstangen (die ja in der richtigen Stimmung ohnedies längst trotz der größten anfänglichen Aversion funktionieren {können}), vermeidet jedwede Ausfälle, hält die Geschmacklosigkeiten auch ohne gravierenden Tiefgang in Grenzen und hat – wenngleich keine internen Instant-Klassiker anbietend – dann doch einige Ohrwurm-Schmankerl an Bord, die kurzweiligen Spaß machen und qualitativ flächendeckend an den gelungenen Serien-Opener Spring anschließen.
Das eingängige Iambic Pentameter ist etwa als unverbindlich-unaufgeregt tänzelnder Waltzer mit seinem mehr Strom und schöne Backing-Harmonien nutzenden Refrain erst nur nett – bis die tolle Clusterfuck-Bridge stampfend auf den Schlitten springt (weil Schellen zum Einsatz kommen…naja….mehr Winter-Feeling ist jedenfalls grundlegend nicht drinnen) und proggig ausgelassen die Gitarren und Violinen zum raufen schickt. Die auf Make Believe-Zeiten zurückgehende Melodie kann man bereits von You and me Together von 2004 kennen…oder von Prom Night …oder der Fanclub-Ausgabe Last Days of Summer.
Der Standard Basketball fleht später einen hittauglichen Chorus an, feiert mit jubilierendem Gemeinschaftsgefühl aufblühend – die Strophe hat Rivers bereits 1995 für Hello, Concubine geschrieben. Die Bridge von I Want a Dog stammt dagegen von Still Dreaming, während das melancholisch-sehnsüchtig Geklampfe des Openers auf seinem flanierend-drückenden Weg in den typischen Weezer-Powerpop samt fistelnd-gniedelndem Schunkeln vage erahnen lässt, was Cuomo mit all den ziemlich absurden Ankündigungen der Platte zumindest theoretisch meinte, als er sagte: „Winter is stylistically similar to Elliott Smith, featuring lots of loss and despair. I had the thought that winter sounds more like the original pre-blue album Weezer then The Blue Album does. There hasn’t been this much acoustic guitar and finger picking in Weezer since our first year together”.
Die clean gezupften Gitarren im Highlight Dark Enough to See the Stars assoziieren My Name is Jonas samt Mundharmonika im gediegen wogenden Rhythmus – aber Elliott Smith? Höchstens mit beiden Augen zugedrückt. Und nichtmal dann. Egal. Abseits des vollkommen deplatzierten Gradmesser gibt es jedenfalls einen supercoolen Refrain mit pochendem Blue-Trick und The One that Got Away erinnert an El Scorcho, wenn es ein straighter Romantik-Rocksong für das Debüt geworden wäre – die schmissige Tendenz zur Belanglosigkeit kommt halt abseits der Einkehr ein wenig zu stark hervor.
Sheraton Commander ist mit sentimentalen Streichern und warmer Gitarre in den obligatorischen Klassik Modus: Rund um Adagio in G minor des italienischen Baroque-Composers Tomaso Albinoni blüht ein dramatischer Marsch von einem theatralischen Zwischenspiel in schöner Atmosphäre auf. Und das stampfend treibende The Deep and Dreamless Sleep ist eine simple wie ansteckende Gute-Laune-Single mit epischem Kinderchor-Klimax, Gitarrensolo und viel aufgebauter Spannung. Ein starkes Finale, dem man nur vorwerfen kann, dass Produzent James Flannigan nicht das Maximum aus der Nummer – nein, eigentlich eh der ganzen tollen, aber mit ein paar Ecken und kanten locker noch besser sein könnenden EP – herausholt.
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