Wear Your Wounds / Revelator – Split
Converge-Brüllwürfel Jacob Bannon und Chelsea Wolfe Schlagzeuger Ben Chisholm toben sich abseits ihrer Stammbands in beunruhigender, intensivere und intimer Atmosphäre aus.
Knarziger Noisefolk im alptraumhaften Slowcore-Modus, zumindest inszenatorisch wirklich nicht allzu weit entfernt von den angegebenen Hauptinspirationsquellen Swans und My Bloody Valentine – man kennt Songs wie ‚Adrift in You‚ vom hier tatsächlich wieder einmal ausschließlich singenden Schreihals Jacob Bannon mittlerweile ja. Etwa wegen des auf ‚You Fail Me‚ geparkten ‚In Her Shadow‚, mehr noch aber wegen beklemmender Ausdrucksventile wie den großteils instrumental gehaltenen Horrorwaldhütten-Soundtracks, die 36 jährige mit Irons oder vor allem dereinst mit Supermachiner heraufbeschworen hat. Dass Bannon’s Wear Your Wounds-Alias seinen Ursprung zeitnah am Endpunkt letztgenannter Band bereits im Jahr 2001 ohne reguläre Veröffentlichung hat (mit ‚The Migration‚ als einzigem Zeitdokument), tut dann nur insofern etwas zur Sache, als hier bereits der Keim verortet werden kann, weswegen ‚Adrift in You‚ in seiner Verwandtschaft zu Neurosis-Solomaterial und OM klingt, wie es nun eben klingt: kühles Lagerfeuer-Apokalypse Geschrammel mit Drone-Anleihen und massiv im Vordergrund schepperndem Schlagzeug. Wer sich nicht in die angespannte Atmosphäre der fünf Minuten verlieren will, darf das also durchaus prätentiös schimpfen.
Dem kommt Bannon in gewisser Weise aber zuvor, in dem diese Splitsingle ohnedies in (zumindest einstweilen) stark limitierter Auflage vordergründig an die kauffreudige Hardcore-Franktion des treuen Fanvolk adressiert wurde: nur 400 weiße 7″, mit Download-Code bestückt sowie ausfaltbarem Cover als Hülle fanden ihren Vertrieb über Jacob Bannon’s eigene Website, ein Kontingent über Deathwish soll in Kürze nachgereicht werden. Sicherlich keine dumme Idee, will doch nicht nur das breite Klientel der zuletzt mit ‚All We Love We Leave Behind‚ ihre Ausnahmestellung abermals unterstrichen habenden Converge bedient werden, sondern in vermeintlich geringerem Ausmaß auch die Anhänger der stetig an Popularität gewinnenden kalifornischen Noir-Singer-Songwriterin Chelsea Wolfe.
Bei eben deren Band bedient Ben Chisholm für gewöhnlich die Schießbude. Bisher unter Pseudonymen wie White Horse werkelnd, versteckt sich hinter dem austauschbaren neuen Projektnamen Revelator jedoch ein eindringlicher Melancholiker: das trostlose Wear Your Wounds-Klangkonstrukt sinnvoll ergänzend hat Chisholm 5 Minuten gedeihen lassen, wie sie ansonsten derart qualitätsvoll höchstens von Enemies List in die Dunkelheit geschickt werden. ‚Net of Gems‚ lässt ein unheilschwangeres, direkt vom Theme der Goonies entlehntes Moll-Piano zirkulieren, Schlagzeugschleifen treiben den Song müde aber dicht gestrickt und stimmungsvoll behende durch die Finsternis, dezente Elektronik schleppt sich zu Tode betrübt durch den Song: A Whisper in The Noise nicken anerkennend dem unbestrittenen, souveränen Highlight der Split-Single zu – der Revelator hat hier eine deprimierende Schönheit wachsen lassen und zudem auf folgende Veröffentlichungen neugierig gemacht.
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