We are Scientists – Lobes
Zugegeben: Spätestens nach dem wirklich kaum noch etwas hängen lassenden Megaplex sind We Are Scientists – ausgerechnet rund um das seine Vorgänger doch in den Schatten stellende Huffy! – ein klein wenig am Heavy Pop-Radar abgetaucht. Doch die bisherige Diskografie der amerikanischen Spaßvögel war ja überzeugend genug, dass Lobes mit dem ewigen Sympathie/Nostalgie-Bonus Aufmerksamkeit verlangt. Und verdient.
Mögen die Wertungen für praktisch alle We Are Scientists-Alben der letzten Dekade auf dieser Seite auf den ersten Blick auch eine andere Sprache sprechen, ist es doch so, dass keines dieser Alben tatsächlich dafür gesorgt hätte das Kern-Duo Keith Murray und Chris Cain zu blamieren: With Love and Squalor bleibt als Maßstab zwar klar unerreicht und man will die Musik der Wahl-New Yorker lieber mögen, als es ihre nüchtern betrachteten Qualitäten eigentlich zulassen, doch dass das Songwriting der Band bei aller Zuverlässigkeit für eingängige Melodien keine Hits mehr abwirft, ist nunmal ebenso ein Problem wie jenes, dass sich kaum Hooks über die kurzfristige Schmissigkeit in der Erinnerung festsetzen konnten.
Lobes wird dieser Ausgangslage nicht restlos Herr, dreht jedoch die nachhaltige Griffigkeit dort weiter, wo schon Huffy die Formkurve steigen ließ.
Ein Kniff, der aus kompositorischer Sicht alleine schon gelingt, weil vor allem das abgedämpft und ätherischer ins Stadion pumpende Lucky Just to Be Here smooth und schöngeistig ein hymnisches Panorama (wenngleich ohne final überwältigender Konsequenz) anvisiert, wie das eine zeitlose Symbiose aus Against Me!, den Killers und den harmlosen Arcade Fire machen könnten, während die grundlegende Ausrichtung wieder weiter in die 80er hinein durchaus erfrischend für die Wissenschaftler wirkt.
Mit prägenderen Synthies streunen durch Songs wie dem kontemplativen Dispense with Sentiment, Human Resources (das sich am Ende gar eine cheesy gnödelnde Gitarre gönnt!), Turn it Up, (dem übersättigenden) Settled Acounts oder Less from You (das quasi The Rapture in seicht) um funky Bässe, ein paar Handclaps, ein latentes Disco-Flair in durchaus geschmackvoll zurückhaltend, flippig frönende, stimmungsmachende Refrains, schnittige Licks und ein paar Elektro-Ambitionen am anachronistischen Dancefloor – allesamt Facetten, die eine gewisse Prägnanz und Leichtigkeit (zurück) bringen.
Mit souveränen Routinearbeiten wie dem catchy Opener Operator Error und dem angenehm stampfend-wirbelnden Here Goes bedient man zudem die Indierock-Basis weiterhin gefällig, während ein Parachute mit seinem drehenden Britpop-Aroma zusätzliche Würze in die Ästhetik bringt.
Zwar geht all das immer noch zu leicht wieder aus dem Schädel, nachdem es quasi barrierefrei und reibungslos in die Gehörgänge getänzelt ist, doch macht die Sache diesmal wieder mehr unterhaltsamen Spaß und fördert den Zweckoptimismus, Lobes auf Sicht öfter zurück auf den (digitalen) Plattenspieler zu holen, als beinahe alle Prä-Huffy-Alben (weswegen eine Aufwertung zwischen den Punkten in der abschließenden Wertung dann diesmal auch ohne überkritisches Überlegen passiert): vielleicht ist der Band hiermit sogar die Platte gelungen, von der die Wombats nur noch träumen können.
Dass sich We Are Scientists keinen zwingenden Gefallen damit getan haben, die stets etwas zu belanglos und egal daherkommende Singalong-Nettigkeit Miracle of 22 als Closer zu nehmen, fällt da deswegen auch nicht negativ auf: Ihre Sympathien haben die beiden amüsanten Kalifornier einmal mehr nicht verspielt, bei einem etwaige Studioalbum Nummer 9 wäre man so oder so wieder an Bord. Nun eben mit etwas mehr Vorfreude und minimal höherer Erwartungshaltung als zuletzt.
Kommentieren