Wavves x Cloud Nothings – No Life for Me

von am 19. Juli 2015 in Album

Wavves x Cloud Nothings – No Life for Me

Nicht nur weil sich musikalische Evolutionsgeschichten von Dylan Baldi und Nathan Williams weg von den LoFi-Alleinunterhaltern zu den Köpfen in vollwertigen Bandgefügen erstaunlich exakt spiegeln, muss man wahrlich kein Raketenwissenschaftler sein um zu erahnen, dass diese Konstellation perfekt harmoniert: Cloud Nothings und Wavves spucken in slackerhafter Kombination nebensächliche Ohrwürmer aus.

No Life for Me‚ hat eine lange Vorlaufzeit bis zu seiner Veröffentlichung hinter sich, ist aber wahrlich keine komplizierte Platte geworden: Baldi und Williams einigen sich schnell darauf die Sache so catchy wie nur möglich in der Schnittmenge aus der gemeinsamen Vorliebe für Garage, Post-Grunge, Punk, Surf und Indierock anzugehen, alleine 9 Songs in 22 Minuten sprechen eine deutliche Sprache. Trotzdem gönnen sich Wavves und Cloud Nothings mit dem einleitenden Instrumentalstück ‚Untitled I‚ eine gen Guided by Voices geschrammelte Vorglührunde, bevor ‚No Life for Me‚ in Williams zum Studio umfunktionierter Bude in Kalifornien ein nach Kasettenrecorder-Glanz klingendes Tauziehen zwischen den beiden Bandköpfen wird. ‚Come Down‘ und ‚Hard to Find‚ werfen auf eine nach vorne getriebene Strophe einen solch versöhnlich weichen Refrain, den man praktisch nach dem ersten Durchgang problemlos mitsingen kann und muss. Der Schlagabtausch aus kompromisslosen Hooks wirkt dabei so federleicht aus den Ärmeln geschüttelt, ist aber in seiner Effektivität schlichtweg entwaffnend.

How It’s Gonna Go‚ startet diesen Trick, gibt aber hinten raus der Baldi’schen Vorliebe für exzessive Jamgelage ein wenig deutlicher nach (dass alle Drumparts von Wavves-Schlagwerker Brian Hill eingespielt wurden streut den überlegenen Fähigkeiten von Jayson Gerycz Rosen) und bleibt damit ein Unikum: generell scheint der Cloud Nothings Kopf auf ‚No Life for Me‚ viel eher Williams kaum kontrollsüchtigem THC-Weg zu folgen und die Dinge einfach Geschehen zu lassen. Im Umkehrschluss ist jedoch Williams absoluter Nutznießer der Gemeinschaftsarbeit: sein auf den letzten Wavves-Alben gar zu verwaschene Gespür für Melodien mündet hier in einer zielführenderen, konzentrierteren Form des Pop, Baldi verpasst dem Ganzen einen erfreulichen Fokus.

Ohne das Gewicht und die herausragende Brillanz der besten Solo-Cloud Nothings-Momente kann der stets gleich aufgefädelte Strophe/Refrain-Modus Operandi der ersten Plattenhälfte dennoch schnell ermüden. Williams und Baldi öffnen ‚No Life for Me‚ deswegen zur Mitte hin mit dem synthielastig in den Weltraum geschossenen, jedoch wahllos im Kontext stehenden ‚Untitled II‚, agieren in weiterer Folge aber auch kopfloser und gehen schludriger mit ihren schmissigen Ideen um: ‚Nervous‚ befreit sich aus seiner 80er-E-Drum-Umarmung und läuft danach im Tunnelblick seinem übersprudelnden Climax entgegen, nur um den Laden kompakt zuzumachen: geradliniger kann man der Vorhersehbarkeit der ersten Hälfte kaum begegnen.
Nachdem der Titelsong dann mit Noiserock-Gitarren experimentiert hat, werden zum Ende hin die Fronten doch noch klarer gezogen: ‚Such a Drag‚ ist eine schiefliegende Wavves-Nummer ohne Ziel, ‚Nothing Hurts‚ dagegen eine Aussicht darauf wie es klingen würde, wenn Cloud Nothings ihre Teenage Angst-Melancholie in die Electronica-Welten von Julian Casablancas verpflanzen würden. Sehr fein, nur mit 108 Sekunden Spielzeit wie vieles hier eher Teaser als Formvollendung.
Diese wenig nachhaltige Herangehensweise passt allerdings letztendlich nur zu gut zum allgemeinen Charakter des unkomplizierten aber auch schnell vergessenen LoFi-Sommerpoptraum ‚No Life for Me‚. Einem knackigen Gipfeltreffen, auf dem die Vorzüge von Cloud Nothings und Wavves auf schmissige Weise kulminieren – und dennoch ein wenig zu sehr auf Durchzug schalten lässt.

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