Violent Femmes – We Can Do Anything

von am 20. April 2016 in Album

Violent Femmes – We Can Do Anything

Das Schlagzeugerkarussell rotiert zwar auch nach der Fertigstellung von We Can Do Anything munter weiter, im Grunde hat sich bei Gordon Gano und Brian Ritchie über all die Jahre aber nichts geändert: Als Violent Femmes spielen sie auch auf dem ersten Studioalbum seit 16 Jahren unverwüstlich unbekümmert einhertänzelnden Akustikrock zwischen Folk, Punk und den nölenden Weisheiten am Ende des Bierkruges.

Dass für die Aufnahmen des Nachfolgers ihres 2000er-Werkes Freak Magnet Brian Viglione durch das Besen-beschwingte Schlagzeugset rumpeln mag, spielt für die stilbildende Band aus Milwaukee keinerlei Rolle. Einerseits wurde der Dresden Dolls-Drummer mittlerweile ohnedies bereits wieder durch Neuling John Sparrow ersetzt, andererseits ändert das zweckdienlich traditionsbewusste Spiel ihrer Schlagwerker ohnedies nie etwas an den primären Parametern der Violent Femmes. Diese sind bekanntlich knarzig reduziertes Gitarrengeschrammel, das rund um Ganos launig drängelnde Stories kurvt, der polternde Trademark-Akustikbass von Ritchie, dazu ein paar ausschmückende Nuancen rund um die Horns of Dilemma (diesmal unter anderem mit an Bord: Barenaked Ladies Multi-Instrumentalist Kevin Hearn, der auch für das Artwork verantwortlich zeichnet) im kurzweilig unterhaltsamen Songwriting, das mit seiner gefinkelten Spontanität unmittelbar zündende Melodien am Fließband auswirft. Mehr hat es für die Violent Femmes im Grunde seit ihrem bahnbrechenden selbstbetitelten Debüt nicht gebraucht – und das tut es auch heute, knapp 33 Jahre später nicht.

Soll heißen: Man muss selbst nach der äußerst netten Gnarls BarkleyRetour-Coverversion von Crazy oder der vielversprechenden Happy New Year-EP aus dem vergangenen Jahr nicht zwangsläufig auf We Can Do Anything gewartet haben, um über die phasenweise noch etwas verkrampfte Vitalität der Comebackplatte unmittelbare (nicht nur nostalgisch veranlagte) Sympathien für die charismatischen, weitestgehend zuverlässig alte Stärken bedienenden 31 Minuten zu empfinden. We Can Do Anything schließt regelrecht zeitlos an den bisherigen Veröffentlichungskanon der Band nach dem Debüt an, klingt mit minimalen Abnutzungserscheinungen doch auch unangestrengt aus der (Demo-)Hüfte geschossen und keineswegs nach den ewigen Streitigkeiten von Gano und Ritchie. Dass das neunte Studioalbum der beiden dabei zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise an die Klasse, Dringlichkeit und den mitreißenden Spielwitz der besten Tage anschließen kann – geschenkt! Alleine schon deswegen, weil die Violent Femmes nach wie vor immer wieder für kleine Sternstunden gut sind.

Das mit Bläserunterstützung und Tresen-Chor dahertorkelnde Issues ist mit seinem entwaffnend ansteckend schunkelnden Refrain etwa so eine Paradebeispiel, auch die anschmiegsame Ballade What You Really Mean, die Rührseligkeiten umschifft und mit klimpernden Piano hinten raus die Songwritercredits an Ganos ältere Schwester Cynthia Gayneau abgibt. Oder das Harmonika-angereichert stacksende Foothills, das unscheinbar grandiose Hooklines ohne Aufsehen neben abstruse Nonsense-Reime und Liebesangelegenheiten stellt: „I’ll take lunch with my co-workers/ But after work I just go bezerkers/Yet I can’t tell them why/ I’m in love„.
Traveling Solves Everything profitiert in seiner relativen Aggressivität vom angenehm unfertigen Raumklang der Platte, das zu lange, countryeske Untrue Love dagegen davon, dass das Herz dieser Band trotz einer verlorenen Makellosigkeit und dem Tantiemenstreit-Rost einfach weiterhin am rechten Fleck sitzt.
Da macht es dann eben auch nichts, dass man sich die ausgelassene Polka-Überdrehtheit des schwachsinnigen Titelsongs oder das dezent zu forcierte Holy Ghost (da findet trotz des reduzierten Instrumentariums doch irgendwie auch die TV Party von Black Flag im Hintergrund statt) sparen hätte können, oder durchaus schmissige Nummern wie die Killer-Story Big Car und das Sentimentalitäten verweigernde Memories nicht wirklich über solide Standards hinauskommen – die Gangart der Violent Femmes, sie stimmt grundsätzlich.
Weswegen die finale Selbstreflexion am Ende auch wie ein freudiges Versprechen aufgefasst werden darf: „We came together/ We broke apart/ We broke each other in minded heart/ It has added/ It will not be start/ We have all done this and some and with all of this/ We`re not done!

 

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