VIECH, Rika [05.04.2013 The Bang Bang Club, Graz]
Die Grazer VIECH versprühen bei der Releaseparty ihres selbstbetitelten Debutalbums im von Indiepartment gut ausgewählten Bang Bang Club ebenso wie die niederösterreichischen Rika einiges an Spielfreude. Prägnant wurde vermittelt was ‚VIECH‚ so toll macht wie es nun mal ist, inklusive unfreiwillig untypischer Überraschung am Ende.
Vor knapp 150 Menschen starten Rika etwas später als angekündigt mit der wild durcheinander gewürfelten Präsentation ihres zwischen Post- und Emorock grenzgehenden Albums ‚How To Draw A River, Step By Step‚, und schnell wird klar, dass am Sound an diesem Abend im Bang Bang Club zumindest qualitativ nicht viel auszusetzen ist. Akzentuiert, im wunderbaren Mix geht kein Instrument unter, und wenns etwas Wumms braucht gibt’s den auch. Als problematisch erwies sich in erster Linie die Tatsache, dass circa vier Fünftel der Anwesenden wohl im Dunkeln darüber waren, dass ein paar Reihen weiter vorne zwei Bands im Begriff sind für sie Musik zu machen, was sich durch ungewöhnlich lautstarkes Gequatsche, das besonders unangenehm in den doch vermehrt vorkommenden leiseren Momenten der beiden Auftritte auffiel, äußerte. Da dürfte man als angemessene Erziehungsmaßnahme ruhig den Lautstärkepegel etwas höher drehen.
Rika nun tun sich vor allem zur Mitte des Sets hin etwas schwer mit der unaufmerksamen Meute, und vielleicht war es auch nicht der größte Glücksgriff ihr wunderbar fließendes, eigentlich unzerpflückbares Album auseinander zu nehmen und neu zu ordnen, denn Innovationslust in allen Ehren: aneinandergestückelte Längen sind nun mal einfach längere Längen. Abseits dieses Kritikpunktes können Rika doch gut vermitteln, dass der stetig erlangte Mini-Ruhm nicht von ungefähr kommt, begeistern zumindest die vorderen Reihen mit gefühlvollem Gitarren- und Pianospiel, sowie einer sympathisch enthusiastischen Rhythmussektion. Die energischeren Momente werden an den Anfang und das Ende des Auftritts verlagert, während im Kern die schwelgerische Melancholie überwog, speziell nach dem aprupten Ende von ‚Safety Point‚ hatte man aber doch das Gefühl, dass das Ganze prinzipiell irgendwie anders gedacht ist. Mit der gerechtfertigten Erwartung, dass Rika ihre raffinierten Kompositionen und Arrangements noch schärfer abfeilen können, darf und soll man die Niederösterreicher durchaus im Auge behalten.
VIECH haben von Anfang an das Publikum auf ihrer Seite. Hinter ihrem Altar aus Kabeln und Knöpfchen mit allerhand Instrumentarium ausgestattet, und am liebsten Gitarre und Quetschn benutzend, werden auch von ihnen die zehn Songs des wunderbaren ‚VIECH‚ durchgeschüttelt und ziemlich Albumgetreu wiedergegeben. Da das ein ziemlicher Abenteuerspielplatz an Klangkunst ist wird auch bühnenwärts geloopt, gegröhlt, geflötet und in die Klampfe gesprochen was das Zeug hält, und alles mit einer mehr als ansteckenden Spielfreude. VIECH verlieren auch live nichts vom internationalen und stilvollen Klang, fast meint man speziell bei den treibenderen Passagen Phoenix durch den Garish-Fleischwolf gedreht vor sich zu haben. Ein größerer Teil des Publikums hat die dringlichen Gesprächsthemen mittlerweile zu Gunsten textsicheren Mitgesangs beiseite gelegt, auch wird jeder Song verhältnismäßig frenetisch gefeiert (und diskutiert), vor allem das live eingegrunzte Intro von ‚Herzknacker‚ sorgt für Jubel.
Viele hätten wohl auch kein Problem damit gehabt, hätte der Auftritt von VIECH doppelt so lange als die Platte hergibt gedauert, mit der Single ‚Steuermann‚ endet die Albumpräsentation dann aber – ein Minütchen früher als erwartet. Vielleicht muss man von Glück sprechen dass der Computer (sprich: das Herzstück der einer Raumfahrtzentrale gleichenden Bühne) erst Momente vor Ende des Konzerts abgedankt hat, ausgleichender Weise hatte man aber zum einen das Gefühl einen charmanten Director’s Cut von ‚Steuermann‚ präsentiert zu bekommen, zum anderen wurde als lautstark verlangte Zugabe eine improvisierte Unplugged-Version von ‚Laufgans‚ geboten. Wehrmutstropfen für die billigen Plätze – trotz Bitte der VIECHer kamen ob des ungeduldig steigenden Geräuschpegels wahrscheinlich nur die ersten Reihen in den Genuss dieses wunderbaren Ausklangs.
Bedankt werden durfte sich bei beiden Bands durch plündern des gut bestückten und mit sehr fairen Preisen versehenen Merchstandes, der Bang Bang Club seinerseits erwies sich als passende, gut organisierte und gepflegte Location, die vor allem durch guten Sound besticht – in dieser Kombination durchaus nicht die Regel in Graz.
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