Vennart – Dick Privilege
Mike Vennart ist ins Fadenkreuz der rechten Szene geraten und ordentlich angepisst: Mit Dick Privilege brüllt er dies über eine spontan entstandene, physisch limitiert erscheinende Mini-EP/Single hinaus.
Vennart selbst zu den Hintergründen: „A while back, I found myself incurring the wrath of the far right, after I’d clumsily whacked their squalid little hive. Having encountered their diminutive Queen Bee and, being of not-entirely-sound mind, I called him a Nazi to his face, and he proceeded to give me more press than I’d ever had in my life. Unfortunately what came with that was thousands of threats of physical and sexual violence – via social media – to my wife and my mother, and death threats to myself. They threatened to burn down my house. They continued in earnest on Christmas Day and through into the New Year. They sent me pictures of my son and told me they were coming. All because I called a man – a man they’d never met – a Nazi. The experience of being hunted by white supremacists was, for me, exciting and hilarious. They bark hard, but they don’t bite. Well, I guess I’m not such a useful idiot. I’m not actually worth murdering. So it was great fun for me. Less so for my then-six-year-old son, who wept with terror as the police fire-proofed our house the day before Christmas Eve. All of this is, obviously, symptomatic of a darker force at work. White, insufficiently-endowed men – and it IS men – following the money, f’ing everything and everyone, while we suck on Love Island and argue about whether a pop-star is cancelled or not.”
Da musste also ordentlich was raus. Weil der (ehemalige) Gitarrist und Sänger von Oceansize, British Theatre und Biffy Clyro zwei Jahre nach seinem zweiten Soloalbum To Cure a Blizzard Upon a Plastic Sea (2018) und dessen Appendix Copeland allerdings nicht rechtzeitig gesund wurde, um noch einen angedachten dritten Song für die Veröffentlichung aufzunehmen, erscheint nun in Eigenregie veröffentlicht nur ein Doppel aus Dick Privilege und der nominellen B-Seite Rat Catch. Immerhin zeichnet der Brite diesmal auch für alle Instrumente im Alleingang verantwortlich. Und wo man den Mix mit seinen etwas leisen Vocals im Vergleich zu den Studioalben zumindest unkonventionell finden kann, muß einem diese Veröffentlichung deswegen alleine anhand der technischen Versiertheit des Multiinstrumentalisten Vennart doch absolute Achtung abbringen.
Substanziell sieht es dann allerdings doch ambivalenter aus: Man merkt, dass das aufgefahrene Material ohne große Vorlaufzeit entstanden ist, impulsiv und weniger durchdacht auftritt, als jenes der beiden Studioalben, zerfahrener inszeniert und arrangiert auch eher darauf abzielt dem Momemtum ein Ventil zu bieten, anstatt eine lange Halbwertszeit anzuvisieren.
Die Drums in Dick Privilege hämmern jedenfalls, die Gitarren dröhnen infernal wie manische Maschinen, imitieren Synthies, wo alles rauscht, pulsiert und wütet. Ein Teilbereich legt sich ein bisschen unangenehm mit Cowbell in den zurückgenommenen Hardrock, dann wieder war Vennart nie näher dran am fistelnden Gesang der Queens of the Stone Age, später ist das unberechenbare Amalgam als Sammelsurium aus fragmentarischen Ansätzen beim geröchelten Rezitieren sogar noch im Mike Patton-Modus, baut sich auf, verbiegt den Industrial im Stroboskop zum Stacksen. Das mag progressiv zerschossen sein, im permanenten Ändern seiner Richtung, wirkt dabei aber eher unausgegoren, als vielseitig – als wüsste Vennart kaum, als welcher Front er zuerst ansetzen soll.
Rat Catch übernimmt insofern auch nahtlos, zackig hämmernd und keifend, wirft dann die nasal gestelzte Stichworte oszillierend in den Rabatz, der zuerst an Songs wie Build Us a Rocket Then… erinnert, bevor man immer wieder meint durch das Aufbranden griffiger, hymnischer Melodiefetzen im Hickhack den Einfluss von Mr. Bungle oder Faith No More aus der Poison the Well-Perspektive hören zu können. Wirklich befriedigend ist das nicht, aber als instinktives Sperrfeuer – für Fans – auch nicht ohne Clusterfuck-Unterhaltunsgwert.
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