Various Artists – Sisters in Christ: RSD 2018 (West Coast 7″)
Jetzt auch physisch (bzw. digital via Bandcamp) erhältlich: Das In-House Release zum Record Store Day 2018 des New Orleans-Plattenshop Sisters in Christ versammelt vier Coversongs von Kowloon Walled City, Dangers, Thou und Lingua Ignota.
Das bedeutet gut 13 Minuten Musik namhafter Szene-Größen und -Geheimtipps, die den Grundgedanken des Vinyl-Feiertag in gewisser Weise ohne des mittlerweile globalen Abzocker-Beigeschmacks kanalisieren, zumal Sisters in Christ-Chef und Thou-Kotzbrocken Bryan Funck aber auch keinen Hehl daraus macht, dass die Compilation eben auch explizit Kohle für seinen kleinen Laden bringen soll: „The 45 is a compilation of unreleased songs from “west coast”ish bands Kowloon Walled City, Dangers, Thou and Lingua Ignota doing covers of Gillian Welch, Hot Snakes, Cower, and Iron Lung respectively. This release is only available directly from the shop and the bands. One time pressing of 500. Risograph-printed booklets from Max Seckel and pressed locally at NORP. Yes, we know it’s expensive for a 45, but half the reason for doing these is to raise some cash for the store. Peace to you.“
Also ja, der Preis für die vier Songs ist per se nicht niedrig angesetzt, wird aber erst durch die horrenden Versandkosten nach Europa eine zähneknirschende Angelegenheit. Im Preis-Leistungsverhältnis betrachtet sollte das Kurzformat insofern spätestens in hiesigen Breitengraden wohl nur für Sammler und Plattenfanatiker wirklich überlegenswert sein. Alle anderen dürfen dank der typisch fanfreundlichen Thou‘schen Veröffentlichungspolitik via Bandcamp aber trotzdem – wahlweise sogar unentgeltlich -dabei sein.
Und sollten es auch, denn ohne wirklich restlos essentiell geraten zu sein, ist die Compilation dann doch eine zumindest sehr gelungene Angelegenheit, um die man als Fan der mitwirkenden Bands kaum herum kommt.
The Way it Will Be eröffnet vollkommen entschleunigt, wie Doom, der eher traumwandelnd, als heavy ist. Über ein stoisch-grungiges Flair mit psychedelischer Schlagseite und subtiler Backgroundunterstützung (Josh & Sarah von The New Trust sind als Gäste mit an Bord) kann man da assoziativ über den Umweg der jüngsten Thou-EPs und der Melvins sogar vage an schwergängigere Silver Mt. Zion denken, die hinten raus den optimistischen Twist unter einer jede Euphorie dämpfenden Geröll begraben. Die längste Nummer der Platte ist ein versöhnlicher Grower.
The Mystic Decade übersetzt seinen locker schmissigen Twist-Groove danach in einen straighten Rocksong mit Noise-Kante, bleibt abseits der The Hives-in-tollwütig-Vocals aber eher catchy als gemein, letztendlich auch zu zahm und abwechslungsarm, um wirklich begeistern zu können: Mutmaßlich netter Sprit für kommende Dangers-Liveshows.
Constantly hat sich bereits als solcher erwiesen, spielt Thou mit seinen unheimlich heavy daherkommenden Saitenkaskaden als heftig-eruptiver Kotzbrocken in die Karten, speit seinen Nihilismus nach ausführlicher Anlaufzeit im Grunde in weniger als einer halben Minuten aus dem Gebälk. Alleine strukturell ein Schmankerl als punkige Attacke in Slo-Motion.
Noch unkonventioneller ist allerdings Lingua Ignotas Interpretation von Sexless//No Sex. Aus der wütenden Randale des Originals ist hier eine gespenstisch in Distortion ersaufende Theatralik geworden, die sich sich flehend selbst kasteiend gebärdet, irgendwo zwischen operettenhafter Geste und vollkommen tempobefreiter Avantgarde-Power-Electronic im Albtraummodus von Pharmakon, Puce Mary und Co.
Der Spuk ist zwar nach 109 Sekunden bereits vorbei, sobald die Nummer mit sich ins Reine zu kommen scheint, übt aber eine destillierte Faszination aus, die die mitunter überlangen eigenen Stücke der Ausnahmeerscheinung nicht derart präzise artikulieren. Insofern eben: Keinesfalls entgehen lassen!
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