Various Artists – Santa is Real (The Enemies List Christmas Album)
Ein verspätetes Präsent gibt’s aus dem Hause ‚Enemies List‘. Das Home Recording Label mit Qualitätsgarantie hat seine besten Pferde im Stall zusammengetrommelt und verschenkt nun allerhand Coverversionen und unveröffentlichtes Material. Und einen Weihnachtssong.
Dass das ‚Enemies List Christmas Album‚ erst nach der dazugehörigen Jahreszeit erscheint, hat in mehrerlei Hinsicht Vorteile: Von einem waschechten Weihnachtsalben hat ‚Santa is Real‚ ohnedies eher wenig. Das Louvine Brother verliebte Cover is hässlich genug, um Santas Renntiere zu verschrecken und allein die Tatsache, dass Labelchef Dan Barrett die Songsammlung ohne Gegenleistungen zu erwarten verschenkt, hat wenig mit dem aktuellen Zustand des Festes zu tun. Bedenkt man, welch deprimierend-dunkle Angelegenheit ‚Santa is Real‚ zwangsläufig werden musste – und auch geworden ist – , stellt sich ohnedies die Frage, ob man Weihnachten in derartiger musikalischer Untermalung nicht ohnedies fern ab jeglicher Gesellschaft in einem Gottverlassenen Höhlensystem feiern müsste.
Der Grundtenor ist freilich ein düsterer, die Stimmung hoffnungsverloren und der Verzweiflung nahe. Dass das Dan Barrett Beinahe Folk-Projekt Giles Corey zum Abschluß mit dem Low-Cover ‚Just Like Christmas‚ thematisch den Kreis zu schließen versucht, fällt nicht aus dem Rahmen. Das karge Gitarrenskellett vegetiert über dem typisch abgründigen Soundkosmos des Labels nahtlos mit seinen unweihnachtlichen Songs. Die hauseigene Legenden Have a Nice Life taucht dafür endlich wieder aus der Versenkung aus, hat mit ‚Guggenheim Wax Museum‚ und ‚Basic‚ zwei brilliant stimmungsvolle neue Songs zwischen Industrial, Ambient und Folk gebastelt, dazu ‚All Teeth‚ von den Labelkollegen Afterlives übernommen. Generell werden Coverversionen auf ‚Santa is Real‚ groß geschrieben: Giles Corey versucht sich an ‚The Icon and the Axe‚, der markanteste Moment überhaupt gehört jedoch der anderen Have a Nice Life Hälfte Tim Macugah alias The Flowers of St. Francis, der Tom Waits ‚Way Down in the Hole‚ als Hintergrunddrone interpretiert, das so markante Riff biss auf seine Knochen auszieht und als einsame Gitarrenfigur neu erfindet.
Dazu gesellen sich noch die fabelhaften Alptraumindustrialpopper von Sleep In sowie die majestätischen Electrorocker American Addio und komplett ist die dreiviertelstündige Achterbahnfahrt durch einen Teil des wunderbaren Fundus an großartigen Bands, die ‚Enemies List‚ parat hält. Das passt zur Weihnachtszeit zwar eben nur bedingt, wird in der richtigen Grundstimmung aber zu einem wunderbaren Begleiter durch das ganze Jahr. ‚Santa is Real‚ unterstreicht damit wiedereinmal die sprachlos machende Großartigkeit der Geschmackbastion und Wertinstitution ‚Enemies List‚. Und falls man es nocheinmal explizit erwähnen muß: Diese Compilation gibts vollkommen umsonst – wer da nicht zugreift, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen!
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