Various Artists – Really Bad Music For Really Bad People: The Cramps as Heard Through the Meat Grinder of Three One G
Justin Pearson und seine Labelgang nimmt sich nach Queen und der Birthday Party den stilbildenden Garage-Psychobilly von Lux Interior und Poison Ivy an – Really Bad Music for Really Bad People: The Cramps As Heard Through The Meat Grinder of Three One G.
Was für eine Zeitspanne: Dynamite With A Laserbeam war vor 18 Jahren (und damit vier vor Release the Bats) die zwanzigste Veröffentlichung des Labels aus San Diego, Really Bad Music for Really Bad People ist nun die Hundertste.
Wo die beiden indirekten Vorgänger mitunter absolut prägend in der eigenen musikalischen Sozialisierung waren, hat der Cramps-Tribute trotz eines konstant hohen Qualitätsniveau von Three One G auch insofern durchaus nostalgische Auswirkungen, zumal die Aufarbeitungen der zwölf Coverversionen diesmal doch auch weniger irre ausgefallen ist, als noch auf dem Queen– und Birthday Party-Verneigungen, eher im Dienste der ursprünglichen Songs bleibt.
Child Bite machen aus TV Set polternden Noiserock – Metz aus Call Of The Wighat eigentlich ebenso, aber noch dreckiger, energischer und mit dem verzerrten Gesang auch eigenständiger, dumpf elektrifiziertes Stück Sturm und Drang nicht weit vom Hardcore. I Was A Teenage Werewolf (Secret Fun Club mit Carrie Gillespie Feller) bringt den Rockabilly mit Wallungen in das Roadhouse und Qui zeigt New Kind of Kick als stampfenden Post Punk mit Industrial-Dosenbeat, skandierender Rezitation und Orgel, ausgemergelt bis zu seinem exaltiert heulenden Solo.
Die Kooperation von Zeus! und Mike Patton in Human Fly ballert hinter den hohen Erwartungshaltungen bleibend im Rahmen zum Grind, wechselt dann aber doch lieber zum patentierten Geisterbahn-Groove der Cramps, über dem sich Patton im Reverb austoben kann: Gemessen an den beiden Parteien eine enttäuschende, weil wirklich zu brav und nahe am Original bleibende Version. Für Garbageman von Retox gilt ähnliches, doch hat die schon viel zu lange still liegende Pearson-Band zumindest eine unterschwellige erahnbare rauchige Gefährlichkeit, die ihren kontrollierten Zwang hält, bis die Gitarren die Handbremse hinten raus lösen.
Eher nebensächlich: Das sägend unter Spannung stehende und gleichzeitig verspielt und flapsig auftretende People Ain’t No Good (Magic Witch Cookbox) sowie der (((microwaves)))-Beitrag Don’t Eat Stuff Off The Sidewalk, der ungestüm und ein bisschen kaputt neben der Spur in lauernden Wellen kommend scheppert.
Wie schon vor knapp eineinhalb/zwei Jahrzehnten stechen jedoch auch diesmal wieder einzelne Highlights (auch abseits der eigenen Fanperspektive) aus der ausfallfreien Masse an mindestens verdammt routinierten Interpretationen heraus.
Chelsea Wolfe zieht Sheena’s In A Goth Gang etwa in ihre Welt und macht aus der Nummer mit Stop and Go-Distortion eine Walze über metallisch brütenden Wüsten-Gitarre, heavy psychedelische neben der Spur, halluzinogen sediert, wunderbar originär. Zombie Dance wird dank Sonido De La Frontera herrlich unkonventionell zur Cumbia-Nummer, als würde eine billige Hochzeits-Ein-Mann-Band am Keyboards mit viel Leidenschaft feiern, während I’m Cramped (Panicker) zu einem diffusen Elektronik-Experiment wird.
Soviel unorthodoxen Mut zeigen Daughters vielleicht nicht, doch wird deren What’s Inside A Girl im Kontext der eigenen Diskografie durchaus interessant: Als erster „neuer“ Song seit dem Mega-Comeback 2018 zeigen Alexis Marshall und Co. mit dängelnden cleanen Gitarren und Elvis-Twang eine für die Band ungekannte Lockerheit im schmissigen Rock’n’Roll, demonstrativ beschwingt. Unkonventionalität hat also viele Formen – weswegen es auch schade wäre, auf einen etwaigen vierten Teil der Three One G-Meatgrinder-Reihe abermals derart lange warten zu müssen, wie auf Really Bad Music for Really Bad People.
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