Various Artists – American Psycho (Comic Series Soundtrack)

von am 12. August 2024 in Soundtrack

Various Artists – American Psycho (Comic Series Soundtrack)

Für die vierteilige, Bret Easton Ellis Kult-Roman und der darauf basierenden Verfilmung folgenden Miniserie von Numerian erscheinen seit einiger Zeit in sporadischen Abständen auch begleitende musikalische Beiträge. Während sich bisher nicht eruieren lässt, wie viele Songs dieser American Psycho Comic Series Soundtrack nun letztendlich umfassen wird, lohnt sich ein Blick auf das bisher veröffentlichte Material alleine schon aufgrund der namhaften Beteiligten.

Puscifer gönnen dem Projekt mit The Algorithm bisher den einzigen Original-Song, schreiten um die im Postpunk stacksende Rhythmusabteilung und basteln drumherum im Stakkato als Anker trockene Alternative Gitarren und eine Harmoniesucht, wo der Gesang von Maynard James Keenan (der sich mit der Wortschöpfung „Social mediot“ selbst übertrifft) und Carina Round in pingpongartiger Mathematik wechselt.
Ein rundum guter, wenngleich nicht überragender Trademark-Song, der unmittelbar nach Sessanta E.P.P.P. Lust auf einen Nachfolger zu Existential Reckoning macht.

Der Unlike Pluto-Beitrag nimmt dagegen den sonst üblichen MO des Soundtrack vorweg, einen 80er-Hit/Song oder Evergreen im modernen Elektro-Outfit zu covern – Armond Arabshahi entscheidet sich unter seinem Alias für Sweet Dreams von Eurythmics.
Eine Wahl, an der man seit spätestens 1995 eigentlich nur scheitern kann. Doch geht das Ergebnis durchaus solide in Ordnung: Arabshahi  flüstert im Duett mit seiner Why Mona-Partnerin Joanna Jones geheimnisvoll in einen sedativen Synthwave, der in einem wuchtigen Chorus seinen Mystizismus bewahren will.

Auch Perturbator bewegt sich stilistisch in dieser Welt, um gemeinsam mit Kabbel eine interessantere Songwahl zum Update abzuholen: die Violator-B-Seite Dangerous.
Dabei beginnt der Depeche Mode-Deep Cut eher wie eine Verneigung vor Word Up, zelebriert dann aber mit asketischer Drum Machine und fetten 80er-Synth-Effekten düster den Signature Sound von James Kent. Bis zum bruzelnden Taser-Finale mag die ansonsten aber relativ risikofrei nachgespielte Interpretation des Songs wenig Mehrwert (oder gar neue Perspektiven auf das Material) anbieten, doch wenn das hervorragende Original dadurch mehr Aufmerksamkeit bekommt, gibt es nur Gewinner bei der Sache.

Ramsey („a self-produced sinner/ songwriter based in Los Angeles„) entrückt ihren Gesang in ein somnambules Delirium, um Leadbellys Where Did You Sleep Last Night? ätherisch in Zeitlupe pulsieren zu lassen und das Szenario hinten raus mit melodramatisch abgedämpften Streicher-Arrangements in einen verruchten Fiebertraum auszuweiten.
Was (gerade für die Atmosphäre von American Psycho) durchaus anziehend funktioniert, (für sich alleine stehend) letztendlich aber nicht reizvoll genug fesselt, um langfristig in seinem Bann zu halten.

Die Kooperation von Ice Nine Kills und Reel Big Fish schlägt so grotesk über die Grenzen des guten Geschmacks, das es eigentlich schon wieder eine Freude ist: Walking on Sunshine von Katrina and the Waves wird in den Händen der beiden Bands zu einem herrlich debilen Over-The-Top-Muskelspiel, dass das Original gleichzeitig vorhersehbar aufwärmt, wie es die Bestandteile mit Steroiden aufgepumpt übersteuert. Das ballert und frickelt am Ska Punk mit Saxofon, EDM-Spielereien und dick auftragendem Metal-Gebrüll
I skanked over to my nail gun, axe and chainsaw and bludgeoned out my favourite cover we’ve ever done.“ gibt Spencer Charnas zu Protokoll – und genauso klingt das dann auch.

Carpenter Brut und Kristoffer Rygg sind – das weiß man von Cheerleader Effect und …Good Night, Goodbye – eine kongeniale Kombination, bei der einfach nichts daneben gehen kann. Diese Stimme in dieser Soun-Ästhetik erzeugt einfach eine charismatische Pop-Anziehungskraft, an der man sich einfach nicht satthören kann.
Unter diesem Gesichtspunkt ist Eyes Without a Face eine wirklich solide Übersetzung des Billy Idol-Evergreens geworden: schön und überzeugend, stilvoll und mit Instant-Heavy Rotation-Garantie. Aber auch ein wenig formelhaft und vielleicht etwas zu demütig dem Original folgend – dass der Ulver-Vorstand (dessen Band sich ja aktuell von Single zu Single Richtung neuem Studioalbum entlanghangelt) und Franck Hueso deklariert außerordentlich große Fans der Nummer sind, scheint das Duo zu einer eher konservativen Herangehensweise zu verpflichten – trotz Spoken Word-artigem Ausflug und angedeutet großer Bridge.
Was bedeutet: Eyes Without a Face gelingt vielleicht nicht so überwältigend, wie man sich das angesichts der beteiligten Parteien und des Ursprungsmaterials als Fan erwarten würde. Aber daneben geht deswegen noch lange nichts: Das Cover funktioniert ähnlich wie der American Psycho-Nachbar Dangerous , macht allerdings süchtig.

Print article

1 Trackback

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen