Various Artists – American Football (Covers)
American Football haben zum 25 jährigen Jubiläum nicht nur eine neuerliche Anniversary Edition ihres selbstbetitelten Debütalbum-Klassikers remastern lassen, sondern auch eine vom „string-swept and imaginative folk“ über „idiosyncratic international pop“ und „intricate instrumental splendor“ zum „open-road shoegaze wonder“ reichende (Covers)-Compilation kuratiert.
Man feiert schließlich auch „the endless ways the source material has cut across borders of generation, genre, and geography. It affirms just how important the nine songs three college kids cut in four days remain.“
Stimmt so. Und um nachvollziehen zu können, wie einzigartig der Sound von (den zuletzt ja selbst im Fremdkompositions-Business beschäftigten) American Football war und ist, während das Songwriting universell und zeitlos fasziniert, taugen die unterschiedlichen Blickwinkel von (Covers) natürlich absolut überzeugend.
Am herausragendsten – weil sich das das Original über zehn unwirkliche Minuten zu Eigen machend – gerät For Sure von Ethel Cain als ein sich lange Zeit nehmender, nachdenklich entschleunigter Naturalismus im sphärischen Ambient, dessen Gitarren und Gesang knapp unter einer kontemplativen Wasseroberfläche treiben. Selbst wenn die Nummer dort einen unterschwelligen Drive bekommt, bleibt das Geschehen intim und verwunschen.
Nahezu ebenso toll ist es, wenn Manchester Orchestra Stay Home instrumentalen Auslauf lassen, die Nummer aber dennoch straffen und mit die auf The Valley of Vision (2023) etablierten Elektronik-Anreicherung gen Death Cab for Cutie schielen lassen. Und wenn Sam Beam aus Never Meant eine typisch zärtlich fließende Iron & Wine-Komfortzonen-Nummer macht, kann freilich auch nichts schief gehen.
Die restlichen Aufarbeitungen von (Covers) können da nicht mithalten, machen ihre Sache aber immer – mal mehr, mal weniger – gut.
Blondshell lässt in The Summer Ends die Gitarren erst behutsam über einem bedächtigen Beat durchatmen und löst die Bremse zur Hälfte für einen netten Indie Rock, derweil der elektronisch plätschernde kammermusikalisch-ambiente Ansatz des launig verhaltenen Duos Novo Amor und Lowswimmer sein Potential nicht ganz entfalten kann. Konsequenter ist es da schon, wenn Yvette Young You Know I Should Be Leaving Soon entlang der typischen American Football-Signaturen mit Streichern und markanter Rhythmik als Instrumental zu einer Art fernöstlich malender Math-Hibbeligkeit deutet. But the Regrets Are Killing Me von Girl Ultra macht es sich zwischen Indie Rock und Synth Pop nicht sonderlich aufregend bequem und M.A.G.S. deuten mit I’ll See You When We’re Both Not So Emotional an, wie die markant-entspannten Gitarrenlinien von Kinsella in den 00er-Jahren auch Konsens hätten sein können, bevor John McEntire The One With The Wurlitzer als redundant-versierte Indietronic ansatzweise interessant synthetisiert.
Weswegen man sich (Covers) als Fan der beteiligten Musiker – oder der Urheber und Initiatoren American Football – bedenkenlos ins Regal stellen kann. Gegen den aktuellen Remaster der Jubiläumsplatte aus dem Jahr 1999 hat die Compilation allerdings in Sachen Rotation am Plattenspieler qualitativ klar das Nachsehen.
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