Van Morrison – New Arrangements And Duets
Die Archiv-Sichtung New Arrangements and Duets bietet – wie es der Titel eh schon gewissermaßen vorwegnimmt – wieder kein neues Material von Van Morrison, sondern Interpretationen alter Standards abseits der großen Hits.
„This album represents a small percentage of the huge amount of unreleased material we are hoping to roll out in the near future, rather than letting it gather dust in some archive.” versprach der 79 jährige Ire vor kurzem und greift als diesbezügliche Amtshandlung in eine Zeit zurück, als die Pandemie noch nicht an seinem Ansehen gekratzt hatte.
New Arrangements and Duets, wohl das offiziell 46. Album von Van, setzt sich primär aus 2014 ausgenommenen Songs zusammen, die von Paul Moran und Chris White in ein elegantes Big Band-Gewand gesteckt wurden. Im homogenen Sound ergänzt werden sie durch 2018 und 2019 aufgenommene Duette mit Kurt Elling, Curtis Stigers, Joss Stone und Willie Nelson (dessen Promise Of The Real-Sohn Lukas seinen Vater als Gitarrist begelietet).
Der Big Band-Sound steht Morrison dabei grundsätzlich natürlich sehr geschmackvoll, swingt smooth so flott und unangestrengt beschwingt durch entspannte Cocktail Bars und elegante Hotel Lounges, klingt perfekt für aus der Zeit gefallene Screwball-Komödien und ist handwerklich makellos umgesetzt.
Gelegentlich, wie etwa in Avalon of the Heart, neigen die Bläser zwar dazu, das Geschehen etwas zu aufdringlich zu überladen. Und dass es per se nicht unbedingt spannend ist, die ungefähr drölzigste Aufarbeitung von Only a Dream oder Close Enough for Jazz vorgesetzt zu bekommen, versteht sich wahrscheinlich von selbst. Aber in Summe ist es einfach angenehm, Van Morrison und seinen handwerklich top eingespielten Musikern bei der Arbeit zuzuhören, weil zeitlose Songs wie I‘ll Be Your Lover, Too, Only a Dream oder So Quiet in Here und So Complicated auch im streng genommen redundanten Autopilot einfach gefühlvoll funktionieren, die Spielfreude professionell abgerufen wird und die Dynamik gefällig ausbalanciert ist.
Und während es natürlich schade ist, dass Van offenbar lieber die nächste solide Recycling-Platte abliefert, anstatt die Ambitionen zu entwickeln, sich noch einmal zu einem kreativen Alterswerk aufzuraffen, rechtfertigen alleine die Gesangs-Kooperationen in der Tradition des tollen 2015er-Albuns Duets: Re-working the Catalogue die Veröffentlichung von New Arrangements and Duets.
Die Harmonie mit Joss Stone, das weiß man schon von einigen vorangegangenen Begegnungen, stimmt sowieso und findet auch für Someone Like You eine ausgewogene Synergie. Mit Kurt Elling kommt gerade in Broken Record sogar so etwas wie eine spitzbübische Attitüde auf, vor allem aber sind es die Auftritte von Willie Nelson am anderen Ende der relativ kurzweiligen Platte, die anziehen.
Lange musste man auf Zeugnisse der gemeinsamen Sessions der beiden Legenden warten – und das entspannt am Country vorbeischippernde You Gotta Make it Through the World sowie ein sentimental die Mundharmonika auspackende Steal My Heart Away stemmen die hohe Erwartungshaltung locker. Insofern bekommt die Aussicht, dass die Van Morrison-Diskografie auf absehbare Zeit wohl nur mit Archiv-Ausschüttung gefüllt werden dürfte, zumindest einen beruhigenden Beigeschmack.
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