Van Morrison – Moving on Skiffle

von am 16. März 2023 in Album

Van Morrison – Moving on Skiffle

Zuviel des Guten, aber eben verdammt gut: Van Morrison interpretiert – den Titel Moving on Skiffle relativ naheliegend erklärend – 23 Fremdkompositionen rund um den Blues, R&B, Country, Folk, Gospel oder Jazz im entsprechenden Genre-Modus.

Selbst wenn man der immer noch so fabelhaften Stimme des 77 jährigen Van Morrison gefühlt ewig lauschen könnte, und seine Musiker (u.a. Keyboarder Richard Dunn, Gitarrist Dave Keary, Bassist Pete Hurley und Schlagzeuger Colin Griffin, dazu neben Saxofonist/Mundharmonika-Morrison auch etwa Washboard-Mann Alan “Sticky” Wicket, Pianist Stuart McIlroy oder Fiddler Seth Wakeman) in locker groovender, entspannt unaufgeregter Klasse ihre wohltemperiert Meisterhaftigkeit so reichhaltig wie zurückhaltend arrangiert dahinter aufbauen – schon zu Beginn ein dynamisch-homogenes Spektrum von schön souligen Harmonien (Careless Love) zu beschwingten Country-Assoziationen (Sail Away Ladies) vermessen, ebenso simpel wie bluesige schunkelnd (Streamline Train) oder in schippernden Szenarien (Take This Hammer) agieren, von der smoothen Party-Eleganz zum wunderbar fiedelnden Hit voller Gefühle (Gypsy Davy) schlendern, und damit die Bandbreite der folgenden Fingerübungen bis hin zum Cajun-Flair in Streamlined Cannonball oder dem tropikalen I’m Movin’ On vorweg nehmen: die einzelnen Stücke von Moving the Skiffle sind nahezu alle zu lang und ausführlich geraten, und vor allem in Summe tut die Spielzeit von 94 Minuten einer an sich tollen Back-to-the-Roots-Platte niemandem etwas gutes.

Grundlegend ein klein wenig zu gefällig angelegt entsteht in der variablen Masse eines Flusses aus tollen Standards kein tatsächlicher Spannungsbogen, weswegen der Verlauf irgendwann auf wohlwollenden, stimmungsvollen Durchzug schalten lassen, obwohl eigentlich kein Ausfall (ungeachtet einiger weniger vielleicht zu oft gehörter, banal ausgewählter Cover-Plattitüden wie I’m So Lonesome I Could Cry) zu verzeichnen ist.
Aber dennoch: Morrison macht sich diese Songs von Dave Van Ronk, Lead Belly, Hank Williams, Jimmie Rodgers, Elizabeth Cotton und anderen leidenschaftlich zu Eigen, interpretiert sie (vielleicht nicht in letzter Konsequenz ergreifend oder überwältigend, aber) mit einem zeitlosem Vintage-Charme und selbst mit The Skiffle Sessions–Live in Belfast als Messlatte gibt es sicherlich schwerwiegendere Vorwürfe, als dass den Beteiligten vor lauter nostalgiefreier Liebe zur Spielart Maß und Ziel ein klein wenig aus dem Fokus geraten sind (wiewohl dieser Punkt die Aufrundung der Wertung zwischen den Punkten vereitelt).

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