Van Morrison – Accentuate The Positive

Was das Aufnehmen und Veröffentlichen von Material betrifft, geht es Van Morrison und seinen fabelhaften Musikern offenkundig nur noch darum, sich alleine dem zu widmen, was ihnen selbst unkomplizierten Spaß macht. Wenn Fans dann ebenfalls noch Freude an Platten wie Accentuate the Positive haben – auch gut!
Nach Moving on Skiffle (bzw. den Band-Statement Beyond Words: Instrumental) folgt mit dem (angeblich) 45. Soloalbum eines, auf dem Van Morrison seine liebsten Rock and Roll, R&B and Country covert, inklusive einiger im Allgemeingut angekommener Standards und Hits.
Doch wo die Songs in den Händen des mittlerweile 78 jährigen Iren kaum vom schweißtreibenden Exzess oder der explosiven Energie der revoltierenden Jugend leben, sondern vielmehr am entspannten, unaufgeregt motivierten Spaß an der Sache, der sich auf angenehm simple Weise auf den Hörer übertragen kann, stellt sich die Frage, ob man dabei nach dem essentiellen, originär-kreativen Gewicht von Nummern wie You Are My Sunshine oder Sea of Heartbreak überhaupt zwangsläufig suchen will eigentlich gar nicht.
Viel eher erfreut man sich (wie wohl auch die aktiv Beteiligten Akteure selbst) an der Tatsache, dass Van und die Gang einige theoretisch längst du Tode gespielte Klassiker hier nun praktisch mit einer einnehmenden Leichtigkeit und Frische, mit salopper Präzision so effizient aus den Handgelenken schütteln, mit keinerlei Übersättigung garnieren (A Roof Over my Head hat beispielsweise von Bläsern bis zu Soul-Backings, Orgel- und Gitarren-Soli das ganze Programm zu bieten – serviert aber exemplarisch alles so smooth zum Understatement tendierend, derweil die Erfahrung der Musiker die Routine umgeht), während anderswo weniger bekannte Stücke aus dem Hintergrund neue Herzen erschließen zu können.
Die nonchalante, virtuos unspektakulär im Dienst der Sache stehende Handwerkskunst des (auch noch durch Jeff Beck verstärkten) Ensembles nebst des Charisma eines Frontmannes, der weiterhin mit der eleganten Stimme eines alterslosen Gottes singt (ohne sich die Finger an eigenen Kontroversen verbrennen zu müssen) funktioniert einfach entlang der Erwartungshaltung (und dabei die allzu kritische Objektivität vor der Fanbrille beinahe ausschaltend, mag die abschließende Punkte-Bewertung vielleicht auch schlechter aussehen, als das Album ist).
Alles swingt, nichts drängt sich notwendigerweise aus dem Hintergrund, einige wenige Stücke stechen dennoch (gerade in der zweiten Hälfte von Accentuate the Positive) aus einer gewissen Gleichförmigkeit (über streng genommen natürlich zu ausführlichen 63 Minuten, die jedoch nur entsteht, weil alle Nummern, die die 180 Sekunden-Marke knacken, ruhig die eine oder andere Straffung vertragen hätten können) per se heraus: der perkussiv schwofende Positivismus des Titelstücks vielleicht; der Roadhouse-Rockabilly von Lonesome Train mit den Gast-Vocals von Chris Farlowe; die inbrünstigen Beiträge von Taj Mahal bei Lucille und der Party Shake, Rattle and Roll; das verführerisch-mystisch twistende Shakin’ All Over; die lieblicher Zauberhaftigkeit des romantischen Red Sails in the Sunset.
Ja, hier spürt man den Enthusiasmus in der Darbietung des zeitlos-anachronistischen Stoffes als Zuhörer wohl am deutlichsten. Auch wenn das dem ständig mit dem Herz bei der Sache seienden Van mutmaßlich ziemlich egal sein wird. Der Mann bleibt eine zuverlässige Bank!
Kommentieren