Valerie June – Pushin‘ Against A Stone
Das vierte Studioalbum – das erste nicht in Eigenregie veröffentlichte – von Valerie June wandelt wieder auf der Achse Nashville, Memphis, New Orleans und sollte der 31 jährigen mit der markanten Frisur endlich die verdiente breitere Aufmerksamkeit im Zuneigungsbereich zwischen Blues und Country sichern. Mit- (und um nicht zu schreiben: haupt) verantwortlich dafür: Black Keys-Mann Dan Auerbach.
Dieser hat vor Kevin Augunas (Edward Sharpe & The Magnetic Zeros, Florence & The Machine) für ‚Pushin‘ Against A Stone‚ Platz am Produzentenstuhl genommen. Eine Wahl, die natürlich den analogen Auerbach-Trademark-Bluesrock Sound verspricht, mittlerweile aber dann auch schon derartig markanten Stallgeruch verströmt, dass spätestens beim gemeinsam komponierten ‚You Can´t Be Told‚ (einem Auerbach-Standard-Rocker, der sich kaum einen Fußbreit von den letzten Platinssellern der Black Keys und des jüngsten Dr. John-Comebacks fortbewegt) oder dem mysteriös aufgeladenen Titeltrack die Frage im Hinterkopf zulässt wo hier Valerie June tatsächlich endet und Auerbach beginnt. Eine Überlegung, welche die restlichen neun Songs dann zumindest insofern als beiläufig erscheinen lassen, als dass June hier doch eine Reihe wunderbar aus der Zeit gefallene Kleinode mit reichlich Soul entstehen hat lassen.
In der Selfmade-Vita mögen klassische Vertreter von Joni Mitchell über Nina Simone bis Tracy Chapman aufgelistet sein – immer wieder schwelgen Momente von ‚Pushin‘ Against A Stone‚ aber auch als Südstaaten-Version von Lana Del Rey-Nostalgien im Äther. Für den unbedingten Zug in Richtung Charterfolg würde June ihre unkorumpierbar einnehmenden Songs jedoch kaum mit zwangsweiser Schönheitskorrektur nachschneiden lassen. In ‚Tennessee Time‚ müsste Jack White eigentlich jeden Moment mit Loretta Lynn um die Ecke biegen, das mit schüchterner Stimme zum Mantra verdichtete ‚Somebody to Love‚ ist ein betörender Banjo-Herzchmerz-Song mit wehmütiger Fidel, sanftem Chor und leisen Booker T. Jones-Orgeltönen. ‚The Hour‚ fusioniert Auerbach’s Sound mit einem großartig gen Motown schunkelnden R&B-Song, ähnliches macht auch das 50s orientierte ‚Wanna Be On Your Mind‚. Überall schwebt der Geist von Phil Spector dezent im Hintergrund, die Shangri-Las waren für Valerie June wohl ebenso prägend wie Leadbelly, die Ronettes und June Carter. Spartanische Akustikfingerübungen wie das wunderschöne ‚Twined and Twisted‚, der Gänsehaut-Kneipen-Country ‚Shotgun‚ oder ‚On My Way‚ entwickeln so eine maximale Wirkungskraft, die jedes noch einsame Lagerfeuer mit Wärme füllt.
„I ain’t fit to be no mother/ I ain’t fit to be no wife/ yeah/ I been workin’ like a man.“ stellt June gleich im eröffnenden, organisch pumpenden Veranda-Tanz ‚Workin‘ Woman Blues‚ mit ordentlich Swing, Groove und smarten Bläsern klar. Was sie dabei nicht erwähnt: wie unfassbar spielerisch und leichtfüßig das mit einer beinahe kindlichen Zwanglosigkeit ausgestattet ‚Pushin‘ Against A Stone‚ dennoch klingt. Alles hier purzelt mühelos aus dem Handgelenk, bleibt gleichzeitig schlicht und geerdet, dabei trotzdem elegant herausgeputzt und sorgsam im Detail arrangiert. ‚Pushin‘ Against A Stone‚ verströmt so schlicht jene seltene Art von Anmut, die zwar aus der Verbindung der Sozialisierung durch die richtigen Vorbilder mit der Unterstützung durh prägnante Geburtshelfer herausgekehrt werden kann – ohne eine gehörige Menge an naturgegebener gefühlvoller Musikalität ohnedies niemals möglich wäre. Durchbruchswerk, Verkaufserfolg oder Herzensangelegenheit? Nach ‚Pushin‘ Against A Stone‚ ist für den ehemaligen Geheimtipp Valerie June jedenfalls alles davon möglich.
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