Ugly – Twice Around the Sun

von am 16. April 2024 in EP

Ugly – Twice Around the Sun

Twice Around the Sun ist erst die zweite EP der Briten Ugly – oder Ugly (UK), wie Streamingportale sich angesichts des wenig individuellen Bandnamens behelfen müssen – nach der 2016 erschienen Vorstellung None The Wiser.

Darauf versammelt das Sextett aus Greater London weitestgehend seine seit 2022 erschienenen (und merklich von der Blütezeit rund um die Windmill-Scene beflügelten) Singles, die um die von Samuel Goater und Jasmine Miller-Sauchella’s gemeinsamen Vocal-Harmonien wachsen. Gleich The Wheel gönnt sich schließlich einen langen, harmonisch umgarnenden A Cappella-Einstieg, der jubilierend aufschwingt und dann die Bremse als zappelnd gestikulierender Art-Indie Rock löst, fluffig-dringlich und ein bisschen prätentiös die progressive Dramatik einer Folk-Kante pflegen, elaboriert skandierend. Ein bisschen hyperaktiv verspielt und melodisch überschwänglich skandierend und beschwörend wendet sich The Wheel irgendwann zum sinistren Groove und zeigt auch, wie viele Wendungen das Songwriting gewillt ist zu nehmen – tollerweise, ohne dabei mit der Kohärenz zu brechen.
Bis auf die mit ihrer titelstiftenden Hook unmittelbar zündenden Pop-Ausnahme Sha, die sich mit latent neben der Spur drängelnden Gitarren friedlich über die behutsame Percussion schlängelt und eigenwillig-liebenswert den Instant-Mitsing-Ohrwurm über die mit dreieinhalb Minuten klar kürzeste Spieldauer macht, gefallen sich Ugly-Kompositionen übrigens generell als strukturell wandelbare (aber eher intuitive, keineswegs kompliziert zu erfassende) Leviathane – den assoziativen Eklektizismus stets ambitioniert und frenetisch antauchend.

Das anmutige Gitarren-Geplänkel in Icy Windy Sky pfeift etwa zwischen Tapir! und Bowerbirds in eleganten Streicher-Arrangements schwelgend, hinten raus den Rhythmus zu schimmernde Synths stampfend verstärkend und die eiliger rockende Aufbruchstimmung des luftigen Shepherd’s Carol schaltest auch mal die Verstärker ein, brät aber in bekömmlicher Hingabe, bevor Hands of Man geschmeidig federnd wie ein stimmlich am nölenden King Krule sinnierendes Szene-Amalgam butterweiche Melancholie streichelt und das kontemplative I’m Happy You’re Here im sanften Ambiente die Lethargie a la Black Country, New Road rezitiert, sich letztendlich aber versöhnlich mit schräger Hymnik aufschwingt. Das Vorprogramm der Referenzband haben Ugly nicht nur hier erfolgreich bewältigt.
Generell klingen Ugly so auf Twice Around the Sun manchmal so abgeklärt bei sich selbst angekommen, wie sie im Sog der unzähligen Windmill-Kollegen mit einer EP, die beinahe genug erfüllende Substanz für ein ganzes Album parat hält, dort ein kleines bisschen aufregend für zusätzlich frischen Wind sorgen können, wo die Konkurrenz bereits groß und die Luft nach oben dünn ist.

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