Two Minutes to Late Night – Covers Vol. 4

von am 4. Oktober 2020 in EP

Two Minutes to Late Night – Covers Vol. 4

Auf Vol. 4 seiner Two Minutes to Late Night-Bandcamp Friday-Ep-Cover-Serie serviert Gwarsenio Hall die Interpretationen von You Make Loving Fun (Fleetwood Mac), Everything’s Ruined (Faith No More), Something to Talk About (Bonnie Raitt), Dare to Be Stupid (Weird Al Yankovic) und Rebel Yell (Billy Idol).

We covered your mom’s favorite Fleetwood Mac Song and frankly our’s too. Also, Marty Friedman lives in Japan – and played guitar on the best Megadeth album ever and he did a solo for the new Sailor Moon theme song lol – plus Johanna and Nicke live in Sweden so there are all kinds of international spookiness in this video“ deklariert der Late Night Host vor einer epischen Metal-Behandlung mit lässiger, sludgy Mastodon-Heaviness (klar, mit Bill Kelliher), vogelfreien Soli und feinen Harmonien – Nicke Anderson (The Hellacopters, Entombed) und Johanna Sadonis sind wegen Lucifer eine Einheit, Nick Jost (Baroness, Horse Torso), Emily Panic aka Hard Melissa und Stephen Brodsky arbeiten zweckdienlich. Und Friedman ist eine Legende – nicht nur in Japan. You Make Loving Fun eröffnet so nicht nur die vierte EP der Covers-Reihe, sondern ist auch das klare Highlight der EP Nummer 4.

Weniger gelungen dagegen Something to Talk About, für das Zack Mykula (Pup) am Schlagzeug, Bassistin Angela Phillips (A Deer A House), Angus Clark an der Gitarre und „Intruder Green of Masked Intruder helped by some extra contributions from heavy metal drag artist Mrs. Smith and La Sinistra of Witch Taint“ rekrutiert werden. Die Nummer knödelt die Vocals vor den Cowbells jedenfalls ein bisschen zu betont als nonchalante Feierlaune, weswegen das Gefühl bleibt, dass man als Hörer nicht ganz den Spaß an der Version hat, wie die involvierten Musiker. Auch so ein Indiz: die aus dem Nichts kommende und ebenso schnell wieder verschwindende Ska-Passage bleibt ein sporadischer Spleen.
Ähnlich verhält es sich mit Dare to Be Stupid. Der überdrehte Party-Vibe passt zwar natürlich per se besser, dumpf kurbelnd unterhält hier die Spannweite der Vocals – vom gutturalen Brüllen bis zum zickigen Quäken – am meisten. Doch ist die Late Night-Gang unabhängig von ihrer jeweiligen Konstellation hinter Jordan Olds (hier: Ben Hutcherson von Khemmis und Glacial Tomb, Mitch Wells von Thou, Ben Koller, Stephen Brodsky und Weird Al selbst) immer am besten, wenn nicht der Klamauk im Vordergrund steht. Nachzuhören übrigens bei den restlichen beiden Nummern von Covers Vol. 4.

Everything’s Ruined teilt die Vocals zwischen Gwarsenio Hall und Trevor Strnad (Black Dahlia Murder), beginnt aber als nachdenkliche Keyboardmelancholie (aus den Händen von Emily Lee, sonst bei Droneflower oder Shearwater beschäftigt) deren klanglich zu dünne Akkorde im Verlauf nicht ganz zur restlichen Einheit gehören, wenn der getragene Metal zwischen beißenden Shouts und herrlich pathetischen Klargesang wechselt, den Ohrwurm-Refrain auf ein Podest stellt. Peter J. Bruno (Sharptooth) am Bass, Drummer Jared Shavelson (Boysetsfire) sowie die Gitarristen Sacha Dunable (Intronaut) und Stephen Harrison (Fever 333) liefern also ab. Ähnlich gelungen die relativ risikofreie Aufarbeitung von Rebell Yell, die Myke Terry (Volumes) am Mikro, Bassist Brandon Bruce (Havok), Ben Koller (Converge, Mutoid Man), Gitarrist Lee Jow Ono (Potion) und Phil Demmel (Vio-lence, Machine Head) darbieten. Eigentlich komplett überraschungsarm klingt das Ergebnis in etwa genau so, wie man sich das anhand der involvierten Musiker vorstellt: Härtere Gitarren und Rhythmen, der kräftige Gesang findet zu einem elaborierten Solo samt Drum-Intermezzo.
Trotzdem auffällig, dass die von Gwarsenio im Alleingang aufgenommene und hier drangehängte Home-Demo kaum weniger überzeugt. Aber um es einmal explizit gesagt zu haben: Der Typ ist eben nicht nur ein kompetenter Kurator, sondern auch ein verdammt fähiger Musiker.

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