Two Gallants, Steaming Satellites [05.12.2012 PPC, Graz]
Da stimmt nahezu alles: die Steaming Satellites zünden ihr Rock-Feuerwerk nicht als Support-Band, sondern als zweiter Hauptact; Two Gallants machen danach alles, was sie auf ihren Platten so fulminant drauf haben im Live-Gewand einfach noch einmal eine ganze Schippe atemberaubender; und der Sound im PPC – daran gibt es diesmal nichts auszusetzen!
Was ja unlängst eine ganz andere Geschichte war. Diesmal aber ist schon kurz nachdem die Steaming Satellites aus ihrem Eröffnungs-Drone in den ersten Song einfallen klar, dass an diesem Abend stimmungs- aber vor allem auch soundtechnisch einiges besser laufen wird. Zumal man aber schon sagen muss: die zu viert auf der Bühne angetretenen Salzburger rocken grandios in die Möglichkeiten den Location, erfüllen den Raum extrem kraftvoll mit ihrem packenden, tighten Groove, die können das eben makellos. Ihre Songs leben von zwingenden Rhythumswechseln wie zündenden Ideen – und überraschen in diesem Outfit dennoch: im direkten Vergleich zu ‚TheMustache Mozart Affaire‚ auf Platte legen Steaming Satellites live einige Schichten Heavyness drauf, nehmen stimmlich zwischen Starsailor’s James Walsh und The Music’s Robert Harvey verankert vom ausgefuchsten Indierock Marke Portugal. The Man kommend die Abzweigung gen 70ties, Graveyard und Alberta Cross weitaus wuchtiger rockend – freilich ohne dabei auf die feinen Nuancen in ihren fein ausgedachten Indie-Gemisch zu verzichten. Gemeinsam mit der stimmungsvollen Lichtshow hat man damit schnell auch jenen Teil des Publikums in der Hand, der nicht ohnedies explizit für diese österreichische Vorzeigeband ins PPC gepilgert ist. Den beherzten Rat von Sänger Max Borchardt sich doch die „ungefähr beste Band der Welt, die Two Galants“ anzusehen, hätte es dann trotz aller Begeisterung seitens der Zuhörerschaft zwar wohl nicht benötigt; eine Zugabe, wie vom nahezu dem gesamten, nahezu vollständig gefüllten Saal lautstark gefordert, schon eher.
Geradezu spartanisch inszeniert dagegen der erste Graz-Auftritt von Adam Stephens und Tyson Vogel, dafür aber mit einem Maximum an Effektivität: ‚Dyin‘ Crapshooter’s Blues‚ gibt als etwas spröder Opener schon unhaltbar mitreißend die Richtung vor, danach folgende die kleinen und großen Hits der Two Gallants ausnahmslos am Fließband: ‚Waves of Grain‘ und ‚Threnody‘ schreien in majestätischer Durchschlagskraft markanter denn je danach wahrhaftige Songs für die Ewigkeit zu sein, ‚Despite What You’ve Been Told‚ integriert eine angespannte Schippe Kauzigkeit, ‚The Hand That Held Me Down‚ oder ‚Steady Rollin“ können zu Tränen (be)rühren. Das Hauptaugenmerk des Abends liegt dennoch bei den kompakten Ohrwürmern ihres aktuellen „Comeback„-Albums ‚The Bloom and the Blight‚, das bis auf wenige Ausnahmen von vorne bis hinten durch die Mangel genommen und um den einen oder anderen Umweg ausgeschmückt wird. ‚Song of Songs‚, ‚Ride Away‚,‘Cradle Pyre‚ und Konsorten entfalten auf der Bühne den Punk-Spirit der Platte jedenfalls noch exzessiver, der erhabene Dualgesang ‚Sunday Souvenirs‚ geht direkt zu Herzen.
Trotzdem bleibt Zeit für einen noch unbetitelten neuen Song, der in etwa all das ist, was die Black Keys seit sechs Jahren nicht mehr zustande bringen – ein kantiges Bluesrock-Fest mit viel Melodie, Herz, Gefühl und Schlagkraft – und damit natürlich ein ungeschliffener Diamond in bester Gesellschaft all dieser Songs, die zwischen Romantik, Brutalität, Wucht, Aggresivität, Emotionalität, Brachialität, Intimität und Schönheit nicht zerrissen werden, sondern meistens all dies und mehr gleichzeitig sind. Es ist dabei ein reines Vergnügen, dem perfekt aufeinander eingespielten Duo aus San Francisco – Stephens, der inbrünstige Elektro-Blues-Prediger an diversen Gitarren und wahlweise der Mundharmonika und seine kongeniale Rhytmusmaschine Vogel, diese so unfassbar virtuose Schlagzeugbestie, noch unkonventioneller entfesselt als auf Platte – dabei zuzusehen, wie man sich mit Fortdauer des Gigs in einen regelrechten Rausch spielt, gegenüber dem Publikum auftaut – was letztendlich im beherzten Stegedive Vogels während des zurückgenommenen Country-Abschieds ‚Broken Eyes‚ gipfelt.
Die Begeisterung ob dieses vorläufigen Ausklangs steigert sich ins ohrenbetäubende, Two Gallants lassen sich zwar bitten, marschieren dann mit ‚Winter’s Youth‚ beginnend aber noch einmal für drei Songs auf die Bühne. Definitiv nicht genug für die enthusiastische Menge, kurz nach 23.30 Uhr (bei um eine halbe Stunde verspäteten Beginn wegen der langen Menschenschlange vor der Location) ist dennoch Schluss. Danach heißt es das mühsame Nadelöhr am Ausgang bis zur Garderobe zu passieren, die Stimmung kann das freilich nicht trüben. Immerhin war das ganz großes Kino, auch und vor allem im Gesamtpaket. Und mit dem PPC als Veranstaltungsort ist man auf einen Schlag wieder weitestgehend versöhnt.
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