Tweak Bird – Any Ol‘ Way

von am 30. Juni 2014 in Album

Tweak Bird – Any Ol‘ Way

Zielstrebigkeit ist offenbar nicht das Ding von Tweak Bird. Wo zwischen den Veröffentlichungen Jahre ins Land ziehen ist ja vielleicht nur konsequent auch beim Songwriting den Zug zum Tor immer mehr aus den Augen zu verlieren. Dennoch: Für ‚Any Ol‘ Way‚ hätte sich die beiden Brüder definitiv den einen oder anderen Joint weniger durch die Rübe ziehen sollen.

Oder aber dem Hörer gleich ein paar halluzinogene Stimulanzien beipacken sollen: ‚Any Ol‘ Way‚ ist eine trippig ausfransensende Angelegenheit geworden, die dort weitermacht, wo die Gebrüder Bird auf ihrem rundum tollen, selbstbetitelten Debütalbum von 2010 ihren eingängigen Sludge in psychedelische Gefilde abdriften ließen und für die zerschossene ‚Under Cover Crops‚-EP  zwei Jahre später den blumigen Rock der 1970er für sich entdeckten – und funktioniert wohl am effektivsten, wenn die eigene Wahrnehmung ähnlich verschleiert ist wie das verdrogte Albumartwork.
Ausgerechnet an Effektivität scheint das Duo alllerdings mittlerweile kaum noch interessiert zu sein – geht es zumindest nach dem launigen, unfokusiertem Songwriting. Tweak Bird lassen die Denge gerne schleifen, soviel sollte längst klar sein, nur wirken die elf neuen Songs der Kombo erstmals so, als wäre der Graskonsum in der Wertigkeit deutlich über dem Zuendedenken der Kompositionen gestanden: der Druck, den die Band ab 2007 auf ihren ersten EPs aufgebaut hat steht für ‚Any Ol‘ Way‚ zu keinem Zeitpunkt zur Debatte.

Da eröffnet mit ‚Weird Oasis‚ ein aus dem Leim gehender Blues, der den Zustand der Dinge mit nebulösem Blick geraderückt: früher wären Tweak Bird aus all den genüsslichen Verschleppungen wohl irgendwann energisch aufgebrochen – heute dümpeln sie lieber geradewegs hinein in die falsche Fährte. Zündende Momente umkurvt man, die Ziellosigkeit wird zur Maxime erhoben. Zusammen mit dem leidlich variierten ‚Sunshine (Slight Return)‚ als zwischen den Seilen hängenden Rahmen fängt dies die zwischen sexy und lustlos, entspannt und dröge pendelnde Stimmung der Platte ideal ein. Wenn ein ‚Mild Manor‚ zum kopflosen Kraut-Spacerock ohne Destination abhebt, ‚A Sign of Positivity‘ sich smart in einen auslaufenden Minimal-Jampart zurücklehnt aber nicht wieder aufstehen will, ‚Ispiration Point‚ eine epische Abgründigkeit in Aussicht stellt, sich danach aber ohne Konzept veriert, oder ‚Peace Walker‚ die Melvins-Heavyness der Band antäuscht und danach das beachtliche Händchen für catchy Hooks einfach vertändelt – dann sind das die Hochphasen einer Platte, die gute Ideen kaum zu Ende denkt, ihr Potential desinteressiert links liegen lässt um genüsslich in andere Sphären zu driften.

Damit kocht die Band auf Dauer allzu oft auf Sparflamme, schöpft die Bestandteile ihres Zweitwerks aus einem limitierten Inspirationspool. Gleich drei Songs scheinen ungeniert um das selbe Black Sabbath-Riff zu mäandern: das träge ‚Greens‚ stichelt, ohne das abseits der nervigen Melodie etwas passieren würde; ‚She Preach‚ recyclet das selbe Motiv gleich anschließend schnurschtracks, findet aber in die Arme einer mediativen Trompete; und ‚Burn One‚ schielt marginal weiter  Richtung beschwingtem Doom. Generell zu viele Downer, zu wenig Speed im Spiel? Mag sein. Sicherlich aber die dösendste und unhippste Gedankenbrücke zwischen dem zeitgemäßen Indie-Psychedelica-Trend von Tame Impala und Co. zur verträumten Katerstimmung einer Stoner-Party von Big Business. Diese schütteln Tweak Bird aufAny Ol‘ Way‚  mit genug Talent aus den Ärmeln um gerade durch die beliebige Herangehensweise einen gleichermaßen lethargischen wie gelangweilten (ja, auch langweilenden) Reiz und ungezwungenen Rausch auszustrahlen, in den man sich mit Fortdauer durchaus verlieren kann. Dennoch: es bleibt zu hoffen, dass Tweak Bird nicht auch ihr restliches Feuer verrauchen.

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