Turnstile – Glow On
Flächendeckender Konsens kann so herrlich kompromisslos sein: Turnstile gehen auf Glow On den Weg von Time & Space (2018) konsequent in den Pop weiter und liefert(en) eines der Sommeralben 2021.
Es heißt schon was, dass es Glow On nicht zum Nachteil gereicht, mit Mystery, Holiday und T.L.C. (Turnstile Love Connection) neben dem Interlude No Surprise einige der stärksten Hits der Platte bereits vorab von der Leine gelassen zu haben. Einerseits, weil sie im Kontext eines noch ausführlicheren Sammelsuriums aus Einzelsongs zum ersten noch ein wenig besser funktionieren, als im EP-Teaser. Und zum anderen, weil Turnstile eigentlich problemlos ebenbürtige Ohrwürmer und Hits – bis zu einem gewissen Grad auch bagatellisierende Skizzen der Catchiness – nachlegen, deren ansteckender Unterhaltungswert seinen kurzweiligen Reiz barrierefrei anbietet und mit sprunghafter Aufmerksamkeitsspanne durch die Genres feiert.
Blackout rifft straight und geschmeidig, setzt Tupfer in den Rhythmus als auch im späteren Verlauf immer wieder auftauchende Signatur und streut einen hymnisch anziehenden Refrain als Kirsche-Topping, nur um hinten raus doch lieber den heavy Breakdown gegen südamerikanische Percussion zu tauschen. Don’t Play ist insofern gar Punkrock im Salsa-Gewand, samt verträumtem Klatschen, Gangshouts und Gitarren, die wie auf Wolken hüpfen, während Underwater Boi Mac DeMarco-artiges Geplänkel relaxt zur Shoegaze-Entspannung lotst, bis der Druck für Chorus kurzzeitig steigt. Humanoid / Shake It Up bringt praktisch zwei Songs in knapp 69 Sekunden unter, wenn einen flotter, netter Nietenjackenträger mit spacigen Texturen einem Schweinerocker begegnet.
Tanzbar schmissig groovt Endless mit dem Bein am Gaspedal als Singalong voller melancholischer Wehmut samt kompaktem Zug, und Fly Again wandelt eine verträumte Pianolinie in eingängig aufstampfende positive Energie um, bevor Alien Love Call als entschleunigte Nonchalance am Strand mit tropical plingender Gitarre und Blood Orange auf der Gästeliste die Symbiose aus Beach House und Beach Boys sucht. Wild Wrld erzeugt Spannungen, die sich in einem kniffligen Pit-Ringelspiel entladen, inklusive galoppierender Effekte, einer Maultrommel-Kindergeburtstag und rhythmischer Extravaganz. Der Alternative Rock von Dance-Off setzt auf Cowbells und Handclaps, New Heart Design dagegen auf ein bisschen Disco und The Cure.
Nicht erst im Closer Lonely Dezires tummeln sich die Ideen hier also ausgelassen und abwechslungsreich, wenngleich einige Nummern dabei oft wirken, als wären sie eher eine Stafette aus infektiösen kurzen Ideen, als wirklich zu Ende gedachte Songs, die vom atemlosen Kontext nie einem zu genauen Fokus ausgesetzt werden sollten. Es gibt schließlich auch so – oder gerade deswegen – Endorphine nonstop, dieser Reigen strotzt vor Energie und Spielfreude, macht einfach für eine überschaubare Zeitspanne hemmungslosen Spaß und bedingungslos gute Laune, auch ohne die nachhaltigere Tiefenwirkung des Vorgängers zu erreichen.
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