Turnpike Troubadours – A Cat in the Rain
Evan Felker ist nüchtern geworden und hat in die Arme seiner Frau ebenso zurückgefunden, wie zu seiner Band – die seit ihrer Wiedervereinigung so erfolgreich wie nie zuvor auftritt. A Cat in the Rain speist sich nun nicht nur aus diesem Prozess, sondern krönt ihn auch ein klein wenig.
Zumindest subjektiv betrachtet waren da im Vorfeld aber doch Sorgen, ob die Studio-Rückkehr der Turnpike Troubadours restlos gelingen würde. Was zum einen auch an der bisherigen, in qualitativer Hinsicht für eine ordentliche Messlatte sorgende Diskografie der Red Dirt-Konsensband lag, zum anderen aber mehr noch an der Entscheidung, Shooter Jennings den Produzenten-Posten vom offenbar zu progressiv eingestellten Sturgill Simpson übernehmen zu lassen.
Zum zweiten Punkt kann jedoch spätestens jetzt und insofern Entwarnung gegeben werden, weil Jennings den Troubadours in den rockigeren Momenten (wie etwa dem feinen, entspannt und lockeren Midtempo-Start Mean Old Sun, dem unaufgeregt zu Tom Pettys Americana schielenden Chipping Mill [bisher ein Solo-Stück von Felker], der relaxten Quasi-Adaption von A New Name for Everything in Form des Titelstücks oder dem beschwingt nach vorne gehenden East Side Love Song (Bottoms Up)) zwar ein paar wenige Kanten abgeschliffen hat, dafür aber auch neue Perspektiven ermöglicht, da das sein Dobro und den Chor vor die Palette aus Fidel, Mandoline und Co. stellende (von den Ozark Mountain Daredevils geborgte) Black Sky die Band gar weit wie nie in den Bluesrock lehnt.
Der Charakter der Gruppe bleibt aber ohnedies auch im saubereren Klang unverkennbar, zumal der weichere Sound durch die prominenter eingesetzten harmonischen Backing-Gesänge gerade in den ruhigeren, balladeskeren Songs gut aufgeht, wo das Songwriting ganz allgemein erstklassig geblieben ist.
Da den Turnpike Troubadours auch diesmal wieder kein schwacher Song gelungen ist (selbst wenn A Cat in the Rain im dritten Viertel ein bisschen weniger stark aufzeigt), ist in diesen Phasen der Einkehr die Magie der immer noch perfekt aufeinander eingespielten Gruppe zu suchen.
Wie das getragene Brought Me als hauseigener Quasi-Instant-Klassiker folkiger schunkelt und sich wundervoll an die ebenso kompetente Single Lucille schmiegt; wie The Rut in Erinnerungen und Nostalgie schwelgt; Three More Days (aus der Feder von Ex-Kollege John Fullbright) als soulige Creedence-Hommage das Ende der Tour herbeisehnt, bevor das Jerry Jeff Walker-Cover Won’t You Give Me One More Chance die Stimmung der Platte und Felkers Rückkehr auf den Pfad der Tugend in jeder Hinsicht perfekt trifft, im besten Sinne angenehm und gefällig die Zeitlosigkeit der Achse Gefühl, Talent und Handwerkskunst einfängt, die dieses Sextett (wieder) zu einem der zuverlässigsten und besten der zeitgenössischen Country-Szene macht.
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