Tunic – Wrong Dream

von am 21. November 2023 in Album

Tunic – Wrong Dream

Tunic-Frontmann David Schellenberg hat abseits des Band-Alltags gezwungenermaßen Bekanntschaft mit konventionellen 40-Stunden-Arbeitswochen gemacht. Und für sich entschieden, dass dies ein Wrong Dream für ihn zu leben wäre.

You’re supposed to be satisfied, sturdy and strong/ But what You really feel is stuck/ …/ Complaining about work/ But what you really feel is stuck/ It’s cancerous/ It grows within you/ a disease unable to shake/ a disease unable to shake/ To work./ To survive./ To overtake you“ heißt es folgerichtig in der fast mit poppiger Nonchalance samt fiebrig schimmernder Textur vorgetragenen Single Disease, während sich die restliche Platte über weite Strecken mehr denn je zwischen die Noiserock-Kampfzonen von KEN mode und vor allem Daughters drängt.
Man höre alleine, wie Under Glass als Psychose aus selbstgeisselnden Kreisen und Tarantel-Stichen samt unterkühlt leiernder Backing-Lethargie kaum eine andere Assoziation zulässt, und auch sonst: mit panisch an Nervensträngen gespannten Gitarresaiten, die oft zurückstellt auf die richtigen Momente für feiste Attacken oder stimmungsvolle Spannunsaufbauten warten, einer stoisch polternden Rhythmussektion, die allgegenwärtig und trotzdem so präzise akzentuiert wird, und natürlich dem manisch skandierenden Vocals von Schellenberg, die mit fauchender Verzweiflung theatralisch aufbrausend zum Spoken Word-Lamentieren neigen.

So scheinen Tunic mit unterdrückter, geförderter Heaviness launisch zu lauern, um dann instinktiv zu eskalieren, wiewohl das Songwriting sich stets der naheliegstens Katharsis entzieht. Sei es in der sinister flanierenden Noir-Attitüde der abrassiven Wucht von Protected, dem Post Punk von Whispering, der als Bastard aus Idles und Metz einer Art opulentes Finale provoziert, oder dem für Bandverhältnisse fast schon direkt tanzbaren Indirect.
Über all der gar nicht refenzscheuen, sich jedoch eine eigene Identität reklamierenden Biestigkeit steht allerdings dann das Finale Empty Husk, ein doomig brutzelndes Ausbluten abgekämpfter Schönheit samt optimistisch aufmachendem Optimismus und gemeingefährlicher Emo- Aufbruchstimmung, der das Epigonentum endgültig gerade rückt und Tunic tatsächlich tröstend in ihren Unmut miteinbeziehen: „This entity is gone/ That is an empty husk/ I’ve reached that point of it/ That I’ve been afraid of„.
Für soviel erlösendes Konsens-Gemeinschaftsgefühl sind die Sound-Paten des Trios dann ja doch eher selten zu haben.

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